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Weißer Ritter. Wenn Murat Didin nicht gerade am Spielfeldrand lamentiert, fädelt er Sponsorendeals für Basketballvereine und -ligen ein.

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Basketball: Murat Didin: Der Spielmacher

Er ist ein Mann mit Kontakten: Murat Didin ist nicht nur Trainer des Alba-Gegners Düsseldorf, sondern einer, der das große Geld besorgt.

Berlin - Wie auf dem Basar – türkischer Geschäftsmann kauft deutschen Basketball-Verein und installiert sich selbst als Trainer. Die Zeile, mit der der Fernsehsender WDR neulich einen Beitrag ankündigte, klingt gut, aber sie stimmt so nicht. Sie hat einen wahren Kern, aber sie ist eben nur einer von vielen Mythen, die Murat Didin umranken. Der 55-Jährige gastiert heute (20 Uhr) mit seinem Team, den Giants Düsseldorf, bei Alba Berlin. Doch bei Murat Didin nur über das Sportliche zu sprechen, wäre so, wie einen Eisberg nur oberhalb des Wassers zu betrachten.

Dabei ist die Spitze beeindruckend genug: Seit fast 30 Jahren ist er Basketball-Coach, trainierte die türkische Nationalmannschaft und führte die Skyliners Frankfurt 2005 zur deutschen Vizemeisterschaft. Dazu ist er als fuchtelnder Derwisch am Spielfeldrand eine echte Attraktion. Doch was Didin zur wohl schillerndsten Persönlichkeit der deutschen Basketball-Liga macht, ist seine Umtriebigkeit abseits des Basketball-Courts.

Vorsichtig ausgedrückt: Murat Didin ist ein Mann mit Kontakten. „Ich bin ein bekannter Mann in der Türkei und kenne viele Leute aus der hohen Gesellschaft“, sagt Didin über sich. Als Frankfurter Trainer besorgte er der deutschen Basketball-Liga (BBL) den seit Jahren vergeblich gesuchten Ligasponsor, ein türkisches Elektronikunternehmen, und half bei der Rückkehr ins frei empfangbare Fernsehen. Zuletzt rühmte sich Didin, auch der Europaliga einen Namenssponsor vermittelt zu haben. Und als Bundespräsident Christian Wulff neulich den türkischen Staatspräsidenten besuchte, stand Didin daneben und verteilte Giants-Trikots.

Düsseldorf ist Didins bisher größter Coup. Der Verein, der 2008 die Lizenz des Rekordmeisters Leverkusen übernommen hatte, war im Sommer pleite und sportlich abgestiegen. Innerhalb kürzester Zeit trieb Didin zwei türkische Sponsoren auf, die Düsseldorf eine Wild Card für 100 000 Euro besorgten, um weiter in der BBL spielen zu können. Zeitgleich wurde er auch Trainer der Düsseldorfer. Ein Umstand, der den Fernsehsender WDR in einem Beitrag dazu veranlasste, von Verhältnissen „wie auf dem türkischen Basar“ zu sprechen und davon, dass „deutsche Basketballvereine käuflich“ seien.

Didin hat der Beitrag sehr verärgert. „Ich bin Trainer und kein Abramowitsch, der sich Chelsea kauft“, sagt der Türke. Düsseldorf habe ihn erst gefragt, ob er Trainer werden wolle, dann habe er sich auf Sponsorensuche gemacht, und nicht umgekehrt. Ihm gehe es einzig darum, Basketball dank seiner Kontakte in der Gesellschaft zu verankern. „Wenn ich Geschäftsmann wäre, warum habe ich dann meine Provision für den Ligasponsoren-Deal an Frankfurt abgetreten?“, fragt er. Jan Pommer, Geschäftsführer der BBL, bestreitet, dass Didin überhaupt eine Provision erhalten habe. Er habe lediglich als Fürsprecher geholfen. „Daraus leitet sich auch kein Anspruch auf bevorzugte Behandlung ab“, sagt Pommer.

Ein Indiz dafür könnte sein, dass Düsseldorf nach sieben verlorenen Spielen Tabellenletzter ist. Dabei hat Didin das ganze Team ausgetauscht und seit Sommer 14 neue Spieler verpflichtet; drei von ihnen hat er schon wieder weggeschickt. Das Erste, worüber er am Telefon spricht, ist: „Wir brauchen noch zwei neue Spieler – wenn wir sie über Sponsoren finanzieren können.“ Wenn einer kann, dann er.

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