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Sport: Angekommen in Europa

Beim HSV machen sich die Ausgaben für eine neue Abwehr bezahlt – der Klub steht im Uefa-Cup

Von Karsten Doneck, dpa

Berlin - Seit Mitte Mai vertreibt der Hamburger SV in seinen Fanshops eine neue DVD. Wer das Produkt für 19,95 Euro erwirbt, kann sich das Champions-League-Spiel zwischen dem HSV und Juventus Turin anschauen. In voller Länge, immer und immer wieder. 4:4 endete die dramatische Partie, sie fand am 13. September 2000 statt, Frank Pagelsdorf war damals der Trainer.

Knapp fünf Jahre später feiert der HSV wieder ein europäisches Freudenfest. „Wir sind in Europa, das ist wunderschön“, jubelt der aktuelle HSV-Trainer Thomas Doll. Auf dem langen Weg durch den UI-Cup hatten sich die Hamburger am späten Dienstagabend für den Uefa-Pokal qualifiziert. Im Final-Rückspiel des UI-Cups reichte der Mannschaft ein 0:0 beim spanischen Ex–Meister FC Valencia. Das Hinspiel hatten die Hamburger 1:0 gewonnen. „Jeder Einzelne ist über seine Schmerzgrenze gegangen“, lobte Doll seine Profis.

Der FC Valencia verbreitete freilich im heimischen Estadio Mestalla auch nur wenig Angst und Schrecken in den HSV-Reihen. Zu Beginn scheiterte Patrick Kluivert zwar mal mit einem Kopfball an der Querlatte, danach hatte die HSV-Abwehr aber alles unter Kontrolle. Auch Valencias Sturm- und Drangperiode eingangs der zweiten Hälfte verpuffte. „Wir haben zwischendurch mal ein paar Probleme bekommen“, sagte HSV-Abwehrchef Daniel van Buyten, „aber letztlich hat bei uns die ganze Gruppe die Sache voll durchgezogen.“

Am Freitag wird nun in Monaco die erste Hauptrunde im Uefa-Pokal ausgelost. Neben VfB Stuttgart, Bayer Leverkusen, Hertha BSC und wahrscheinlich auch Mainz 05 ist der Hamburger SV der fünfte Bundesligist, der im Lostopf liegt. Gespielt wird die Runde am 15. und 29. September. Wer sich dort durchsetzt, kommt in die am 20. Oktober beginnende Gruppenphase. Je fünf Mannschaften bilden eine Gruppe, jeder spielt nur einmal gegen jeden, zwei Heimspiele sind garantiert. Und damit stattliche Einnahmen. Mit zwei bis drei Millionen können die Klubs rechnen. Der HSV hat den Uefa-Cup in seine Budgetberechnungen für die laufende Saison nicht eingeplant.

Den Aufwind aus dem UI-Cup will der HSV unbedingt auch für die Bundesliga nutzen. Nach zwei achten Plätzen in den vorangegangenen Spielzeiten möchte der Verein endlich wieder national in die Spitze. Die Voraussetzungen scheinen zu stimmen. „Wenn wir gegen Valencia bestehen, dann können wir auch in der Bundesliga bestehen“, verkündet Abwehrspieler Bastian Reinhardt selbstbewusst. Vor allem die Abwehr bereitet dem HSV Freude. In vier UI-Cup-Runden mit acht Spielen kassierte die Mannschaft nur zwei Gegentore. Das ist auch das Ergebnis einer gelungenen Einkaufspolitik. Vor der Saison 2004/05 hat Sportchef Dietmar Beiersdorfer durch die Verpflichtung von Daniel van Buyten und Khalid Boulahrouz zunächst die Innenverteidigung abgedichtet, zu dieser Saison wurden mit Guy Demel und Timothee Atouba auch die Außenpositionen neu besetzt. Rund acht Millionen Euro hat der HSV für seine runderneuerte Abwehr ausgegeben. Viel Geld, das jetzt langsam wieder eingespielt wird. „Wir haben hinten sehr, sehr gut gestanden“, lobte Doll. Spektakulär wie einst gegen Turin war der Auftritt des HSV in Valencia sicher nicht, eher zweckmäßig, weil ganz und gar auf den Erfolg ausgerichtet. Und von daher sicher kein Stoff für eine neue DVD.

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