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Sport: Aufbruch, jetzt

In der neuen Saison muss Hertha BSC beweisen, dass die Mannschaft nicht auf hohem Niveau stagniert

Von Stefan Hermanns

Berlin. Wenn zwei sich zusammentun, müssen sie noch lange nicht dieselben Ziele haben. Bei Hertha BSC, dem Fußball-Bundesligisten, und seinem neuen Sponsor Coca Cola ist das so. Der Getränkehersteller erhofft sich von der Kooperation mit dem Berliner Klub vor allem „lokale Relevanz“, Hertha hingegen sieht seine Zukunft eher international. Ein global agierender Konzern wie Coca Cola an der Seite kann da mit Sicherheit hilfreich sein, zumal wenn Jörn Esslinger, Coca Colas Geschäftsführer für Berlin und Brandenburg, öffentlich solch fast schon verboten schmeichelnde Sätze über den neuen Partner sagt wie: „Was hier in den letzten Jahren geleistet wurde, ist sagenhaft.“

Es stimmt ja, nur langsam wird es Zeit, dass Herthas Erfolgsgeschichte fortgeschrieben wird. Man mag die Geschichte schon fast nicht mehr hören von dem Klub, der vor fünf Jahren noch in der Zweiten Liga gespielt hat und jetzt im Begriff ist, zu den ganz Großen der Liga aufzuschließen. Viermal hintereinander war Hertha im Europapokal vertreten. Das ist die eine Seite. Die andere ist, dass es jetzt zum dritten Mal in Folge nur der kleine Uefa-Cup ist und dass Hertha immer schon ausgeschieden ist, bevor es ein paar Mark zu verdienen gab. In diesem Jahr soll sich das schon deshalb ändern, damit der Ausfall der Fernsehgelder kompensiert werden kann. Aber auch fürs Renommee wären ein paar Erfolge nicht schlecht. Hertha braucht ein Signal, dass der Verein nicht – wenn auch auf hohem Niveau – stagniert.

Es sieht ganz gut aus in dieser Hinsicht: So viel Aufbruch war lange nicht. Der Trainer ist neu, und vor allem ist Huub Stevens mit der Empfehlung aus Schalke gekommen, Titel gewinnen zu können. So etwas fehlt Hertha noch. Davon dass die Liaison zwischen den anspruchsvollen Berlinern und dem knorrigen Holländer gewagt sei, ist jedenfalls schon lange nicht mehr die Rede.

Dazu bringt Neuzugang Luizao einen Hauch von großer Fußballwelt in die Stadt. Vor knapp sechs Wochen ist er mit Brasilien Weltmeister geworden. Dass er fast immer, auch im Finale gegen die Deutschen, nur auf der Bank gesessen hat, interessiert nicht. Die unterschwellige Botschaft seiner Verpflichtung lautet: Hertha ist inzwischen ein Klub, der auch für Weltstars interessant ist.

„Wir sind voller Erwartung“, sagt Manager Dieter Hoeneß, „wir sind gut gerüstet.“ Die Vorbereitung für die Mannschaft war hart: am Anfang, als die Spieler vor lauter Konditionstraining nachts vermutlich sehnsüchtig von runden, weichen Lederbällen geträumt haben, genauso wie am Ende, als der Hertha-Tross von Testspiel zu Testspiel durch Europa jettete, als habe bereits die Zwischenrunde der Champions League begonnen. Für den Brasilianer Camillo de Brito alias Nené haben sich die Anstrengungen wenigstens gelohnt. Nach rekordverdächtigen fünf Wochen Probetraining hat der 27 Jahre alte Verteidiger gestern einen leistungsbezogenen Einjahresvertrag bei Hertha unterschrieben. Der Verein besitzt eine einseitige Option, das Arbeitsverhältnis im kommenden Sommer noch einmal um drei Jahre zu verlängern.

Für Manager Hoeneß ist das eine Vertragsvariante, „die uns mehr Chancen als Risiken lässt“. Trainer Huub Stevens sieht Nenés Stärken vor allem in der Defensive. Er lobte seine Schnelligkeit, „sein Zweikampfverhalten ist sehr gut, und ich hoffe, dass er sich auch taktisch noch weiterentwickelt“.

Kurz vor dem Saisonstart werden jetzt die Entscheidungen getroffen, die bis zuletzt offen waren. Huub Stevens gab gestern bekannt, dass auch die Torwartfrage gelöst ist. Gabor Kiraly wird am Freitagabend beim Saisoneröffnungsspiel gegen den Deutschen Meister Borussia Dortmund (20 Uhr/live in Sat 1) im Tor stehen. Christian Fiedler ist wieder nur Ersatz. Damit, so sagte Stevens, „sind noch zehn Plätze zu vergeben“. Zumindest für die Öffentlichkeit, der Stevens weitere Informationen zu Personalangelegenheiten generell vorenthält und die daher noch ein bisschen spekulieren darf.

Zum Beispiel über die Besetzung des Sturms. Spielt Luizao schon in Dortmund? Eher nicht. Stevens sagt, „dass er noch nicht in der Verfassung ist, wie er sich das vorstellt und wie wir uns das vorstellen“. Fraglich ist auch der Einsatz von Alex Alves, der sich mit Adduktorenproblemen plagt. „Wir haben mehrere Möglichkeiten im Sturm“, sagt Stevens. Ihm ist das recht so, „wir wollen nicht so leicht auszurechnen sein“.

Vor allem in Dortmund war zuletzt leicht auszurechnen, dass Hertha das Spiel verliert. Seit dem Aufstieg 1997 hat es im Westfalenstadion fünf Niederlagen gegeben, der letzte Sieg liegt 30 Jahre zurück. Die persönliche BVB-Bilanz von Huub Stevens sieht da schon freundlicher aus. Mit Schalke hat er seit vier Jahren nicht mehr gegen die Dortmunder verloren. Es sei aber nur ein Gerücht, sagte Manager Hoeneß, „dass wir Huub Stevens auch deshalb verpflichtet haben, weil wir auch mal was in Dortmund reißen wollen“.

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