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Auftaktspiel: Auslandsecho gespalten

Traumauftakt oder Selbstmord auf Raten? Selten sind die Urteile der Auslandsmedien so unterschiedlich ausgefallen wie nach dem 4:2-Auftakterfolg der deutschen WM-Gastgeber über Costa Rica.

Berlin - Schwedens größte Zeitung «Aftonbladet» sah einen «Traumstart für Deutschland» und erhielt am Samstag Flankenschutz vom Stockholmer «Expressen»: «Einen besseren Start für die WM hätte man sich nicht wünschen können. Deutschland und Costa Rica boten uns ein Fußballfest.» Dagegen hob «La Nación» in Argentinien ganz andere Eindrücke heraus: «In der Abwehr zeigten die Deutschen eine geradezu selbstmörderische Nachlässigkeit.»

Widersprüchlich fielen auch die Meinungen der traditionell besonders bissigen britischen Zeitungen aus. Der «Daily Mirror» sah die Deutschen trotz des international alles andere als hochklassigen Auftaktgegners schon auf dem Weg Richtung Finale: «Oh nein! Sie haben sich wieder in Marsch gesetzt. Im Eröffnungsspiel mit den meisten Toren in der WM-Geschichte erzielte Deutschland zwei Wundertore.» Der «The Guardian» sah das anders: «Wenn Per Mertesacker und Christoph Metzelder weiterhin wie ein Denkmal-Paar agieren, wird Deutschland jedes Mal vier Tore schießen müssen.»

Relativ allein stand das spanische Sportblatt «As» mit seinem wenig freundlichen Gesamturteil über das torreichste Eröffnungsspiel aller WM-Turniere: «Es glich einem Kampf schwitzender Zwerge gegen wütende Riesen.» Bei allen unübersehbaren deutschen Abwehrschwächen waren die ausländischen Kommentatoren überwiegend begeistert, dass das Turnier mit einem Reigen schöner Tore statt eines taktisch ausgespielten 1:0 für den Favoriten oder sogar eines torlosen Remis' begonnen hat.

«Politiken» in Kopenhagen meinte: «Traumpremiere für Deutschland. Schöne Tore und attraktiver Offensiv-Fußball.» Ähnlich sah es auch die italienische «La Repubblica»: «Klose & Co. haben einen großartigen Start. Nichts konnte Deutschland das Fest vermiesen, auch nicht die Fehler in der Abwehr.»

Das polnische Blatt «Super Express» meldete Zweifel am alten Klischee von den «deutschen Fußballtugenden» Kampfkraft, Disziplin und Abwehrstärke an: «Die Deutschen spielten überhaupt nicht deutsch. Die unglaubliche Wucht und Finesse im Angriff und der sorglose Hurra- Stil in der Defensive passten gar nicht zu ihnen.» Für das argentinische Blatt «Olé» ist durch das Eröffnungsspiel noch nichts geklärt: «Die deutschen Fans konnten den Sieg ihrer Mannschaft feiern. Aber es war ein Triumph über einen leichten Gegner, ein Triumph mit vielen Fragezeichen.» (tso/dpa)

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