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Endlich wieder ein Grund zum Lächeln. Andrea Petkovic gewann das Turnier in Sofia am vergangenen Wochenende durch einen Finalsieg über die Italienerin Flavia Pennetta.

© AFP

Andrea Petkovic vor dem Fed-Cup-Finale: Wieder in Form dank Barbara Rittner

Vor dem Fed-Cup-Finale hat Andrea Petkovic auch dank ihrer langjährigen Vertrauten und Förderin Barbara Rittner ihre Form zurückgefunden. Und die Maden in ihrer Küche hat Barbara Rittner ihrer Spielerin ebenfalls längst verziehen.

Barbara Rittner hat es inzwischen bitter bereut. Nicht bloß, dass sie kürzlich überhaupt diese Anekdote mit den Maden erzählt, sondern, dass sie Andrea Petkovic jemals ihre Wohnung überlassen hatte. Petkovic war damals erst 19 Jahre alt und durfte Rittners Kölner Apartment während der Reha nach ihrem Kreuzbandriss bewohnen. Petkovic war das erste Mal auf sich allein gestellt, „das Mama- und Papa-Kind“, erinnert sich Rittner.

Man hätte es wohl ahnen können: Hochsommer, Petkovic vergaß, den Müll runterzubringen und schon krabbelten die ungebetenen Gäste an der Küchendecke. „Ich habe vier Tage gebraucht, um die Biester wegzusaugen“, berichtete Rittner und schüttelte sich beim Gedanken daran immer noch. Denn sogar Monate später kamen selbst in verschlossener Schokolade und Keksen neue Maden zum Vorschein. „Das war so eklig“, meinte Rittner, „aber Petko war es auch unendlich peinlich.“ Verziehen hat sie der inzwischen 27-Jährigen längst. Dass sie nun vor dem am Samstag beginnenden Fed-Cup-Finale ständig auf diese Episode angesprochen werden, weckt zwar unappetitliche Erinnerungen, doch es belegt auch das besondere Verhältnis, das die beiden von jeher verbindet.

„Ich vertraue ihr“, betonte Rittner am Mittwoch im kargen Pressekonferenzraum in den Katakomben der Prager Arena, „deshalb spielt Andrea auf jeden Fall am Samstag.“ Petkovic, die neben ihr auf dem Podium saß, strahlte glücklich, und dieses Lächeln war der lebenslustigen Darmstädterin seit einer Weile abhandengekommen. Die Weltranglisten-14. steckte in einer Krise, wohl eher privater Natur, doch dadurch traf sie eben auch die Bälle nicht mehr.

Schon nach ihrem frühen Aus bei den US Open hatte Petkovic davon gesprochen, dass „jetzt Prag das Einzige ist, was mir noch wichtig ist“. Der selbst auferlegte Druck, die eigenen Probleme – alles wurde Petkovic vor drei Wochen in Luxemburg einfach zu viel. Es gab Tränen, sie wirkte verzweifelt. Ihr Einsatz gegen die Tschechinnen schien in Gefahr. Doch Rittner kennt das schon. Petkovic ist ein durch und durch emotionaler Mensch, da kommen kleine Ausbrüche mal vor. Aber die Frau mit den bosnischen Wurzeln beruhigt sich meist ebenso schnell wieder, auch weil sie um Rittners Rückhalt weiß. Die Bundestrainerin hatte mit ihrem ungewöhnlich frühen Bekenntnis für den Einsatz von ihr und Angelique Kerber in den ersten beiden Einzeln gegen Tschechien ein Zeichen gesetzt. Sie hatte immer an Petkovic geglaubt – Krise hin oder her – nicht nur in den Wochen vor dem ersten Fed-Cup-Endspiel für die deutsche Mannschaft seit 22 Jahren.

Rittner hat Petkovic schon unter ihren Fittichen, seit diese 13 Jahre alt war, und ging mit ihr durch alle Höhen und Tiefen und durch zahlreiche schwere Verletzungen. Vor ihrem Durchbruch im Jahr 2011, als sie sich erstmals in die Top Ten spielte, musste sich Rittner für ihre Loyalität zu Petkovic oft rechtfertigen. Die so vielseitig Begabte sei doch viel zu intelligent und anderweitig interessiert, um es im Tennis weit zu bringen, hieß es von Kritikern. Doch Rittner vertraute auf sie, mit Recht. Und Petkovic zahlte es ihr mit treuer Bereitschaft zum Fed-Cup zurück. Selbst wenn es so schwierige Reisen waren wie mitten in der Saison zum Halbfinale ins australische Brisbane. Die Erfahrungen schweißten zusammen. Die schweren aus den turbulenten Jahren mit den ständigen Auf- und Abstiegen aus der Weltgruppe und die guten in diesem Jahr.

Der ersehnte Titel, auf den sie jahrelang hingearbeitet hatten, könnte ihre Verbindung krönen. Und gerade rechtzeitig hat Petkovic wieder in die Spur gefunden. Sie gewann nach durchwachsenem Beginn das „Tournament of Champions“ in Sofia und betonte nun: „Ich habe die Wende geschafft nach den harten letzten Wochen – und ich bin der beste Beweis, dass Unkraut nicht vergeht.“

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