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Sport: An Mut herrscht Mangel

Um ganz vorne dabei zu sein, fehlt Hertha BSC meist nur ein kleines Stück – aber das fehlt immer wieder

Marko Pantelic hat sich noch nie an Sprachregelungen gehalten. Offiziell wurde bei Hertha BSC vor dieser Saison kein Saisonziel ausgegeben. Es gehe lediglich darum, die Mannschaft zu entwickeln, sagte die Vereinsführung. Pantelic aber redete unverkrampft davon, mit seiner Fußballmannschaft in die Champions League einziehen zu wollen. Von dieser Zielstellung wollte der 28 Jahre alte Serbe auch gestern Morgen nicht abrücken, nachdem Hertha einen Tag zuvor 0:2 bei Schalke 04 verloren hatte. „Wir werden jetzt Selbstkritik üben und dann sehen, was heraus kommt“, sagte er.

Trainer Falko Götz hatte zuvor die ehrgeizigen Zielstellungen seines Torjägers Pantelic kritisiert. „Wer Champions League spielen will, der muss auch Champions-League-Leistung bringen“, sagte Götz. Diese Aussage seines Trainers wollte Pantelic lieber nicht kommentieren. Er schüttelte den Kopf. Pantelic hat die Berliner mit elf Toren in der Bundesliga erst in das obere Tabellendrittel geschossen. Für mehr aber reicht es nicht.

Natürlich ist der derzeitige Tabellenstand eine lobenswerte Leistung. Im Kader stehen 12 oder 13 gute Bundesligaspieler, die Reservespieler verfügen kaum über Erfahrung in der ersten Liga haben. Schon eine mögliche Qualifikation für den Uefa-Cup ist deshalb keine Selbstverständlichkeit. Auf der anderen Seite hätte das Unwahrscheinliche bei Schalke auch gelingen können. Die Mannschaft wäre mit einem Sieg zumindest über Nacht an Bayern München vorbei auf Platz vier vorgerückt. Die Chance war da. In der ersten Halbzeit erspielten sich die forschen Berliner zwei gute Tormöglichkeiten, Schalke lediglich eine. „Danach hat es einfach nicht mehr gereicht“, sagte Mittelfeldspieler Pal Dardai. Ein bisschen wirkte es so, als würde sich die Mannschaft in ihr Schicksal ergeben – eine Niederlage beim Tabellenführer halt. Einen Sieg hatte sowieso niemand erwartet.

Nach dem dritten Platz in der Saison 1998/1999 hat Hertha in sieben Spielzeiten sechs Mal den Sprung in den Uefa-Cup geschafft. Eine gute Bilanz. Am großen Schritt unter die ersten Drei scheiterte Hertha aber regelmäßig. Besonders war das vor zwei Jahren zu beobachten, als Hertha am letzten Spieltag zu Hause nicht über ein 0:0 gegen Hannover hinauskam und damit Platz drei verpasste. Und auch wenn ein Sieg gegen Schalke am Samstag nicht die Teilnahme an der Champions League bedeutet hätte, so wäre er doch ein Signal an die Konkurrenz gewesen, dass mit Hertha zu rechnen ist. „Uns hat der Mut gefehlt“, bilanzierte Manager Dieter Hoeneß.

Die Gründe für den Einbruch der Berliner in der zweiten Halbzeit bei Schalke waren vielfältig. „Wir haben sehr, sehr hart dafür gekämpft, Bälle zu gewinnen, haben diese dann aber schnell wieder verloren“, sagte Götz. Deshalb sei der Druck des Gegners gewachsen. Pal Dardai konnte „nicht verstehen, warum wir in der zweiten Halbzeit nicht weiter nach vorne gespielt haben“. Drei Mann seien im Angriff gewesen und sieben hätten verteidigt, sagte Dardai. Schalke erhöhte das Tempo nach dem Seitenwechsel, die Berliner mussten zusehen die aufklaffenden Lücken im Mittelfeld zu schließen.

Seine jungen Spieler will Götz für die Niederlage nicht verantwortlich machen. Zwar seien den beiden Gegentoren Fehler des 20 Jahre alten Chinedu Ede sowie des 18-Jährigen Jerome Boateng vorausgegangen, aber davon abgesehen hätten beide gut gespielt. „Durch solche Situationen entwickeln sie sich doch weiter“, sagte Götz. „Das Lehrgeld zahlt halt nicht nur der Spieler.“ An den Unkosten musste sich die Mannschaft beteiligen.

In der jüngeren Vergangenheit war Hertha ein Platz in der Champions League verwehrt geblieben, weil die Mannschaft zu abhängig von Marcelinho war, dessen Form schwankte. Jetzt ist Marcelinho weg. Und die Berliner sind zu abhängig von den schwankenden Leistungen ihrer jungen Spieler. Ein Fortschritt. Marcelinho wird sich nicht mehr ändern. Herthas Jungprofis aber können das noch.

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