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Sport: Angela, wo ist der Ball?

Was uns bei dieser EM alles genervt hat

DIE BILDREGIE

Wir sehen ausgiebige Zeitlupen einer Flanke ins Nichts. Wir sehen sinnlos begeisterte Kostümträger. Wir sehen die Ehrentribüne. Was wir nicht sehen, ist der Lauf des Spiels. Der Ball fliegt ins Toraus. Schnitt auf Frau Merkel. Was passiert mit dem Ball? Frau Merkel klatscht. Schnitt. Oh, der Ball ist fast schon an der Strafraumgrenze! Wie mag er dorthin gekommen sein? Wir müssten Frau Merkel fragen.

DAS RAHMENPROGRAMM

Vor Spielbeginn im Stadion: Stimmungsschlager aus den Lautsprechern , Einpeitscher zwingen zu „La-Ola- Wellen“, junge Frauen tanzen auf dem Rasen. Vor Spielende im ZDF: Popgrüppchen spielen selbsternannte EM-Songs. Nach Spielende in ZDF und ARD: Schaltungen in europäische Hauptstädte, in denen „eine Wahnsinnsstimmung herrscht“ und „man sein eigenes Wort nicht versteht“. Danach versuchen Waldemar Hartmann, Ingolf Lück und Konsorten lustig zu sein.

DIE GASTGEBER

Wenn Österreich spielt, tragen Heerscharen Rot-Weiß-Rot. Wenn Österreich nicht spielt, gibt sich niemand als Fan zu erkennen. Im Ernst-Happel-Stadion werden auch Skier gelagert, Fußball als Randsportart. Beim Ko-Gastgeber war die EM „der größte Anlass, der je in der Schweiz stattgefunden hat“, wie der Sprecher des Baseler Sportmuseums sagt. Ein „Anlass“, ja. Ein Event, Inhalt Nebensache. Wenn Fifa und Uefa auch Cricket-Turniere vergeben würden, dann wohl nach Grönland oder in die Mongolei.

DIE POLITIKER

Immer wieder gut: Wenn Politiker Fußball und Leben verwechseln, wie die Islambeauftragte der SPD Lale Akgün: „Ich freue mich, wenn Deutschland Europameister im Fußball wird, aber ich freue mich noch mehr, wenn Deutschland Exportweltmeister wird, oder bei der Bildung, beim Bruttosozialprodukt, oder bei der Berufstätigkeit von Frauen.“ Ja! Wenn Deutschland Spanien bei der Frauenberufstätigkeitsquote schlägt – das wird einen Jubel geben!

UND SONST SO

Die griechischen Statuen, die Otto Rehhagel gegen Schweden aufgestellt hat. Der Regen in Basel, der Regen in Klagenfurt, der Regen in Genf. Die Stromversorgung in Wien. Der eine oder andere vierte Offizielle. Zipfel und Zapfel, oder wie hießen diese Maskottchen? Und dass uns schon wieder so viele Mannschaften das Tippspiel verhagelt haben. Holger Wild

Holger Wild

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