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Bayer 04 Leverkusen - Borussia Mönchengladbach

© dpa

Bayer Leverkusen: Heynckes + Hyypiä = Herbstmeister

Trainer und Abwehrchef haben großen Anteil an Leverkusens Spitzenposition zur Winterpause. Beide strahlen eine Souveränität aus, die früheren Bayer-Teams oftmals gefehlt hat.

Die Harmonie war überall zu spüren, fast konnte man sie mit den Händen greifen. In der Mixed Zone sprachen die glücklichen Bayer-Profis von der wundervollen Bundesliga-Hinrunde, die sie am Samstag ungeschlagen auf Platz eins abgeschlossen hatten. Sportdirektor Rudi Völler fand, die damit verbundene inoffizielle Herbstmeisterschaft sei „eine schöne Belohnung für ein erfolgreiches Team“. Der Glücklichste von allen war Leverkusens Trainer Jupp Heynckes, der nach dem 3:2 (1:1) gegen Mönchengladbach gar nicht aufhören wollte zu schwärmen. Von den Fortschritten, die seine Mannschaft gemacht habe, von ihrer neuen Reife. „Wir können jetzt Spiele drehen“, sagte der 64-Jährige, dessen Mannschaft in der eisigen heimischen Arena in der zweiten Halbzeit nach einem 1:2 gegen starke Borussen wiedergekommen war. Die Herbstmeisterschaft als Halbtitel bedeute ihm wenig, fügte Heynckes hinzu: „Es zählt Platz eins, den wollen wir am liebsten verteidigen.“

Saisonziel bleibt offiziell dennoch nur die Teilnahme an einem europäischen Wettbewerb, noch nicht einmal auf die Champions League will sich der Trainer festlegen. Doch das ist Taktik. Die Tugenden Bescheidenheit und Gelassenheit sind für Heynckes essenziell auf dem Weg zum Erfolg. So hat der engagierte Jugendförderer in seinem halben Jahr in Leverkusen viel erreicht. Stürmer Stefan Kießling, 25, mit zwölf Toren erfolgreichster Angreifer der Hinrunde, hat seine Hektik abgelegt und spielt so gut, dass ihn Völler sogar schon mit Marco van Basten vergleicht. Bayern-Leihgabe Toni Kroos, 19, der gegen Gladbach erstmals in der Bundesliga zwei Tore schoss, zaubert im offensiven Mittelfeld mit spielerischer Leichtigkeit. Auch Spieler wie Daniel Schwaab, 21, und Stefan Reinartz, 20, bekamen aufgrund der Verletzungen der Stammspieler Simon Rolfes und Michal Kadlec viele Einsätze. Sie erledigten ihre Aufgaben souverän. In der Rückrunde wird Bayer auch wieder auf den von seinem Kreuzbandriss genesenen Stürmer Patrick Helmes, 25, bauen können, der in der vergangenen Saison 21 Tore erzielte. Das sind gute Aussichten.

Der wichtigste Mann in dem erfolgreichen Bayer-Konstrukt ist jedoch keiner der vielen jungen, sondern ein älterer Herr: Abwehrchef Sami Hyypiä, 36. Auch in den vergangenen Jahren zeigte Bayer oft hübschen Offensivfußball. Doch in der Abwehr waren die Mannschaften instabil. Wie Künstler, die nur in günstiger Atmosphäre ihre schönen Werke schaffen können, verzagten sie, wenn sie mit den Widrigkeiten der Fußballwelt, etwa Gegentoren oder ungerechten Schiedsrichterentscheidungen, konfrontiert wurden. Besonders hart erwischte es sie in der Vorjahres-Rückrunde, als sie im ungeliebten Ausweichquartier Düsseldorf versagten und nur Tabellen-Neunter wurden. Nun aber haben sie den erfahrenen Anführer, nach dem Leverkusen in den vergangenen Jahren vergeblich gefahndet hatte. Der Finne, der vom FC Liverpool kam, ist der Stabilisator in der Defensive, zudem geht meistens die Spieleröffnung von ihm aus. Sein Stellungsspiel ist brillant, bei Kopfbällen ist der 1,93-Meter-Mann fast unschlagbar. Neben Hyypiä spielt Manuel Friedrich plötzlich um Klassen besser als im Vorjahr. Nur 13 Gegentore hat Bayer kassiert, 2008 waren es nach der Hinrunde 21.

Heynckes gönnt Hyypiä, der sich nach den Maßstäben des Spitzenfußballs bereits im Greisenalter befindet, zur Schonung mehr freie Tage als den jungen Profis. Denn er weiß, was passiert, wenn der Finne nicht spielen kann. Die einzige Niederlage, das 1:2 in Kaiserslautern in der zweiten Pokal-Runde im September, kassierte Leverkusen im einzigen Spiel ohne Hyypiä, der damals wegen einer Erkältung fehlte. Als der Finne Ende Oktober in Schalke in der 74. Minute verletzt ausgewechselt wurde, führte Leverkusen 2:0. Danach war es um die Harmonie im Team geschehen. Das Spiel endete 2:2.

Christiane Mitatselis

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