zum Hauptinhalt

Australian Open: Mauresmo und Henin-Hardenne im Damen-Finale

Nach hartem Kampf gegen Amelie Mauresmo musste Kim Clijsters (Bild) verletzungsbedingt aufgeben. Marcos Baghdatis zog sensationell ins Endspiel ein und erwartet dort Kiefer oder Federer.

Melbourne - Auf seinen Showdown gegen Roger Federer wurde Nicolas Kiefer am Donnerstag im australischen Fernsehen eingestimmt. «Der coole Federer gegen den unberechenbaren Kiefer», hieß es bei «Channel 7» in der Ankündigung für das Australian-Open-Halbfinale zwischen dem Tennis-Profi aus Hannover und dem Weltranglisten-Ersten aus der Schweiz am Freitag (09.30 Uhr MEZ). Doch nicht nur das bekam Kiefer zu sehen. Der ungesetzte Marcos Baghdatis zeigte ihm, dass nichts unmöglich ist: Der 20 Jahre alte Himmelsstürmer aus Zypern zog sensationell ins Endspiel ein.

Nach dem Amerikaner Andy Roddick und Ivan Ljubicic aus Kroatien rang die Nummer 54 der Weltrangliste in seinem ersten Grand-Slam- Halbfinale auch den an Nummer vier gesetzten David Nalbandian mit 3:6, 5:7, 6:3, 6:4, 6:4 nieder. Der Masters-Cup-Gewinner aus Argentinen lag schon mit 2:0 Sätzen vorn, verlor dann aber die Nerven, als die heißblütige Fanschar seines Widersachers die Rod- Laver-Arena in einen Hexenkessel verwandelte.

Baghdatis indes störte weder das donnernde Feuerwerk in Melbournes Innenstadt, mit dem die Australier ihren Nationalfeiertag ausklingen ließen, noch eine 15-minütige Regenunterbrechung, als er beim Stand von 5:4 zum Matchgewinn aufschlug. Sechs Punkte benötigte er noch, um den bisher größten Sieg seiner Karriere perfekt zu machen. Dann sank er auf die Knie und riss sich sein weißes Stirnband vom Kopf. «Ich muss erstmal aufwachen aus diesem Traum», stammelte er. «In Zypern drehen jetzt alle durch. Schon bei meinem letzten Match haben die Leute aufgehört zu arbeiten.» Mit Tränen in den Augen schickte er Grüße in seine Heimat: «Ich liebe mein Land, ich liebe Euch alle!»

Für Kiefer war dieser emotionale Auftritt die richtige Motivation. Glaubt man Federers Trainer Tony Roche, hat er das Potenzial, seinen Schützling zu schlagen: «Er weiß, wie man Roger ärgern kann. Das hat er im letzten Jahr in Wimbledon und bei den US Open gezeigt», sagte Roche der «Netzeitung». «Roger hat aber nicht so viele Schwankungen in seinem Spiel, und mit seiner Konstanz ringt er viele Gegner dann doch nieder. Ich erwarte wieder einen ganz harten Fight.»

Einen großartigen Kampf lieferten sich auch Amelie Mauresmo aus Frankreich und Kim Clijsters, ehe die Belgierin mit dem rechten Fuß umknickte. Beim Stand von 7:5, 2:6, 2:3 musste sie das Match zum Entsetzen der Fans aufgeben. Die frühere Verlobte von Lleyton Hewitt wird down under als «Aussie Kim» verehrt. Doch ausgerechnet am «Australia Day» verließ sie das Glück. Clijsters, die im vergangenen Jahr wegen einer Handgelenkverletzung fehlte, war wieder nicht richtig fit. Wegen einer Entzündung in der linken Hüfte hatte sie vor jedem Match Schmerzmittel nehmen müssen. Trotz ihres Ausscheidens wird sie am Montag die Nummer eins in der Damen-Weltrangliste sein.

Amelie Mauresmo wurde im November zwar Weltmeisterin, doch im Finale eines Grand-Slam-Turniers steht sie erst zum zweiten Mal. 1999 verlor sie das Endspiel der Australian Open gegen die Schweizerin Martina Hingis. Für Clijsters ist die Französin auch am Samstag gegen ihre belgische Kollegin Justine Henin-Hardenne nicht die Favoritin: «Ich setze auf Justine.» Henin-Hardenne gewann das hochklassige Halbfinale gegen Maria Scharapowa aus Russland, das 2:26 Stunden dauerte. «So gut habe ich Maria seit langem nicht spielen sehen», sagte Henin-Hardenne. Die 23 Jahre alte Belgierin hatte zu Beginn des Jahres bereits in Sydney gewonnen. Genau wie vor zwei Jahren, als sie anschließend den Titel in Melbourne holte.

Während Baghdatis und Nalbandian am Abend vor dem Regen unter das Dach der Rod-Laver-Arena flüchten mussten, blieb es tagsüber zum Schutz vor der erneut großen Hitze geschlossen. Die Temperatur kletterte bis auf 39,6 Grad.

Auf Zypern rannten nach Baghdatis' sensationellem Finaleinzug tausende griechische Zyprer auf die Straßen der Mittelmeerinsel. Mit Feuerwerk, Hupkonzerten und Autokorsos bejubelten sie den Siegeszug ihres Landsmanns. «Wir kennen die Regeln nicht ganz genau, aber wir sind glücklich. Danke Markos», schrie ein Zyprer ins TV-Mikrofon. Er hatte wie viele andere das spannende Duell am TV verfolgt.

«Es war ein Thriller» und «Das Glück ist groß», jubelten die Beobachter. Dabei haben wir auf Zypern nicht mal einen richtigen Tennisplatz», kommentierte ein Radioreporter. Baghdatis habe den größten Erfolg eines Zyprers in der Sport-Geschichte des Landes erzielt, meinte er weiter. Eine ähnliche Welle der Begeisterung habe allenfalls der ebenso sensationelle Sieg von Otto Rehhagels Griechen bei der Fußball-Europameisterschaft 2004 in Portugal ausgelöst. (Von Ines Bellinger, dpa)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false