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Sport: An der Playstation

Wie sich die Fahrer auf den neuen Kurs vorbereiten

Der erste Formel-1-Sieger auf der neuen Strecke des Istanbul Speed Park stand schon am Donnerstag fest, obwohl noch kein Formel-1-Auto über den Kurs gefahren war. Der Sieger hieß: Felipe Massa. Der 24-jährige Brasilianer vom Sauber-Team, der in der nächsten Saison für Ferrari fahren wird, hatte den Großen Preis der Türkei auf seiner Playstation abgefahren und gegen die virtuelle Konkurrenz des Computerprogramms gewonnen. „Auf sehr hoher Schwierigkeitsstufe“, sagte Massa stolz. Es gibt eben verschiedene Methoden, sich einem neuen Kurs anzunähern.

Eine wichtige Voraussetzung für ein gutes Abschneiden ist eine ausgefeilte Technik. Da die Ingenieure den neuen Kurs mit seinen Feinheiten noch nicht kennen, haben alle Teams die Strecke mit dem Satelliten-Orientierungsprogramm GPS auf den Zentimeter genau vermessen. Nun kann am Computer ein dreidimensionales Modell erstellt werden, in dem nicht nur simple Dinge wie Kurvenradien oder Steigungen und Gefälle berücksichtigt sind, sondern auch kleinste Details wie etwa der Neigungswinkel des Asphalts in einzelnen Kurven. Auf dieser virtuellen Strecke kann man auch virtuelle Autos fahren lassen, die auf alle möglichen Weisen abgestimmt sind. So können die Experten eine erste Abstimmung des Fahrzeugs erarbeiten, die im echten Training nur noch verfeinert werden muss.

„Besonders wichtig ist es herauszufinden, mit welcher Spitzengeschwindigkeit man auf der Geraden fahren muss, damit man dort nicht überholt werden kann“, sagt Sauber-Technikchef Willy Rampf. „Von dieser Geschwindigkeit hängt sehr viel ab, zum Beispiel die Frage, mit wie viel Abtrieb, also Bodenhaftung, man fahren kann.“ Auf den neuen Strecken von Bahrain und Shanghai, die 2004 in das Formel-1-Programm aufgenommen wurden, funktionierte das Simulationsprogramm so exakt, dass die Experten bis auf ein Prozent an den tatsächlich gemessenen Wert herangekommen sind. „Das entspricht einer Differenz von drei Stundenkilometern“, sagt Rampf.

Größter Unsicherheitsfaktor bei solchen Simulationen ist die optimale Haftung der Reifen. Denn dazu muss man den genauen Zustand des Asphalts kennen. Der Straßenbelag wird zwar untersucht, aber er lässt sich nie hundertprozentig simulieren. Staub, minimale Ölspuren oder kleine Temperaturänderungen können ihn verändern, und damit sind viele Rechnungen wieder hinfällig.

In solchen Fällen ist es wichtig, dass die Fahrer die neue Strecke möglichst schnell im Griff haben. „Normalerweise hat man einen neuen Kurs nach maximal zehn Runden drin“, sagt Red-Bull-Pilot Christian Klien. „Aber hier braucht man wohl 15 bis 20 Runden.“ Ein paar Runden hatte er am Donnerstag schon auf seinem Moped absolviert, um sich einen ersten Eindruck zu verschaffen. Aber natürlich hatte er den Kurs auch auf der Playstation abgefahren. Auch der siebenmalige Weltmeister Michael Schumacher fuhr mit dem Moped; andere dagegen wie Nick Heidfeld von BMW-Williams gingen lieber zu Fuß. Kimi Räikkönen dagegen hielt eine Streckeninspizierung für unnötig, auch wenn der McLaren-Mercedes-Pilot noch Chancen hat, Weltmeister zu werden. „Ich bin mit unseren Ingenieuren die Strecke am Rechner genau durchgegangen und habe mir alles erklären lassen, das sollte reichen“, sagte er.

Offenbar lag er damit nicht falsch. Im ersten Training am Freitag war der Finne auf Anhieb Zweiter hinter seinem Teamkollegen Pedro de la Rosa, der für Juan Pablo Montoya im Cockpit saß. Dieses Trainingsresultat passt ins Bild. McLaren-Mercedes hat in dieser Saison auf der Piste die schnellsten Autos. Es überrascht daher nicht, dass das Team auch am Simulator am besten arbeitet.

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