zum Hauptinhalt

Sport: Aufräumen und aufbauen

Vor dem Spiel gegen Favorit Friedrichshafen muss sich das runderneuerte Volleyballteam des SC Charlottenburg erst noch selbst finden

Von Karsten Doneck, dpa

Berlin - Michael Warm hatte gedroht. „Entweder du lernst Deutsch – oder es gibt Ärger“, ermahnte der Trainer des Volleyball-Bundesligisten SC Charlottenburg seinen Mittelblocker Aleksandar Spirovski, als der in den Sommerurlaub Richtung Heimat aufbrach. Acht Wochen später kehrte der Serbe zurück. Nicht nur optisch verändert. Seine langen schwarzen Locken sind verschwunden, die Haare trägt der 28-Jährige jetzt raspelkurz. Und, weitaus wichtiger, seine Gespräche führt Spirovski seither nur noch auf Deutsch. Er hatte in Serbien einen Sprach-Schnellkurs belegt.

Vieles soll in dieser Saison besser werden beim SCC, nicht nur die Kommunikation. Platz drei und vier in den vergangenen beiden Jahren fanden die Verantwortlichen um Manager Kaweh Niroomand höchst unbefriedigend. Das große Aufräumen begann. Selbst bisherige Identifikationsfiguren wie Marko Liefke und Libero Nisse Huttunen wurden aussortiert. Fünf neue Spieler kamen hinzu.

Die Integration der Neuen funktioniert nicht ohne Anlaufschwierigkeiten. Die 2:3-Niederlage beim Moerser SC war ein ernüchternder Auftakt, und in den folgenden drei Spielen setzten sich die Charlottenburger gegen recht schwache Gegner durch. Für Michael Warm haben die Resultate in der Liga zum jetzigen Zeitpunkt aber nur bedingt Aussagekraft. „Es gibt in diesem Stadium der Saison noch keine stabile Mannschaft, das ist aber normal“, sagt der Trainer. Heute (16 Uhr, Sömmeringhalle) erwartet der SCC den Meister und Pokalsieger VfB Friedrichshafen. „Eine Ausnahmestellung“ bescheinigt Warm der Mannschaft vom Bodensee.

Die Ausnahmestellung entspringt auch großem Geschick bei der Einkaufspolitik. Der SCC dagegen hat mit seinen Zugängen in letzter Zeit nicht nur Glück gehabt. „Bei unserem knappen Etat dürfen wir bei den Spielerverpflichtungen keinen Fehler machen“, hat Niroomand früher einmal gesagt. In den letzten beiden Jahren holte der SCC in Caslov Persovic und Matti Ollikainen jeweils einen ausländischen Spieler hinzu, der dann weit hinter den Erwartungen blieb. Und diesmal? Für Liefke, jahrelang die Leitfigur beim SCC, beschaffte sich der SCC gleich doppelten Ersatz. Falko Steinke kam von den Netzhoppers Königs Wusterhausen, dazu wurde aus Tschechien der Serbe Jovan Vukanovic geholt. Die Erkenntnis kam Warm schon nach den ersten Trainingseinheiten: „Er ist athletisch nicht in dem Zustand, den wir uns gewünscht haben.“ Trotzdem glaubt der Trainer an Vukanovics Stärke: „Er ist ein intelligenter Spieler, vom Charakter her ein super angenehmer Mensch.“ Mit Kotrainer Sten Schmidt schiebt Vukanovic jetzt Sonderschichten im Training, damit ihm das Schicksal von Ollikainen und Persosevic erspart bleibt. Beide trugen nur eine Saison das SCC-Trikot.

Der SCC braucht den Erfolg, das Erreichen der Champions League hat elementare Bedeutung. „Dann gehe ich davon aus, dass wir für die nächste Saison unseren Etat auf 900 000 Euro erhöhen können“, sagt Niroomand. Das wären rund 200 000 Euro mehr, als dem SCC aktuell zur Verfügung stehen. Und vielleicht kann ja Vukanovic im Verlauf der Saison noch helfen. Die Kommunikation mit ihm bereitet zumindest weniger Probleme als die ersten drei Jahre mit Aleksandar Spirovski. Vukanovic spricht nicht nur Serbisch, sondern auch Griechisch, Tschechisch, Italienisch, Englisch und sogar ein bisschen Japanisch – „und er versteht schon relativ gut Deutsch“, wie Michael Warm ergänzt.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false