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Australian Open: Müder Kiefer verliert gegen Federer

Nicolas Kiefer hat sich als dritter Deutscher bei den Australian Open die Zähne an Roger Federer ausgebissen und in seinem ersten Grand-Slam-Halbfinale am Ende klar den Einzug ins Endspiel verpasst.

Melbourne - Nach Florian Mayer in der 2. Runde und Thomas Haas im Achtelfinale fiel auch der Tennis-Profi aus Hannover der Klasse des Weltranglisten-Ersten aus der Schweiz zum Opfer. Kiefer verlor am Freitag in Melbourne in 2:40 Stunden mit 3:6, 7:5, 0:6, 2:6.

«Ich habe gegen den besten Spieler der Welt gespielt, und das hat er in den entscheidenden Momenten auch gezeigt. Er war einfach zu gut», sagte Kiefer, der mit einem verknacksten Knöchel ins Turnier gestartet war. «Wenn man gegen ihn bestehen will, muss man am Limit spielen. Vielleicht habe ich in den ersten Runden zu viel Energie verloren.» Doch nach dem besten Grand-Slam-Ergebnis seiner zwölfjährigen Karriere zog er auch ein positives Resümee: «Es war ein unglaubliches Turnier, ein großartiger Start in die Saison. Ich hoffe, ich kann das Positive mit in die Daviscup-Partie in zwei Wochen gegen Frankreich nehmen. Das wird ein heißes Duell.»

Während der 28-Jährige in der Herren-Weltrangliste auf Platz 12 klettert und mit 187 800 Euro Preisgeld die Heimreise antritt, spielt Federer am Sonntag (09.30 Uhr MEZ) um den siebten großen Titel seiner Karriere. Im Finale wartet der ungesetzte Marcos Baghdatis aus Zypern, und die Statistik spricht eindeutig gegen den 20 Jahre alten Favoritenschreck: Federer hat noch kein Grand-Slam-Endspiel verloren und gab Baghdatis in den bisherigen drei Vergleichen das Nachsehen. «Die große Gefahr ist: Ich bin der Favorit, und er hat nichts zu verlieren. Aber das bin ich gewohnt», meinte Federer.

Der Schweizer gab zu, dass er zu Beginn der Partie gegen Kiefer nervös war. «Vielleicht, weil ich so dicht vor einem weiteren Grand- Slam-Sieg stehe», sagte Federer der sich vor Tennis-Legende Rod Laver verneigte: «Es ist eine Ehre, ihn getroffen zu haben und vor seinen Augen zu spielen.» Der 67 Jahre alte Australier, der als einziger Spieler alle vier Grand-Slam-Turniere innerhalb eines Jahres gleich zwei Mal gewinnen konnte (1962, 1969), ist aus Los Angeles angereist, um am Sonntag den Siegerpokal zu überreichen.

Kiefer verließ bereits zum achten Mal im elften Vergleich mit Federer als Verlierer den Platz. Er tat es mit traurigem Gesicht, hängenden Schultern und einem letzten Winken für die 15 000 Zuschauer, die ihm den emotionsgeladenen Auftritt im Viertelfinale gegen den Franzosen Sebastien Grosjean längst verziehen hatten. Nach dem 4:48 Stunden dauernden Marathonmatch war der Deutsche «mental und körperlich am Ende».

Dabei hatte er die Partie unter dem geschlossenen Stadiondach an diesem verregneten Tag selbstbewusst begonnen. Wie Haas vor fünf Tagen bekam er gleich im ersten Aufschlagspiel von Federer die Chance, dem Titelfavoriten das Service abzunehmen. Wie Haas versäumte er diese Gelegenheit. Zu Beginn des zweiten Durchgangs ging er erstmals in Führung. Kiefer spielte mit viel Risiko bei Aufschlag und Return und versuchte, Federer zu Fehlern auf der Rückhandseite zu zwingen. «Nicolas war im zweiten Satz absolute Weltklasse, aber dann kam Roger Federer», sagte Bundestrainer Patrik Kühnen. «Er ist die Nummer eins, mit Abstand und zu Recht.»

Kiefer ballte die Fäuste und schrie seine Anspannung heraus. Auch in Wimbledon und bei den US Open im vergangenen Jahr hatte er jeweils den zweiten Satz gegen Federer gewonnen. Doch die Antwort des Schweizers hatte Klasse. Er gab im dritten Satz kein Spiel mehr ab, wenn auch mit der Hilfe des Linienrichters, der Kiefers Breakball zum 1:5 fälschlicherweise im Aus gesehen hatte.

Kiefer, der einige Mal ausgerutscht war, wechselte vor dem vierten Satz seine Schuhe, doch auch auf neuen Sohlen konnte er dem Schweizer nichts mehr entgegen setzen. Er wehrte mit letzter Kraft die ersten drei Matchbälle ab, ehe beim letzten Ballwechsel des Spiels eine Rückhand im Netz landete. Mit seinem 50. Hartplatz-Sieg in Serie erreichte Federer das dritte Grand-Slam-Endspiel nacheinander. (Von Ines Bellinger, dpa)

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