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Sport: Banges Hoffen

Jan Ullrichs Sperre ist abgelaufen – es fehlt aber seine Lizenz

Frankfurt. Seit Montag darf Jan Ullrich wieder Radrennen fahren. Die sechsmonatige Dopingsperre wegen der Einnahme von Ecstasy-Pillen ist zu Ende. Verpasst hat der Tour-Sieger von 1997 im Abseits der Rennstrecken nichts. Denn wegen seines maladen rechten Knies hätte der gefallene deutsche Rad-Held in dieser Zeit ohnehin nicht unter Wettkampfbedingungen in die Pedale treten können. Erst seit Februar betreibt Ullrich im privaten Trainingslager in der Toskana Aufbautraining auf dem Rad.

Die Sperre ist aufgehoben, doch Jan Ullrich hat noch keine Lizenz. Für die zu beantragende individuelle Fahrerlaubnis muss sein neuer Arbeitgeber Coast nun alle Vertragsunterlagen, die Ullrich betreffen, bei einem Wirtschaftsprüfer des Radsport-Weltverbandes UCI vorlegen – einschließlich einer Bankbürgschaft für drei Monatsgehälter. „Das ist nicht wenig“, sagt Ullrichs Manager Wolfgang Strohband. Eine Bankgarantie über wenigstens eine halbe Million Euro muss Coasts Teamchef, der Textil-Unternehmer Günther Dahms, nun auf den Tisch legen, damit der Wirtschaftsprüfer und die UCI die Vergabe der Lizenz durch den Schweizer Verband absegnen. Da Ullrich seinen permanenten Wohnsitz jetzt in der Schweiz hat, ist der Bund Deutscher Radfahrer (BDR), der die Sperre noch verhängte, nicht länger zuständig für ihn. Außerdem muss mit der offiziellen Aufnahme des mit Abstand teuersten Fahrers Coast als Radsport-Gesellschaft sein Kapital erhöhen.

Der Radstar und seine Betreuer hoffen und bangen, dass die Prozedur weniger problematisch verläuft als die Lizenzierung für die gesamte Sportgruppe. Coast hatte erst im Nachverfahren Anfang Januar die Lizenz erhalten, die dem Essener Rennstall dann am 6. März für zwei Wochen vorübergehend wieder entzogen worden war. Somit waren die Coast-Profis erst einmal gesperrt und durften nicht an der Etappenfahrt Paris-Nizza teilnehmen. Erst beim Frühjahrsklassiker Mailand-San Remo am vergangenen Samstag durften die Radprofis von Coast wieder an den Start gehen.

„Sobald der Bericht der Wirtschaftsprüfer ohne Beanstandung vorliegt, ist es eine Sache von fünf Minuten, bis Herr Ullrich die Lizenz bekommt“, sagte Alain Rumpf, der Straßenkoordinator der UCI. „Herr Dahms versicherte mir, wie immer, dass alles in Ordnung sei. Mehr kann ich dazu nicht sagen“, sagte Ullrichs persönlicher sportlicher Leiter Rudy Pevenage.

Jan Ullrich, der nach der Wüstenfahrt in Katar im Januar vergangenen Jahres kein Rennen mehr bestritt, gibt sich ungeduldig. „Ich kann mein erstes Rennen kaum noch erwarten“, teilte er den Fans auf seiner Homepage mit. Das Knie halte hervorragend, ließ er nach der Rückkehr aus der Toskana an den Bodensee am vergangenen Wochenende verlauten. Sein Comeback ist für die Sarthe-Rundfahrt in Frankreich vom 8. bis 11. April geplant. Bei dieser Etappenfahrt zwischen den Flüssen Sarthe und Loire gibt es keine Berge.

Ullrichs erstes Rennen in Deutschland ist für „Rund um Köln“ am 21. April vorgesehen.

Hartmut Scherzer

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