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Sport: Bamberg feiert den Titel

Die Basketballer holen durch ein 64:63 gegen das Überraschungsteam Quakenbrück die Meisterschaft

In Quakenbrück waren sie sich schon vor dem Spiel einige gewesen: Egal wer heute gewinnt, gefeiert wird das Sensationsteam der diesjährigen Play-offs. Nur gegen Ende der ersten Halbzeit waren die Fans der Artland Dragons unsicher geworden, da hatten sie ihr Plakat mit der Aufschrift: „Ob ihr gewinnt oder verliert, unsere Herzen habt ihr längst erobert“, rasch wieder eingerollt. Als ihre Drachen zur Halbzeit mit 33:32 führten, wollte keiner die beste Saison der Vereinsgeschichte mit einer Niederlage beenden. Alles oder nicht, hieß jetzt die Devise. Doch am Ende musste das Plakat wieder herausgeholt werden: Die Brose Baskets Bamberg gewannen das vierte Finalspiel um die deutsche Meisterschaft im Basketball in Quakenbrück mit 64:63 (32:33) und sicherten sich damit nach 2005 den zweiten Titel der Vereinsgeschichte. Bamberg ist damit die einzige Mannschaft, die den Hauptrundenachten Quakenbrück in einer Play-off-Serie schlagen konnte. Alba Berlin (0:3) und Köln (2:3) waren zuvor gescheitert.

Vor allem Adam Hess hatte seinen Anhängern aus dem Artland noch einmal Mut gegeben. War der Amerikaner zuletzt arg gerügt worden, sich zu sehr auf seinen Distanzwurf zu verlassen, zog Hess nun so vehement zum Korb, dass man sich um seinen Körper sorgen musste. Allein sechs Punkte erzielte der Forward in den ersten 20 Minuten unmittelbar in Korbnähe, weitere drei an der Freiwurflinie. Mit Hilfe von Brian Bailey (11 Punkte) hielt Hess (12) den Glauben an ein Happyend in der 13 000-Einwohner-Stadt am Leben.

Doch nach der Halbzeit war es vor allem Bambergs Steffen Hamann, der ein Spiel prägte, das längst nicht mehr nur mit legalen Mittel geführt wurde. Hamann schubste, provozierte und blieb in der 27. Minute doch ganz cool. Mit einem Dreier und zwei Freiwürfen brachte er sein Team mit 43:36 in Führung. Im letzten Viertel war es dann das Bauchgefühl des Trainers, das den Unterschied ausmachte: Am Sonntag hatte Dirk Bauermann den nicht austrainiert wirkenden Robert Garrett während des dritten Finals umarmt und später erklärt, er sei sich sicher, „dass Robse uns noch hilft“. Und eben dieser Robse war es, der mit zwei Dreiern in Folge den 49:41-Zwischenstand für Bamberg erzielte. Seinen dritten Distanzwurf ließ Garrett zum 61:53 (37.) folgen. Doch die Bamberger entspannten sich zu früh, ließen Adam Hess 62 Sekunden vor dem Ende einen Dreier zum 61:64 treffen, und mussten zusehen, wie Bailey an der Freiwurflinie auf 63:64 verkürzte. Bei noch 30 Sekunden auf der Uhr ließ Bambergs Casey Jacobson die ihm verbleibende Angriffszeit verstreichen, ehe er abschloss – und verfehlte. Den Dragons blieben also noch sechs Sekunden, um ihre märchenhafte Saison zu verlängern und das entscheidende fünfte Spiel zu erzwingen, doch der letzte Wurfversuch von Chad Prewitt fiel nicht in den Korb.

So jubelten die Gäste in der Artland-Arena. Auf dem extra für die Dragons angebrachten Balkon am Rathaus wird das Team dennoch gefeiert. Vielleicht bringt ja dann einer der Fans das voreilig verstaute Plakat wieder mit. Denn auch als Vizemeister hat Quakenbrück in diesen Play-offs sehr viele Herzen erobert.

Martin Fünkele[Quakenbrück]

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