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Sport: Angekündigter Zusammenbruch

Leverkusen erlebt ein Desaster in Piräus

Von Erik Eggers

Athen. Es war einer jener erregenden Momente im Fußball, in denen sich ganze Spiele entscheiden. Und gleichzeitig versammelte sich in der 62. Minute des Champions-League-Spiels zwischen Olympiakos Piräus und Bayer Leverkusen die ganze Hoffnungslosigkeit einer Mannschaft, deren große Erfolge auch auf europäischer Ebene nunmehr das sind, was im Tagesgeschäft Fußball nicht zählt: Vergangenheit.

Weltmeister Lucio hatte sich in dieser 62. Minute den Ball erkämpft, und mit ihm stürmten drei weitere Leverkusener gegen zwei Verteidiger auf das gegnerische Gehäuse. Der Pass kam im richtigen Moment zu Bastürk, doch dieser ließ sich, in dem komatösen Zustand, in dem er das ganze Spiel im engen Stadion Rizoupolis erlebte, den Ball abgrätschen. Vertan die Chance, zum 2:3 zu verkürzen und das bis dato grausame Spiel vielleicht doch noch umzubiegen. Fassungslosigkeit sprach aus Lucios Gesicht, von nun an resignierte er.

Zwei Minuten und zwei Konter später verwandelte Predrag Djordjevic, der grandiose Lenker des griechischen Rekordmeisters, einen Foulelfmeter zum entscheidenden 4:1 für Piräus. Und am Ende konnten die Leverkusener, bei denen sechs Spieler verletzt fehlten, noch froh sein, nicht noch höher untergegangen zu sein, als das Endergebnis mit 2:6 ohnehin schon aussagt. Es war wahrlich eine epische Niederlage, in die sich der Vorjahresfinalist in der improvisierten Arena vor 13 000 Zuschauern fügte. Eine Niederlage, nach der ein blasser Manager Reiner Calmund nach Sätzen rang. „Wir haben uns einfach auf die Schlachtbank begeben“ sagte Calmund. Dieses Match, keine Frage, sei die „schlimmste Niederlage für uns in einem internationalen Wettbewerb“.

Nie zuvor kassierte eine deutsche Mannschaft in der Champions League so viele Gegentore. Auch Trainer Klaus Toppmöller räumte ein, dass dies noch eine Steigerung war gegenüber den Desastern in der Bundesliga. In der Tat: Wenn den Patienten Leverkusen bereits bei den verlorenen Heimspielen gegen Bochum und Hannover ein rätselhafter Virus befallen hatte, so war das Immunsystem dieses vor vier Monaten noch kerngesunden Fußballkörpers nun vollends zusammengebrochen.

Auch die solide Leistung von Keeper Frank Juric konnte das nicht verhindern; Juric, der den formschwachen Butt überraschend ersetzte, wird laut Toppmöller auch in Bremen spielen, eine Entscheidung, die für den etatmäßigen Torwart Jörg Butt „völlig unverständlich“ ist. Nicht nur über diese Personaldiskussionen wird zu reden sein, sondern auch über Spieler wie Simak, Balitsch und Kleine, die für Calmund schlicht „überfordert“ waren.

Das große Team Bayer Leverkusen, das vergangene Saison die Herzen vieler europäischer Fußballfans eroberte, weil sein Offensivfußball eine neue Stilprägung versprach, eben das Antikonzept zu den effektiven Maurern aus Mailand, Madrid und München - dieses große Team, es ist nicht mehr.

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