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AUF DER EHRENTRIBÜNE: Kissinger löst Merkel als Fußballkanzler ab

Angela Merkel wird ja gerne vorgeworfen, inzwischen sozialdemokratische Politik zu machen – zumindest ein bisschen. Nach diesem Wochenende dürfen sich ihre Kritiker mal wieder bestätigt fühlen: Auch in der Fußball-Bundesliga gibt die Kanzlerin jetzt den Gerhard Schröder – wenn auch nur ein bisschen.

Angela Merkel wird ja gerne vorgeworfen, inzwischen sozialdemokratische Politik zu machen – zumindest ein bisschen. Nach diesem Wochenende dürfen sich ihre Kritiker mal wieder bestätigt fühlen: Auch in der Fußball-Bundesliga gibt die Kanzlerin jetzt den Gerhard Schröder – wenn auch nur ein bisschen. Auf der Ehrentribüne von Borussia Dortmund (einer der vielen Herzensvereine von „Acker“ Schröder) machte sie es sich im roten (!) Kostüm derart gemütlich, dass sie beim ersten Dortmunder Tor gegen Bayer Leverkusen sogar die Staatsräson des neutralen Jubelns vergaß. Hoch gingen die Arme zum typischen Mutti-Klammergriff, auch die Mundwinkel sprangen in die Luft, bevor Teilzeitfußballfan Merkel – erschrocken wohl von so viel unkontrollierter Emotion – die Arme und Lippen wieder in die gewohnten Positionen sinken ließ. Staatsfrauisch verschränkt.

Wie es anders geht, also mit aus Gelassenheit erwachsener Leidenschaft, zeigte der ehemalige US-Außenminister Henry Kissinger. Er jubelte weder gebremst noch ungebremst – für seinen Herzensklub Greuther Fürth gab es gegen den FC Schalke 04 nur Gegentore zu bestaunen. Kissingers Vater hatte seinem Sohn einst zu Opernbesuchen geraten, doch der Junge aus Fürth ging lieber zur Operette der Arbeiter – dem Fußball. Nachdem seine Familie 1938 vor den Nazis nach Amerika geflohen war, vergaß Kissinger seine große Liebe (eigentlich ist Greuther Fürth ja eher eine kleine) nie. Nun saß der 89-Jährige mit grün-weißem Fanschal im Stadion am Ronhof und hielt unerschütterlich lachend an seinem Traum fest: der Meisterschaft für den Aufsteiger.

Der deutsche Fußball hat an diesem Wochenende seinen Staatsmann gefunden. Die Bratwurst in Fürth hat ihm gut geschmeckt. Robert Ide

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