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Leverkusen

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Bayer Leverkusen: Jetzt mal im Ernst

Leverkusen agiert nicht mehr so forsch wie früher – dafür aber erfolgreich.

Es hörte sich wie eine Entschuldigung an. „Ich möchte an die Zuschauer appellieren, dass sie trotzdem die Spieler anfeuern, auch wenn wir mal den Ball hinten herum laufen lassen“, sagte Bruno Labbadia und machte dabei ein schuldbewusstes Gesicht. Dabei hatte seine Mannschaft mit 2:1 gegen den FC Schalke gewonnen und dadurch die Tabellenführung in der Fußball-Bundesliga verteidigt.

Aber: Der Trainer von Bayer Leverkusen hat das Spiel des Teams seit seinem Amtsantritt zu Saisonbeginn verändert. Und offenbar befürchtet er noch immer, dass ihm die Fans das ein wenig übel nehmen. Labbadias Veränderungen machen sich besonders in den Heimspielen bemerkbar. Rückpässe wurden in Leverkusen in früheren Tagen mit lauten Protestpfiffen der Anhänger quittiert. Heute werden sie kommentarlos ertragen. Das war nicht nur beim Sieg gegen die Westfalen zu beobachten. Auch das Derby gegen Köln oder die Partie gegen Wolfsburg sind Beispiele dafür, dass Bayer 04 nicht mehr dieses forsche Team der Vorjahre ist, dass mit jugendlichem Elan und spielerischer Überlegenheit versucht, den Gegner gleich zu Beginn einer Partie zu überrumpeln. Und das dann zu häufig von der Naivität geleitet in den nächsten Konterangriff läuft und trotz aller Überlegenheit als Verlierer vom Platz geht.

Unter Bruno Labbadia hat seit Saisonbeginn eine größere Ernsthaftigkeit auf dem Platz Einzug gehalten. „Geduld“ ist das neue Wort, das der 42-Jährige etablieren will. Zu dieser Eigenschaft gehört es, dass sich die Spieler an die taktischen Vorgaben halten. „Was herausragend bei unserer Mannschaft ist, ist die Systemtreue und die taktische Disziplin“, sagt Labbadia. Für ihn ist dies der Schlüssel für diese bisher überaus erfolgreiche Saison, vor der wohl nicht einmal die intim-

sten Vereinskenner den Leverkusenern eine solche Rolle in der Bundesliga zugetraut hätten.

Sie führen die Tabelle mit effizientem und doch zum richtigen Zeitpunkt erfrischend offensiven und technisch hochwertigen Fußball an. Die besondere Stärke und eigentliche Überraschung aber ist die Defensiv-Arbeit. Mit gerade einmal 15 Gegentreffern bilden sie die drittbeste Abwehr der Liga und treten damit den Beweis an, dass attraktives, wenn auch kontrolliertes Angriffsspiel und defensive Kompaktheit sich nicht ausschließen. Einzige Ausnahme bildet bisher das 3:3 beim Karlsruher SC.

Die Leverkusener Offensive hat ebenfalls an Stärke gewonnen. Von Labbadia neu geordnet, ergänzen sich die Angreifer nun optimal. So erledigt der unter Labbadias Vorgänger Michael Skibbe auf der rechten Außenbahn eingesetzte Stefan Kießling nun vor allem die Laufarbeit in der Zentrale neben Patrick Helmes, der sich mit Treffern dafür bedankt. Beide Angreifer haben zusammen mittlerweile 16 der insgesamt 31Treffer erzielt und damit großen Anteil am hinter Hoffenheim zweitbesten Angriff der Liga. Und mit dem Brasilianer Renato Augusto haben sich die Leverkusener vor Saisonbeginn erheblich verstärkt.

Einziger Wermutstropfen bleibt, dass Bayer Leverkusen derzeit über maximal 14 Spieler verfügt, die auf diesem Niveau agieren können. Bei Verletzungen mehrerer Spieler stößt der Kader schnell an seine qualitativen Grenzen. „Wir werden auch künftig nicht sehr viel Geld ausgeben können“, sagt Bruno Labbadia. „Wir sind froh, dass wir im Sommer was machen konnten.“

Mit dem noch am Rücken verletzten Bernd Schneider kommt in der Rückrunde zumindest ein Akteur zurück in den Kader, der sich des Beifalls des Publikums sicher sein kann.

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