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Mit starker Rückhand. Sabine Lisicki hatte mit der Kroatin Martic in der ersten Runde von Wimbledon wenig Probleme. Foto: AFP

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Sport: Anlauf von Außen

Sabine Lisicki übersteht in Wimbledon die erste Runde – und will mehr.

Zwölf Monate ist es her, da hatte der Center Court im All England Club ihretwegen Kopf gestanden. Sabine Lisicki war damals bis ins Halbfinale von Wimbledon gestürmt, obwohl niemand mit ihr gerechnet hatte. Denn monatelange Verletzungspausen lagen hinter ihr, nur über eine Wildcard war die Berlinerin ins Hauptfeld gerutscht. Und dann rang Lisicki in einer furiosen Partie sogar die chinesische French-Open-Siegerin Li Na nieder, wehrte dabei zwei Matchbälle ab. Es war jene Partie, mit der sie die Sympathien der Zuschauer eroberte und die ein Schlüsselerlebnis wurde. Lisicki war angekommen auf der Bühne, die sie von klein auf angestrebt hatte, und der Schritt unter die besten zehn schien nah.

Doch als Sabine Lisicki nun am Montagmorgen den Court No. 16 im All England Club betrat, einen der zahlreichen Außenplätze abseits der großen Arenen mit winzigen Zuschauertribünen, da schien das alles eine gefühlte Ewigkeit her zu sein. Damals musste sie vor Wimbledon wieder bei null anfangen, und auch jetzt war Lisicki erneut mit einer gewissen Unsicherheit nach London gereist. „Man ist immer nervös, wenn man weiß, man hat im letzten Jahr dort gut gespielt“, sagte Lisicki. Denn obwohl sie sich als Nummer 15 der Rangliste scheinbar in der Riege der stärksten Spielerinnen etabliert hat, so rutschte die 22-Jährige in den letzten Monaten immer tiefer in die Krise.

Vier Erstrundenniederlagen hat Lisicki auf dem Konto, seit sie nach ihrer Knöchelverletzung beim Turnier in Charleston zur Sandplatzsaison auf die Tour zurückgekehrt war. Und so fiel der Jubel auf Court No. 16, als Lisicki die Kroatin Petra Martic schließlich mit 6:4 und 6:2 bezwungen hatte, dann auch deutlich euphorischer aus. „Mir ist ein Stein vom Herzen gefallen“, meinte ihr Vater und Trainer Richard Lisicki erleichtert, und Fed-Cup-Chefin Barbara Rittner fügte hinzu: „Dieser Sieg kann eine Befreiung für Sabine sein. Das ist das Turnier, bei dem sich alles zum Guten wenden kann.“

Es waren zuletzt harte Monate für Lisicki. Wieder warfen sie Verletzungen zurück, krank wurde sie auch noch. Dass sie etwas ändern musste, wurde ihr spätestens klar, als sie in Charleston im Frühjahr erneut umknickte. „Ich habe gemerkt, dass ich meine Fitness verbessern muss, um meine Verletzungsanfälligkeit zu reduzieren“, erklärte Lisicki. Denn auch wenn sie mit über 200 Kilometer aufschlagen und die Bälle so hart wie kaum eine Konkurrentin über das Netz prügeln kann, so schien sie doch selten richtig austrainiert zu sein. In den Wochen vor den French Open verzog sich Lisicki daher fast ausschließlich in den Kraftraum. Ein Risiko, so mitten in der Saison, doch sie wählte es bewusst. Und sie nahm auch in Kauf, dass ihr durch den Trainingsmangel die Schlagsicherheit auf dem Platz fehlte. „Es ist ein kleiner Rückschritt, aber langfristig wird es mir helfen, in die Top Ten zu kommen“, sagte Lisicki nach ihrem Erstrundenaus bei den French Open.

Als sie auch bei dem Vorbereitungsturnier in Birmingham sofort verlor, floh Lisicki für eine Woche in die Akademie von Nick Bollettieri nach Florida. „Es waren 30 Grad, und ich habe nur hart trainiert“, sagte Lisicki, „ich wollte so viele Bälle schlagen wie möglich.“ Ihr breites Strahlen ist wieder zurück, all die schönen Erinnerungen an das letzte Jahr halfen dabei, wie auch die gediegene Atmosphäre im All England Club, die sie so mag. „Ich liebe dieses Turnier einfach, und ich möchte lange hierbleiben“, sagte Lisicki. Ein erster Schritt ist ihr zumindest gelungen.

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