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Sport: Australian Open: Die Launen des jungen H.

Am Mikrofon des Senders "Channel Seven" hatte selbst der australische Tennisstar der siebziger Jahre, John Alexander, Mitleid mit dem Mann, der gerade mit versteinertem Gesicht den Court verließ: "Diese Minuten jetzt, das muss die Hölle auf Erden für Tommy Haas sein", sagte der Kommentator nach dem Rausschmiss des gebürtigen Hamburgers bei den Australian Open.Weder eine 5:0-Führung im ersten Satz noch ein 4:1-Vorsprung im zweiten und ein 4:2-Vorteil im dritten Satz genügten der deutschen Nummer zwei, um nur einen Durchgang gegen den Australier Lleyton Hewitt zu gewinnen.

Am Mikrofon des Senders "Channel Seven" hatte selbst der australische Tennisstar der siebziger Jahre, John Alexander, Mitleid mit dem Mann, der gerade mit versteinertem Gesicht den Court verließ: "Diese Minuten jetzt, das muss die Hölle auf Erden für Tommy Haas sein", sagte der Kommentator nach dem Rausschmiss des gebürtigen Hamburgers bei den Australian Open.

Weder eine 5:0-Führung im ersten Satz noch ein 4:1-Vorsprung im zweiten und ein 4:2-Vorteil im dritten Satz genügten der deutschen Nummer zwei, um nur einen Durchgang gegen den Australier Lleyton Hewitt zu gewinnen. Als nach gut drei Stunden abgerechnet wurde in der Rod-Laver-Arena von Melbourne, stand Haas nach 5:7, 6:7 und 4:6 mit leeren Händen da. "In meinen kühnsten Träumen hätte ich nicht gedacht, dass dieser Fight so enden würde", sagte Haas, der 15 000 Zuschauer durch ein Wechselbad der Gefühle schickte. "Das war ein Spektakel, ein tolles Match mit begeisternden Ballwechseln", befand Daviscup-Chef Carl-Uwe Steeb, "doch wie Tommy diese Chance zum Sieg noch vergeben konnte, das ist mir absolut schleierhaft."

Zwar gab Haas sich später Mühe, seinen Ärger zu überspielen ("Ich habe mich mehr über die Niederlage gegen Schüttler in Sydney geärgert"), doch in der Tiefe seiner Seele saß der Frust bohrend. "Das wird ihn noch einige Zeit beschäftigen, das steckt man nicht einfach so weg", meinte Fitnesscoach Gavin Hopper, der mit eingefrorener Miene den Untergang von Haas verfolgte. Haas hatte selbst nach einem Traumstart bis zum 5:0 des ersten Satzes keine Sicherheit gewonnen. Wie auf Knopfdruck schaltete er immer wieder aufs konfuse Alternativprogramm um: mal Weltklasse, mal Oberliga-Format. In den Aufs und Abs entglitt dem Deutschen der Auftakt-Durchgang noch zum 5:7 - selbst Hewitt, mehr Getriebener der Launen von Haas als treibende Kraft, konnte es nicht fassen: "Ich war immer wieder tot, und ich durfte immer wieder auferstehen." Ähnlich war danach das Geschehen: Nach gelungenen Aktionen produzierte Haas abenteuerliche Fehlschläge. In der Umkleidekabine starrte Haas "minutenlang an die Wand" - ein Verlierer, der nicht wusste, "warum ich diesen Typ nicht in drei Sätzen niedergemacht habe." Haas hätte sich an einen Ballwechsel im dritten Satz erinnern können, als er Hewitt links und rechts über den Court jagte. Doch der Australier lief und lief und lief - und punktete schließlich mit einem verzweifelten Passierball gegen den Deutschen. "Talent allein reicht nicht für große Siege", sagte Hewitt grinsend. Er lachte wirklich zuletzt. all

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