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Sport: „Auf Schalke muss ich Entertainer sein“

Jupp Heynckes über seine mögliche Rückkehr als Trainer nach Deutschland

Herr Heynckes, ein lokaler Radiosender, aber auch das Fachblatt „Kicker“, vermelden, dass Ihr Wechsel zu Schalke ausgemachte Sache ist.

Kann sein, kann nicht sein, ich bleibe bei meiner Zurückhaltung. Solange ich noch nicht mit meinem Präsidenten hier bei Athletic Bilbao gesprochen habe, solange noch nicht entschieden ist, ob wir uns für den UefaCup qualifizieren, solange also noch offen ist, wie es hier weitergeht, werde ich keine Entscheidung bekannt geben.

Der Qualifikation sind Sie mit dem 3:2-Sieg über Deportivo La Coruña ein gutes Stück näher gerückt …

… das ist die optimistische Sicht der Dinge, die realistischere sieht so aus: Wir müssen nächsten Sonntag in Madrid bei Real spielen. Real kann mit einem Sieg Meister werden, man kann sich vorstellen, welche Atmosphäre im Bernabeu-Stadion herrschen wird. Andererseits spielt unser Konkurrent um die Qualifikation, der FC Barcelona, gegen Celta de Vigo, und Celta hat sich am Sonntag vorzeitig für die Champions League qualifiziert. Wie viel aufopferungsvollen Kampf zu unseren Gunsten werden wir da wohl erwarten können?

Wahrscheinlich nicht viel, demnach ist die Saison entschieden, und Sie können Ihre Zukunft bestimmen.

Sie werden mich auch nicht durch die kalte Küche zu einer Aussage bewegen. Ich weiß, wie sensibel die spanische Öffentlichkeit, die spanische Presse und insbesondere meine Mannschaft reagieren würden, wenn sie schon heute erführen, dass ich nächste Saison wieder einen Bundesligisten trainiere.

Ihr Präsident selber hat doch schon über einen etwaigen Nachfolger fabuliert.

Nur als Möglichkeit, ausschließlich als Möglichkeit, und das muss er doch auch, weil meine Entscheidung ja wirklich noch nicht gefallen ist. Mein Gott, ich habe hier vor zwei Jahren eine Mannschaft übernommen, die heillos überaltert war. Wir haben ein komplett neues Team aufbauen müssen, mit der bekannten Einschränkung, dass wir nur baskische Spieler verpflichten. Soll heißen: Wir haben ja etwas erreicht, wenn wir nun nach nur zwei Jahren die Chance zur Uefa-Cup-Qualifikation haben, es gibt also auch noch etwas zu ernten.

In welchem Fall fiele ein Abschied leichter: als Qualifikant oder als gescheiterter Anwärter.

Das hat mit dem Uefa-Cup nichts zu tun. Meine Entscheidung setzt sich aus vielerlei Komponenten zusammen, unter anderen auch aus sehr privaten. Wir haben ja noch ein Haus in Mönchengladbach, unsere Tochter lebt verheiratet in Köln, das sind Faktoren, die spielen sicherlich eine Rolle, ob es ausschlaggebende sind, werde ich nicht sagen, auf jeden Fall wird die Familie mit beraten.

Dann dürfte auch eine Rolle spielen, was Sie auf Schalke erwartet: viel Druck nach einer verkorksten Saison und ein Manager, Rudi Assauer nämlich, der keinen Star neben sich duldet. Keine leichte Aufgabe.

Ach, wer hat es schon leicht heutzutage, Schwierigkeiten gibt es immer, davor darf man nicht zurückschrecken. Ich habe mit Real Madrid die Champions League gewonnen, das war im Mai 1998, und im Juni bin ich rausgeflogen. Soll mich da Schalke schrecken? Zum Job gehört der Druck.

Zumal auf Schalke.

Da muss ich Antreiber sein und Entertainer, Einpeitscher und wahrscheinlich auch Besänftiger für hochfliegende Emotionen.

Viel zu tun.

Aber das machen wir dann schon, wenn es so weit ist.

Das Gespräch führte Helmut Schümann.

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