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Kein Typ zum Händchenhalten. Bundestrainer Frank Menz setzt auf Disziplin – ohne diese Tugend dürfte seine Mannschaft in Slowenien allerdings auch chancenlos sein.

© dpa

Basketball-EM in Slowenien: Deutsche auf der Durchreise

Am heutigen Mittwoch beginnt für die deutsche Basketball-Nationalmannschaft mit dem Auftakt gegen Frankreich die EM in Slowenien. Trainer Frank Menz muss sowohl auf gestandene Routiniers als auch auf hoffnungsvolle Talente verzichten.

In den vergangenen Jahren hat Frank Menz häufig die A2-Nationalmannschaft des Deutschen Basketball-Bunds (DBB) betreut. Mittlerweile ist der 49-Jährige zum Bundestrainer aufgestiegen, als Coach einer richtigen A1-Nationalmannschaft fühlt sich Menz bei der Europameisterschaft in Slowenien trotzdem nicht. „Wir spielen quasi mit einer B-Mannschaft. Wir haben zehn, elf, zwölf Absagen bekommen“, sagt er über das Team, das heute in Ljubljana gegen Frankreich (21 Uhr, live und kostenlos auf www.spox.com) in das Turnier startet. Nach einer mäßig beeindruckenden Vorbereitung scheint weitgehend unklar, wozu die Mannschaft um Kapitän Heiko Schaffartzik in ihrer Vorrundengruppe imstand ist. „Unser Ziel ist es, ein Team zu entwickeln“, sagt Frank Menz. Das Erreichen der Zwischenrunde hingegen sei vielmehr „ein Wunsch“.

Viele Wünsche des Bundestrainers sind in diesem Sommer wohl nicht in Erfüllung gegangen. Menz muss in Ljubljana sowohl auf gestandene Routiniers als auch auf hoffnungsvolle Talente verzichten. „Der Graben ist tief, der Abstand zu den zurückgetretenen Jungs ist riesig“, sagte Menz zuletzt im Deutschlandfunk und sprach von einem „ganz klaren Verjüngungsprozess“. So kommt es, dass Spieler wie Tibor Pleiß (23), Robin Benzing (24) oder Lucca Staiger (25) viel Verantwortung übernehmen müssen, weil ihre Mitspieler fast ohne internationale Erfahrung zu ihrem ersten großen Turnier angereist sind. In der Startaufstellung findet sich so plötzlich auch Niels Giffey wieder: Der 22-Jährige hat zwar 2011 mit der Universität von Connecticut die US-College-Meisterschaft gewonnen, aber noch kein einziges Profispiel absolviert. Auch Alex King, einziger Profi von Alba Berlin im Kader, spielt seinen ersten Sommer im Nationalteam.

Entsprechend holprig präsentierte sich das Spiel der deutschen Basketballer in der Vorbereitung. „Wir haben ein unglaublich schweres Vorbereitungsprogramm gehabt, das haben wir uns auch bewusst so gelegt“, verteidigte Menz die Leistungen und Ergebnisse seines Teams. „Es ist wichtig, dass wir jetzt wissen, wie es sich anfühlt, wenn es nicht so läuft.“ Gegen Europameister Spanien ging die Nationalmannschaft mit 54:85 regelrecht unter, auch gegen Mazedonien, Bosnien-Herzegowina und Griechenland unterlag Menz’ Mannschaft teilweise deutlich. Gegen EM-Auftaktgegner Frankreich lief es da schon besser, Anfang August unterlagen die Deutschen dem Vize-Europameister zweimal nur knapp. Illusionen macht sich Frank Menz deswegen nicht. „Die Franzosen sind nicht der Gegner, den wir schlagen müssen. Die spielen um die Goldmedaille, wir definitiv nicht“, sagte er nach dem ersten Training in Ljubljana am Montagabend. „Es gibt andere Spiele, die wir gewinnen wollen.“

Die Deutschen müssen unter den sechs Teams der Gruppe A mindestens den dritten Platz erreichen, um in die Zwischenrunde einzuziehen. Dabei haben sie das Glück, dass der europäische Ableger des Weltverbands Fiba die EM auf 24 Nationen aufgebläht hat und das Los ihnen neben den scheinbar übermächtigen Franzosen die schlagbaren Mannschaften Großbritanniens, Belgiens, Israels und der Ukraine zuteilte. Allerdings müssen diese Gegner in fünf Spielen in sechs Tagen bezwungen werden, die Substanz der jungen Mannschaft wird angesichts des nahezu pausenlosen Programms heftig strapaziert werden. Da hilft es natürlich nicht, dass Bayern Münchens offensiv hochbegabter Flügelspieler Robin Benzing nach wochenlanger Verletzung „komplett unfit“ (Menz) zum Team stieß und nun auch noch auf der ungewohnten Position des Power Forwards auflaufen muss, weil dem Trainer dort die Alternativen fehlen.

20 Jahre nach dem ersten und bislang letzten EM-Titel der deutschen Basketballer bahnt sich also wohl kaum eine weitere Sensation an. Das Erreichen der Zwischenrunde liegt trotzdem im Bereich des Möglichen, eine Platzierung unter den besten sechs Mannschaften Europas und die damit verbundene Qualifikation für die WM 2014 in Spanien scheint aber nahezu ausgeschlossen. Der Blick von Frank Menz und seinen Vorgesetzten beim DBB richtet sich ohnehin eher auf die EM 2015, die Jugend soll noch ein wenig weiter reifen.

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