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Sport: Australische Wissenschaftler: "Bluttests in Sydney sind möglich, aber wir brauchen mehr politischen Willen."

Das Internationale Olympische Komitee (IOC) gerät in der Frage der Dopingbekämpfung vor der Sitzung der Exekutive in Athen Ende September immer stärker unter Druck. Nachdem der Münchner Hormonforscher Christian Strasburger schon im Frühjahr einen Test auf Wachstumshormone (HGH) präsentierte und das IOC nur zögerlich reagierte, hat nun auch der australische Wissenschaftler Professor Ross Cuneo den Olympiern "mangelnden politischen Willen" vorgeworfen.

Das Internationale Olympische Komitee (IOC) gerät in der Frage der Dopingbekämpfung vor der Sitzung der Exekutive in Athen Ende September immer stärker unter Druck. Nachdem der Münchner Hormonforscher Christian Strasburger schon im Frühjahr einen Test auf Wachstumshormone (HGH) präsentierte und das IOC nur zögerlich reagierte, hat nun auch der australische Wissenschaftler Professor Ross Cuneo den Olympiern "mangelnden politischen Willen" vorgeworfen. "Bluttests in Sydney sind möglich, aber wir brauchen mehr politischen Willen und mehr Geld für Forschungsreihen", sagte Cuneo in Brisbane. HGH und Erythropoietin (EPO) gelten weiterhin als die Renner in der Dopingszene.

Strasburger, der im Auftrag des Kölner Bundesinstituts für Sportwissenschaft (BISp) an der Universität München ein Nachweisverfahren für künstlich zugeführtes HGH entwickelte, hatte das von der Korruptionsaffäre gebeutelte IOC mehrfach zum Handeln aufgefordert: "Die Einführung der Bluttests bei den Olympischen Sommerspielen 2000 in Sydney ist nur noch vom IOC abhängig."

BISp-Direktor Martin Peter Büch hatte das Nationale Olympische Komitee für Deutschland (NOK) und das IOC über den HGH-Nachweis informiert, wartete aber sehr lange auf eine Reaktion. Wilhelm Schänzer, Leiter des Instituts für Biochemie der Deutschen Sporthochschule Köln, bleibt dagegen skeptisch, ob es 2000 in Sydney erstmals Bluttests geben wird.

Jacques Rogge, belgischer Mediziner und Mitglied des IOC, hatte Bluttests in Sydney im Gegensatz zur australischen Sportministerin Jacky Kelly zuletzt weitgehend ausgeschlossen: "Wenn Frau Kelly Recht hat, bin ich der glücklichste Mensch der Welt. Als Mediziner muss ich aber sagen, ich wäre sehr überrascht, wenn es bis Sydney so weit wäre." Dass der Wissenschaft längst Nachweise gelungen sind, wollte Rogge nicht bestätigen: "Mediziner können leicht sagen, sie hätten einen Test mit 98 Prozent Gewissheit. Aber der Richter, der einem Athleten die Goldmedaille wegnehmen muss, will 100 Prozent Gewissheit."

Die Dopingmentalität im internationalen Spitzensport ist ungebrochen, bei den Schwimm-Weltmeisterschaften in Perth hatten die Chinesen für den großen Skandal gesorgt, als im Gepäck der Mannschaft 13 HGH-Ampullen entdeckt worden waren. Rogge: "Es wäre naiv, zu glauben, irgendeine Sportart wäre von Doping-Problemen unberührt." Deshalb habe das IOC nochmals zwei Millionen Dollar in die wissenschaftliche Forschung investiert. Gelder, von denen sowohl Strasburger als auch Cuneo allerdings nichts wissen.

Aktivensprecher Ralf Sonn hatte "nach der enttäuschend verlaufenen Anti-Doping-Weltkonferenz in Lausanne" mehrfach gefordert, "endlich auf der internationalen Ebene mehr zu tun": "Deutsche Athleten haben kein Verständnis mehr dafür, wenn national die Trainingskontrollen ausgeweitet werden, international aber nichts passiert."

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