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Armin Veh, Trainer Wolfsburg: "Dzeko wird bei uns bleiben"

Wolfsburgs neuer Trainer Armin Veh über Medizinbälle und das Geld von VW.

Herr Veh, Sie haben die Medizinbälle im Schrank gelassen, im Training wird wieder gelacht. Wollen Sie die Spieler als Nachfolger von Felix Magath erst einmal ein bisschen verwöhnen?



Die Medizinbälle kann man nutzen. Aber sie werden hier im Trainingslager auf Sylt nicht zum Einsatz kommen. Ich muss meine Spieler erst kennenlernen. Und im täglichen Training geht es nicht um die Außenwirkung. Was wir hier auf dem Platz anstellen, soll nicht gut aussehen, sondern Sinn machen. Es gab keinerlei Übergabe und keinen Kontakt zwischen mir und Felix Magath. Das ist auch nicht üblich in der Branche. Ich habe als Trainer meine eigene Philosophie.

Das hört sich nach dem neuen Selbstvertrauen von Bundesligatrainern an, die als Sportdirektor oder Geschäftsführer mehr Verantwortung übernehmen und am Ende selbst entscheiden, wann sie einen Verein wieder verlassen.

Das hat nichts mit den Positionen zu tun. Der Trainer ist immer der wichtigste Mann im Verein, egal ob er nun auch noch Manager, Sportdirektor oder Geschäftsführer ist. Was die Verträge und das Einhalten der Verträge durch Spieler und Trainer betrifft, muss jeder seinen Weg gehen. Das war in der Liga schon immer so und hat nichts mit einem neuen Selbstvertrauen, mit Vertragstreue oder -untreue zu tun. Was anders ist als früher, sind die hohen Summen, die im Spiel sind.

Was können Sie bei einem Klub, der gerade überraschend Deutscher Meister geworden ist, eigentlich noch besser machen?

Es hängt nicht nur von der Platzierung ab, ob man einen guten Job gemacht hat. Die Bayern müssten aufgrund ihrer Qualität jedes Jahr Meister werden. Sie sind es aber nicht geworden. Die Bayern sind auch in der neuen Saison der klare Titelfavorit. Dahinter sehe ich den VfL Wolfsburg erneut auf Augenhöhe mit all jenen Klubs, die für den Titel infrage kommen. Wir wollen wieder oben mitspielen. Dafür brauchen wir noch Verstärkungen. Im Gegenzug werden wir unseren Kader um bis zu zwölf Spieler verkleinern.

Ob Wolfsburg erneut Titelanwärter ist, dürfte auch davon abhängen, ob Edin Dzeko zum AC Mailand wechselt.

Er wird bei uns bleiben. Wir sind auch nicht unter Druck, schließlich läuft Edins Vertrag noch zwei Jahre lang. Ich kann ihm nur den Rat geben, noch mindestens ein Jahr zu bleiben. Ich habe schon so viele Spieler gesehen, die nach einem solchen Wechsel in der Versenkung verschwunden sind. Edin ist ein sehr talentierter Spieler. Aber er braucht auch noch Zeit und eine gewisse Harmonie, um sich weiterzuentwickeln. Wir werden das in Ruhe besprechen. Dass Milan ihn haben will, ist legitim. Aber das ist doch alles kein Wunschkonzert. Wir wollen ihn behalten, und so handeln wir auch.

Aber wie behält man einen Torjäger, der angeblich unbedingt wechseln möchte?

Wenn es um seine Entwicklung geht, hätte ich irgendwann Verständnis für einen Wechsel. Wenn es aber nur um das Geld geht, habe ich kein Verständnis. Aber es geht in seinem Fall um sehr viel Geld. Es gibt im Fußball gute Berater. Aber es gibt auch andere.

In Wolfsburg ist auch viel Geld im Spiel. Gehört es auch zu Ihrem Job, daran zu arbeiten, dass der Klub das Image vom Werksklub auf lange Sicht ablegen kann?

Natürlich ist es ein großer Vorteil, wenn man einen Konzern wie Volkswagen als Sponsor an der Seite hat. Aber es ist ja nicht so, dass man hier das Geld ohne Sinn und Verstand aus dem Fenster schmeißt. Wenn du oben mitspielen willst, brauchst du das nötige Geld. Aber ich glaube, dass das hier sehr vernünftig eingesetzt worden ist. Es wird auch Teil meines Jobs sein, dass wir uns nach außen gut darstellen. Für mich ist der Meistertitel kein Fluch, sondern ein Segen. Ich freue mich auf eine echte Herausforderung.

Das Gespräch führte Christian Otto.

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