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Sport: Aus für Kiefer: Der Tennisspieler scheidet verletzt aus, Kandarr und Schüttler imponieren mit Auftaktsiegen

Die Hände vors Gesicht geschlagen, die Kappe noch tiefer als sonst in die Stirn gerückt, hockte Nicolas Kiefer auf einem Straßenstein im Schatten des Spielerzentrums. Erst in diesen Augenblicken, ein paar Minuten nach seinem bitteren 4:6, 3:6 in der ersten Runde des olympischen Tennisturniers gegen den Franzosen Arnaud di Pasquale, sank der Frust über das Ende aller Sydney-Hoffnungen hinein in den zusammengekauerten Profi: "Monatelang habe ich mich auf Olympia gefreut und hier wie ein Verrückter trainiert - und jetzt das", sagte der verletzte Kiefer, als er für ein kurzes Pressegespräch zu den deutschen Journalisten geschlurft war - in einem Tempo, als hingen Bleikugeln an seinen Beinen.

Die Hände vors Gesicht geschlagen, die Kappe noch tiefer als sonst in die Stirn gerückt, hockte Nicolas Kiefer auf einem Straßenstein im Schatten des Spielerzentrums. Erst in diesen Augenblicken, ein paar Minuten nach seinem bitteren 4:6, 3:6 in der ersten Runde des olympischen Tennisturniers gegen den Franzosen Arnaud di Pasquale, sank der Frust über das Ende aller Sydney-Hoffnungen hinein in den zusammengekauerten Profi: "Monatelang habe ich mich auf Olympia gefreut und hier wie ein Verrückter trainiert - und jetzt das", sagte der verletzte Kiefer, als er für ein kurzes Pressegespräch zu den deutschen Journalisten geschlurft war - in einem Tempo, als hingen Bleikugeln an seinen Beinen.

Mit dem sensationellen Sturz Kiefers endete für die deutschen Tennis-Größen ein verrückter Premierentag des Olympia-Wettbewerbs, der mit zwei faustdicken Überraschungen der angenehmen Art begonnen hatte: Im Eröffnungsmatch hatte Daviscup-Spieler Rainer Schüttler den US-Open-Halbfinalisten Todd Martin mit 6:2 und 6:0 aus dem Feld geräumt und sich so für ein Duell mit dem Weltranglisten-Zweiten Gustavo Kuerten qualifiziert. Anschließend war auch Jana Kandarr durch ein 6:4 und 6:4 gegen die Russin Elena Lichowtsewa in Runde zwei eingezogen. Sie trifft auf die Schweizerin Emmanuelle Gagliardi.

Doch der unglückliche Olympia-Abschied des besten deutschen Tennisspielers Nicolas Kiefer verschlechterte die deutsche Zwischenbilanz: "Kiwi war für mich einer der Geheimfavoriten", sagte Teamchef Carl-Uwe Steeb, "er war im Training auch in bestechender Form." Doch als der 22-Jährige nach all dem Hick-Hack der vergangenen Monate, nach Nominierungsstreit und einer brisanten Kontroverse mit dem Verband, endlich seine Olympia-Mission beginnen wollte, war schon nach dem dritten Spiel des ersten Satzes alles vorbei: Da meldete sich eine Adduktorenzerrung, die Kiefer schon am Sonntag im Training gespürt hatte. Kiefer rief zwar noch den Physiotherapeuten, doch nichts half dem Patienten mehr. "Es ist ein Wahnsinn, dass mir das ausgerechnet hier passieren muss", sagte Kiefer, "die nächste Möglichkeit, bei Olympia anzutreten, habe ich erst in vier Jahren."

Kiefers Hoffnung gegen den Franzosen di Pasquale starb zwar erst mit dem zweiten verwandelten Matchball seines Widersachers nach 68 Minuten, aber aus dem echten Zweikampf war lange vor dem amtlichen Ende eine Farce geworden: "Wenn man nur auf einem Bein spielen kann, wie soll man da gewinnen?", fragte der Deutsche. Besonders in den langen Grundlinienduellen durchzuckte Kiefer bei jedem Spreizschritt ein Schmerz. Bei einem weniger wichtigen Turnier hätte Kiefer längst aufgegeben.

Doch so quälte er sich in einem albtraumhaften Olympia-Erlebnis bis zur letzten Sekunde über den Court, versuchte mit Alles-oder-Nichts-Tennis schnelle Punkte zu erzielen. "Ich war gut drauf, fühlte mich top in Form", sagte Kiefer, "jetzt bin ich nur noch enttäuscht, ganz tief enttäuscht." Für ihn geriet mit dem Verletzungspech auch die jüngste Aufschwungbewegung ins Stocken, die sich mit dem Einzug ins US-Open-Viertelfinale angedeutet hatte. Zuvor war er Monate wegen einer Bänderverletzung im rechten Fuß gehandikapt gewesen und hatte erst im Spätsommer wieder regelmäßig am Spielbetrieb der Profi-Tour teilgenommen.

Kiefers Verletzungs-Malheur war zugleich der frühe und traurige Schlusspunkt eines Olympiastarts, den sich der streitbare junge Mann in einer halbjährigen Auseinandersetzung mit der Spitze des Deutschen Tennis Bundes erstritten hatte. Wegen der Daviscup-Verweigerung in dieser Saison wollte die Führungsmannschaft des weltweit größten Tennisverbandes Kiefer nicht für eine Nominierung vorschlagen. Erst während des Wimbledon-Turniers kam es in allerletzter Minute noch zu einem Kompromiss, weil Kiefer sich verbindlich bereit erklärte, ab nächstem Jahr wieder in Länderspielen für Deutschland anzutreten.

Umsonst die ganze Mühe, der Kampf für Olympia? "Nein", sagte Kiefer, "die Atmosphäre im Athletendorf war großartig. Es war ein tolles Erlebnis." Daran konnten selbst die Schmerzen nichts ändern.

Jörg Allmeroth

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