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Sport: Auftrag: Weltmeister

Titelverteidiger Alonso hat das Ziel seines Teams McLaren-Mercedes verinnerlicht – nur der Sieg zählt

Er ist neu, aber er wirkt nicht mehr so fremd. Jedenfalls nicht mehr so sehr wie noch im Januar. Im Winter präsentierte sich McLaren-Mercedes offiziell, und im Mittelpunkt stand natürlich Fernando Alonso, der Weltmeister. Der Mann, der noch im vergangenen Jahr für Renault gefahren war. Damals stand er eher unbeteiligt neben seinen neuen Kollegen. Jetzt aber, kurz vor dem Formel-1-Auftakt in Melbourne (Sonntag, 4 Uhr, live bei RTL und Premiere), erweckt der Spanier den Eindruck, als hätte er sich auch emotional in seinem Team eingefunden. Man sieht das am Umgang mit den Mechanikern, Ingenieuren und anderen Teammitgliedern, an seinem Auftreten, aber auch an den Reaktionen auf ihn. „Ich habe ein tolles Team gefunden“, sagt Alonso. „Es herrscht eine ausgezeichnete Atmosphäre, die Leute sind hoch motiviert und auf ein Ziel ausgerichtet: McLaren-Mercedes soll wieder dominierende Kraft werden.“ Das Auto habe sich im Vergleich zur Version von 2006 enorm entwickelt. „Ich bin überzeugt, das wir hier mit einem wirklich konkurrenzfähigen Auto an den Start gehen werden.“

Das sind natürlich erst einmal Pflichtsprüche, aber Alonso wirkt nicht so, als müsste er auftragsgemäß Vorgestanztes herunterbeten. Er scheint sich wirklich wohl zu fühlen und begeistert zu sein von der neuen Aufgabe. Es passte auch nicht zu Alonso, sich sofort brav unterzuordnen. Schließlich hat er sich durch den Gewinn von zwei WM-Titeln zu einem selbstbewussten Protagonisten der Hochgeschwindigkeitsbranche entwickelt. Seinen Wechsel von Renault zu McLaren-Mercedes hat er zum Beispiel alleine verhandelt, er hat sich deutlich von seinem früheren Übervater Flavio Briatore, dem Teamchef von Renault, emanzipiert.

Alonso ist keiner dieser Selbstinszenierer, er hat klare Vorstellungen, ist offen, kann zuhören und besitzt eine beachtliche Überzeugungskraft. Flavio Briatore hat ihm viel beigebracht, einen Duckmäuser als Fahrer hatte er allerdings nicht in ihm.

McLaren-Teamchef Ron Dennis kommt bis jetzt offenbar sehr gut mit Alonso klar. Auch, weil der Spanier professionell arbeitet. Er meidet Diskotheken, weil ihm dort einfach der Lärm zu groß ist, und nach Rennen fliegt er am liebsten direkt nach Hause. Manchmal zaubert er dort dann auch noch, so wie in seiner Jugendzeit. Die Zauberei hat ihm bei Renault den Spitznamen „Magic“ eingebracht. Der ganze Hype, den sie in Spanien um ihn machen, ist ihm zuwider, er mag die ganzen Autogrammjäger und Schulterklopfer nicht.

Und für Alonso gibt es selbstverständlich nur ein Ziel: „Ich möchte die Weltmeisterschaft gewinnen – keine Frage. Nach zwei Titeln in Serie kann ich nicht beim ersten Rennen antreten, um vielleicht aufs Podium oder in die Punkte zu fahren.“ Deshalb hat ihn McLaren-Mercedes auch verpflichtet. Das Team investiert zu viel Geld, um bloß um die Ränge mitzufahren.

Dass Ferrari beim letzten Test deutlich schneller war als McLaren-Mercedes, stuft Alonso nicht als dramatisch ein. Jedenfalls sagt er das. Schließlich sei Ferrari auch im vergangenen Jahr in der zweiten Saisonhälfte oft beim Testen um Welten voraus gewesen, doch bei den Rennen hätte es dann harte Kämpfe um den Sieg gegeben. „Das Wichtigste ist, dass unser Team in dem Kampf vorne dabei ist. Und dann ist es an uns, den Job zu erledigen“, sagt der Weltmeister. Er muss seinen Job eigentlich nur machen wie im vergangenen Jahr in Melbourne – denn da hat er gewonnen.

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