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Sport: Auf das Hoch folgt ein Tief

Nach dem dramatischen Sieg über Serbien sind Deutschlands Basketballer gegen Australien kraftlos – und verlieren 43:78

Dirk Bauermann stand mit versteinerter Miene an der Seitenlinie, die Arme vor der Brust verschränkt. Vor dem Basketball-Bundestrainer hetzten seine Spieler über das Feld – eigentlich wurden sie eher von ihren australischen Gegenspielern gehetzt. In der halbleeren Kadir-Has-Arena von Kayseri war es zu diesem Zeitpunkt so leise, dass man das Quietschen der Schuhe auf dem Parkett hören konnte. Die deutschen Fans hatten ihre Anfeuerung bis auf ein zaghaftes Trommeln längst eingestellt, die australische Mannschaft benötigte an diesem Abend gegen dieses deutsche Team ohnehin keine Unterstützung. In ihrem dritten WM-Spiel waren die Deutschen 22 Stunden nach dem dramatischen Verlängerungssieg über Serbien gegen Australien völlig chancenlos und unterlagen mit 43:78 (20:38).

„Das Spiel gegen Serbien hat uns viel mentale und körperliche Energie geraubt“, sagte Bauermann, „der Tank war leer.“ Die deutsche Mannschaft liegt nun vor dem heutigen spielfreien Tag auf dem vierten Platz der Gruppe A, punktgleich mit dem nächsten Gegner Angola. Die Afrikaner unterlagen am späten Abend den noch ungeschlagenen Argentiniern mit 70:91 (32:45), zuvor hatten die Serben bei ihrem 112:69 (57:37)-Sieg über Jordanien keinerlei Probleme gehabt.

Von Beginn an zeigten sich die Auswirkungen des strapaziösen Serbien-Spiels: Bauermanns Spieler waren nicht schnell genug auf den Beinen und nicht schnell genug im Kopf. Die Australier punkteten immer wieder mit Schnellangriffen oder Dreipunktewürfen, den Deutschen gelang nach ihrer 2:0-Führung sechs Minuten lang kein Punkt. Der Bundestrainer schickte früh seine Bankspieler auf das Feld – vergeblich. Am Ende des ersten Viertels stand es 19:7 für Australien, kurz darauf sogar 31:12. Bis zum demoralisierenden Pausen-Rückstand von 20:38 erzielte das Trio der deutschen Routiniers Jan Jagla, Steffen Hamann und Demond Greene, an dem sich die jüngeren Deutschen in den ersten beiden Spielen immer wieder aufgerichtet hatten, ganze zwei Punkte. „Ich habe früh gemerkt, dass die Kraft heute bei mir einfach nicht da war“, sagte der gegen Serbien noch überragende Jagla.

Bauermann verzichtete in der zweiten Hälfte komplett auf seine drei „Alten“, um sie zu schonen und den jüngeren Spielern die Möglichkeit zu geben, sich zu beweisen. Auf dem Spielfeld änderte sich allerdings nichts. „Mir kam es so vor, als hätten die Australier jeden Dreier getroffen – und wir keinen einzigen“, sagte Heiko Schaffartzik. Tim Ohlbrecht, an seinem 22. Geburtstag mit zehn Punkten noch einer der besseren Deutschen, gab zu: „Australien war bereit, das Spiel zu gewinnen. Das waren wir nicht.“

Obwohl die jüngeren deutschen Spielern kämpften, waren sie nicht in der Lage, auch nur ein wenig des Rückstands aufzuholen. In den beiden Spielen zuvor hatten alle Deutsche mit viel Leidenschaft gekämpft – in den entscheidenden Situationen aber hatten Jagla, Hamann und Greene die Verantwortung und das Kommando übernommen.

Dirk Bauermanns Team muss die letzten beiden Gruppenspiele gegen Angola und Jordanien nun gewinnen, um sicher das Achtelfinale zu erreichen. „Ich glaube nicht, dass uns die Niederlage gegen Australien einen Knacks gibt“, sagte Jan Jagla. „Ich denke eher, dass sie uns motiviert, noch härter zu spielen.“ Auch Bauermann stellte sich vor seine gerade so schlimm verprügelte Mannschaft. „Ich bin überhaupt nicht böse auf die Jungs, sie haben alles gegeben. Wir sind mehr als zufrieden mit den drei ersten WM-Spielen“, sagte der Bundestrainer und fügte hinzu. „Und freuen uns auf den freien Tag.“

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