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Sport: Bayern drücken den Ökoschalter - Auch in Haching taugt das alte Rezept: abwarten und zuschlagen

In zahlreichen Geräten unseres modernen Lebens gibt es einen Economy-Schalter. Damit lässt sich bei geringerem Energieaufwand ein meist ebenso achtbares Ergebnis erzielen.

In zahlreichen Geräten unseres modernen Lebens gibt es einen Economy-Schalter. Damit lässt sich bei geringerem Energieaufwand ein meist ebenso achtbares Ergebnis erzielen. Auch der FC Bayern München scheint eine derartige Vorrichtung zu besitzen. Mit Blick auf die abgelaufene Woche könnte man zu diesem Ergebnis kommen. Dem Auftakt beim torlosen Unentschieden in Hamburg folgte ein 4:1-Sieg gegen Bayer Leverkusen, bei dem der Münchner Trainer Ottmar Hitzfeld überaus stolz darauf war, dass man mehrfach "im eigenen Stadion kontern konnte". Drei Tage später folgte dann dieses 2:0 bei der SpVgg Unterhaching, in deren übersichtlichem Kleinstadion vorher seit Mitte 1998 kein anderer mehr obsiegt hatte.

Die Leistung gegen die brav rackernden Vorstädter war sparsam. Locker wurde der Ball verschoben, meist quer oder zurück und zwischendurch geduldig auch die Großchancen ertragen, die erst Bayerns Torwart Oliver Kahn gegen Oliver Straube und später der Pfosten gegen Markus Oberleitner zerstörte. Bayerns Nationalspieler Mehmet Scholl gab nach dem Spiel ganz ungeschönt zu: "Wir haben ehrlich gesagt nicht mehr getan, als unbedingt nötig war. Aber das hat zum Sieg gereicht."

Dieses Aussagen haben ihm viele, nicht nur aus Unterhaching, als Arroganz ausgelegt. Doch wer meint, dass diese Bayern, nach wie vor involviert in allen Wettbewerben samt diverser Nationalteams, derzeit etwas anderes darbieten sollten, der lebt wohl in einer Parallelwelt des Fußballs. Gegen Unterhaching schien es gar zu reichen, die zweite Equipe auf den Rasen des Ministadions zu entsenden. Die späten Tore von Paulo Sergio und Mehmet Scholl waren Konsequenz des ökonomischen Spielkonzepts, das Manager Uli Hoeneß so umriss: "Wir haben abgewartet und zugeschlagen".

Doch auch die rotierenden Bayern scheinen ihre Grenzen zu haben. Im Sturm lief erst etwas, als in der zweiten Hälfte Giovane Elber ins Spiel kam. Angriffs-Azubi Roque Santa Cruz zeigte zwar einige technische Feinheiten, kam aber seiner Aufgabe als Torproduzent ebenso unzureichend nach wie dem leichtathletisch so begabten Alexander Zickler, dem bis zu seiner Auswechslung zwar so mancher schöner Lauf, aber kein einziger Torschuss gelang. Die Abwehr hielt leidlich gut zusammen, aber der zeitgleiche Ausfall von Lothar Matthäus und Jens Jeremies (beide hatten gegen Leverkusen die fünfte Gelbe Karte gesehen) wog doch schwerer, als der von irgendwelchen anderen Kickern.

In Abwesenheit der vielen Leistungsträger raffte sich immerhin Stefan Effenberg wieder zur Leitfigur auf. Nach zuletzt unterdurchschnittlichen Darbietungen war er neben Oliver Kahn bester Spieler. Der Mannschaftskapitän organisierte die Spar-Elf bestens und leitete die wenigen nutzbringenden Angriffe mit ein. "Bei mir ist es eben so, dass es nur Extreme gibt - Positiv und negativ". Zwar meinte Effenberg damit seine Darstellung in den Medien, die Aussage kann aber auch als Zusammenfassung seiner bisherigen Leistungen dienen.

Effenbergs Unterhachinger Amtskollege Matthias Zimmermann und die meisten seiner Sportsfreunde fassten das Spiel so zusammen: "Die Bayern waren nicht besser, sondern cleverer." Diese Eigenschaft könnte dem mutipel engagierten Titeljäger noch einige Punkte bringen. Wie auch der übermäßige Respekt der Gegner. Schließlich meinte doch der Unterhachinger Danny Schwarz: "Wenn man verlieren darf, dann gegen die Bayern". Warum eigentlich?

Detlef Dresslein

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