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Sport: Auch Liverpool mit Dieter Hamann rechnet sich Chancen aus

Die Erwartungen unter den Fans des FC Liverpool sind hoch, sehr hoch. Zu lange waren sie frustriert darüber, dass die Erfolge beim englischen Fußball-Rekordmeister und dreifachen Europapokal-Sieger ausblieben.

Die Erwartungen unter den Fans des FC Liverpool sind hoch, sehr hoch. Zu lange waren sie frustriert darüber, dass die Erfolge beim englischen Fußball-Rekordmeister und dreifachen Europapokal-Sieger ausblieben. Der letzte Gewinn einer nennenswerten Trophäe, der FA-Pokal 1992, liegt schon sieben Jahre zurück, und die Meisterschaft wurde zuletzt 1990 gewonnen. Das können die verwöhnten Liverpooler Fans nicht akzeptieren. Und was noch mehr wurmt: Der Erzrivale Manchester United hat in den letzten Jahren die Trophäen reihenweise abgeräumt.

Es muss was getan werden, sagten sich Vorstand und Trainer Gerard Houllier - und wurden auf dem Transfermarkt aktiv. Über 75 Millionen Mark haben sich die Liverpooler acht neue Spieler kosten lassen. Und zu denen gehört auch Dietmar Hamann. "Liverpool hat schon immer große zentrale Mittelfeldspieler gehabt", sagt Houllier in Anspielung auf Graeme Souness und Jan Molby, "und ich glaube, Hamann kann der Nächste werden", schwärmt der Franzose weiter.

Möglich geworden war diese Verpflichtung auch, weil Hamann sich nicht mehr wohl fühlte in Newcastle. Die Differenzen mit Trainer Ruud Gullit zum Jahreswechsel und nach dem verlorenen Enspiel im FA-Pokal gegen Manchester United sind bekannt, doch der Münchner spielt sie herunter. "Es hat keinen Krach gegeben, das war eine Erfindung der Medien", sagt der deutsche Nationalspieler. Hamann hatte einen ganz anderen Grund für seinen Wechsel: "Ich werde in einer besseren Mannschaft spielen als letztes Jahr." Er verpasst jedoch die Möglichkeit, auf europäischer Bühne in Erscheinung zu treten. Newcastle United nimmt am Uefa-Pokal teil, Liverpool konnte sich nicht dafür qualifizieren. Doch das stört ihn nicht. "Der Uefa-Pokal ist doch abgewertet worden", sagt Hamann.

Warum er schließlich Liverpool wählte und nicht Arsenal oder Borussia Dortmund, die offenbar auch mehr oder weniger interessiert waren, liegt am Trainer. "Bei Gerard Houllier wusste ich nach zwei Minuten, dass er ein absoluter Experte ist. Ich war beeindruckt von den Plänen, die er hat, und wie er das Team spielen lassen will - es ist die Art von Spiel, die mir gefällt. Er will so spielen lassen wie die Mannschaft, die ich immer am Fernsehen gesehen habe, als ich in München aufwuchs. Damals war der FC Liverpool der beste Verein Europas", erzählte Hamann vor kurzem in einem Interview mit der englischen Tageszeitung "Daily Mail". Und an die großen Zeiten anknüpfen zu können, dabei will Hamann helfen, wenn möglich schon in dieser Saison.

Doch die Konkurrenz ist groß. Als Favorit für die Meisterschaft wird diesmal Chelsea betrachtet, einerseits wegen der Verpflichtungen von Englands Nationalstürmer Chris Sutton (Blackburn Rovers) und des französischen Weltmeisters Didier Deschamps, und andererseits, weil Manchester United nach dem Triple-Gewinn als gesättigt eingestuft wird und auf dem Transfermarkt fast inaktiv blieb. Lediglich der australische Nationaltorhüter Mark Bosnich wurde (ablösefrei) von Aston Villa geholt, als Ersatz für den Dänen Peter Schmeichel, der (ebenfalls ablösefrei) zu Sporting Lissabon ging. Und dem mittlerweile zum Sir ernannten Trainer Alex Ferguson sind die Hände gebunden. Der geschäftsführende Direktor Martin Edwards hatte vor kurzem erklärt, dass die Kasse für neue Spieler leer sei.

Auch Arsenal, Double-Gewinner 1998, muss stärker als in der letzten Saison eingestuft werden. Die Londoner haben den Abgang von Stürmer Nicolas Anelka wettgemacht, indem sie unter anderem Davor Suker, Oleg Luschni und den Brasilianer Silvinho holten. Doch in einer Hinsicht ist der FC Liverpool Favorit: Nach Ansicht der britischen Wettbüros wird der Rekordmeister (18 Titel) der erste Verein sein, der seinen Trainer entlässt. Aber eine Trainerentlassung wäre für Dietmar Hamann nichts Neues. Die erlebte er ja auch vor einem Jahr in Newcastle, als der Schotte Kenny Dalglish, der ihn letzten Sommer geholt hatte, wenige Wochen nach Saisonbeginn gefeuert wurde.

Martin Pütter

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