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Sport: Angriff auf die großen drei

Von Michael Rosentritt Kaprun. Für Erfolge gibt es keinen Ersatz.

Von Michael Rosentritt

Kaprun. Für Erfolge gibt es keinen Ersatz. Das sagt Dieter Hoeneß immer wieder gern. Deshalb hat Herthas Manager Huub Stevens engagiert, weil er ihm zutraut, was er dessen Vorgänger Jürgen Röber nicht mehr zugetraut hat – mit Hertha BSC noch erfolgreicher zu sein. Unter Trainer Stevens soll die Mannschaft ansetzen zum Qualitätssprung. Und wo sie dabei landen soll, ist längst formuliert. „Wir wollen einen der großen drei überflügeln, um in der Champions League zu spielen“, sagt Hoeneß. Die großen drei, das sind Dortmund, Leverkusen und die Bayern.

Man wisse, dass das Ziel sehr „ambitioniert“ ist, sagt Hoeneß. Denn diese drei Mannschaften sind nicht nur nationale Spitze, sondern zählen zur besseren Gesellschaft in Europa. Leverkusen stand im Mai im Finale der Champions League, Dortmund im Finale des Uefa-Cups. Bleiben die Bayern. Die sind ohnehin immer mit vorn. Wie will Hertha das schaffen? Der Verein scheiterte in den vergangenen zwei Jahren jeweils in der dritten Runde des kleineren der beiden internationalen Wettbewerbe. „Der Trainer kann das nicht allein garantieren“, sagt Hoeneß. Er sagt aber auch: Die Erwartungen, die der Verein in Stevens stellt, seien berechtigt. Das erfülle er schon durch seine Vita. Stevens war niederländischer Nationalspieler, wurde mit Eindhoven mehrmals Meister, gewann als Trainer mit Schalke den Uefa-Cup und wurde DFB-Pokalsieger 2001 und 2002. „Aber das ist kein Selbstläufer“, warnt Hoeneß. „Es wäre auch das falsche Signal an die Mannschaft. Diese Bürde werden wir nicht dem Trainer aufbürden, auch wenn er unsere spektakulärste Neuverpflichtung ist.“

Der Star ist der Trainer. Das ist der Eindruck nach den ersten drei Trainingswochen. Auch wenn er sich dagegen sträubt. „Es geht doch nicht um mich, nicht um die Spieler. Es geht um den Verein“, sagt Stevens. Was soll er auch sonst sagen? Jetzt ist erst einmal die Mannschaft gefordert, deren personelle Grundordnung erhalten blieb. Sie ist gefordert, neu zu denken. Stevens brachte neben seinem guten Ruf auch noch ein paar neue Übungsformen mit. Eine neue Ansprache an die Mannschaft, neue Inhalte, neue Regeln. Hoeneß setzt auf die Kraft der neuen Impulse. Die Mannschaft hat sich mental umzustellen, sie müsse neu lernen. Das kostet Kraft. Reicht die vorhandene Kraft? Die Mannschaft wurde nur verstärkt durch den U21-Nationalspieler Arne Friedrich und Bartosz Karwan, der noch kein Deutsch spricht und sich auch auf dem Platz zurückhält.

Hertha steckt im Generationswechsel. Sechs Spieler sind älter als 30. Sechs spielten schon in der Zweiten Liga mit. 2003 laufen elf Verträge aus. Die vielen jungen Spieler, mal abgesehen von Lapaczinski und Marx, die aus dem eigenen Nachwuchs stammen oder geholt wurden, wie Friedrich, Pinto, Köhler, Mladenow, Zilic, Tchami, Ludvigsen und Nedzipi, brauchen Zeit. Zeit, die Hertha nicht hat, um das ehrgeizige Saisonziel zu erreichen. Hoeneß sagt: „Gegen Spitzenteams müssen wir punkten wie in der vergangenen Saison, aber die Nachlässigkeiten gegen Mannschaften aus dem unteren Drittel können wir uns nicht mehr leisten.“ Und: „Vielleicht bekommt ja eine der drei großen Mannschaften solche Probleme, wie wir sie in der vorigen Spielzeit hatten.“ Schlechter Saisonstart, Diskussion um den Trainer, schließlich dessen Ablösung.

Vorbeugend könnten Erfolge im DFB-Pokal wirken, sollte das vorrangige Unternehmen „Angriff auf die großen drei“ in der Bundesliga unterwegs ins Stocken geraten. Stevens weiß, wie man es bis ins Finale nach Berlin schafft, und dort sogar gewinnt. Er führte Schalke 1997 sogar zum Uefa-Cup- Sieg. Auch in diesem Wettbewerb ist Hertha einiges schuldig geblieben. Gleich zweimal hintereinander war der Klub vor dem Winter schon draußen. „Das ist fast schon lächerlich, wie wir Geld und Anerkennung verschenkt haben“, sagt Hoeneß.

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