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Sport: Bayern brauchen jeden Mann

Ismael fällt lange aus, Hargreaves darf nicht weg

Beim Bundesliga-Start am Freitagabend hatte er noch zu den zentralen Stützen im Spiel der Bayern gezählt. Beim souveränen 2:0-Erfolg über Borussia Dortmund organisierte Owen Hargreaves das Mittelfeldspiel des Rekordmeisters, initiierte manchen Angriff und bestätigte die Kluboberen in ihrem Vorhaben, den Weggang von Michael Ballack aus der eigenen Belegschaft zu kompensieren. Doch nur fünf Tage später wächst der Wunsch des 25-jährigen englischen Nationalspielers, ebenfalls auf die Insel zu wechseln.

Manchester United, das bereits im Januar wegen Hargreaves beim FC Bayern angefragt hatte, ist bereit, 25 Millionen Euro Ablöse für den quirligen Mittelfeld-Allrounder zu zahlen. Bislang haben die Bayern einen Verkauf des Eigengewächses ausgeschlossen; Hargreaves hofft darauf, dass sein aktueller Arbeitgeber ihn doch noch aus dem bis 2010 laufenden Vertrag entlässt.

Bei seinem Vereinstrainer stoßen Hargreaves’ Abwanderungspläne derweil auf minimale Gegenliebe. „Ich plane nicht damit, Spieler abzugeben. Schon gar nicht Owen“, sagte Felix Magath der „Bild“-Zeitung. Seine personellen Planspiele sind ohnehin eingeschränkt: Am Dienstag zog sich Abwehrspieler Valerien Ismael einen Schien- und Wadenbeinbruch zu. Er wurde umgehend operiert und wird mindestens ein halbes Jahr fehlen. Indirekt könnte sich Ismaels Ausfall auch auf die Causa Hargreaves auswirken: Als Ismael-Ersatz stand im Vorjahr Andreas Ottl bereit, der zuletzt im Mittelfeld spielte. Würde Ottl nun wieder für die Abwehr eingeplant, wöge Hargreaves’ Weggang möglicherweise umso schwerer.

Owen Hargreaves will allerdings nicht im Streit aus München scheiden. „Ich habe mich immer sehr wohlgefühlt beim FC Bayern, schließlich bin ich in dem Verein groß geworden. Auch zu Manager Uli Hoeneß habe ich ein gutes Verhältnis, das ich nicht aufs Spiel setzen will“, sagte Owen Hargreaves dem Tagesspiegel und fügte an: „Es ist nicht mein Stil, jetzt alles zu tun, nur um den Verein zu verlassen. Aber ein Wechsel nach Manchester wäre ein sehr wichtiger Schritt für meine Karriere“, sagte Hargreaves, an dem offenbar auch Tottenham und Arsenal interessiert sind. Nach fünf Profijahren sei es nun „der ideale Zeitpunkt“ für einen Wechsel.

Als 16-Jähriger war Hargreaves 1997 aus seinem Geburtsland Kanada nach München ins Juniorteam des FC Bayern gewechselt und hatte sich in der Saison des Münchner Champions-League-Sieges 2001 in die Profimannschaft gespielt. Im Jahr 2000 hatte der Sohn einer walisischen Mutter und eines englischen Vaters erstmals das Nationaltrikot getragen, damals das der U 21.

Bereits Anfang 2003 hatte er erwähnt, nach der Weltmeisterschaft nach England wechseln zu wollen. Vergangenen Oktober jedoch hatte er seinen Vertrag bei den Bayern trotz guter Angebote aus dem Ausland um vier Jahre verlängert. Nach überzeugenden Auftritten bei der WM stieg seine Popularität in England erheblich; jüngst wurde er nachträglich zum englischen Spieler des Turniers gewählt. Wie stark die Wertschätzung ihm gegenüber gestiegen ist, kann Hargreaves zurzeit hautnah erleben. Anlässlich des ersten Länderspiels unter dem neuen Nationaltrainer Steve McClaren gegen Griechenland weilt der Mittelfeldspieler auf der Insel.

Sollten die Bayern dem Wunsch ihres Spielers dennoch nachgeben, könnten sie sich mit einer angenehmen Gewissheit trösten. Die Rekordablösesumme von 25 Millionen Euro, noch dazu für einen selbst ausgebildeten Spieler, stünde als Chiffre für das lukrativste Transfergeschäft, das je ein Bundesliga-Verein abgewickelt hätte.

Daniel Pontzen[München]

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