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© AFP

Bayern-Gegner Maccabi Haifa: Grün und gut

Bayerns Gegner Maccabi Haifa hebt sich im israelischen Fußball wohltuend vom Rest ab. Der Klub überraschte in der Champions-League-Qualifikation mit cool herausgespielten Siegen, setzt auf die Jugend und wird professionell geführt.

Eyal Golasa konnte sich am Samstag nicht so recht zwischen Zuversicht und Ehrfurcht entscheiden. „Es gibt keinen Grund, vor Bayern München Angst zu haben“, sagte der 17 Jahre alte Mittelfeldspieler nach Maccabi Haifas 3:1 über Hapoel Ramat Gan. Beim Gedanken an das Champions-League-Spiel am Dienstag würde er zwar „Schmetterlinge im Bauch“ verspüren, gab der talentierte Spielmacher zu, „aber nicht so viele, dass es mich nervös machen würde“.

Maccabi Haifa, Israels Meister, hat mit seinen unverschämt cool herausgespielten Siegen in der Qualifikation gegen Red Bull Salzburg die eigenen Landsleute ein wenig überrascht. Normalerweise kann man sich ja darauf verlassen, dass die israelischen Fußballer im entscheidenden Moment vor lauter Schmetterlingen furchtbar ins Flattern kommen. Erst vorige Woche war der Nationalmannschaft mal wieder das Kunststück gelungen, sich in ihrer WM-Gruppe mit einem unsäglichen 0:1 gegen Lettland selbst vorzeitig zu disqualifizieren. Haifas zweite Teilnahme an der Champions League bestätigte dagegen abermals die Sonderstellung der Grünen: In ganz Europa findet man wohl keinen führenden Klub, der sich vom Rest in seinem Land so wohltuend abhebt.

Dass Maccabi, elf Mal Meister seit 1984, jene Spiele gewinnt, die andere Mannschaften aus Israel verlieren, ist kein Zufall: In der von ausländischen Oligarchen, heimischen Mini-Oligarchen und allerlei windigen Typen bestimmten Liga ist Maccabi der mit Abstand professionellste Verein. Eigentümer Ya’acov Shahar, der mit dem Import von schwedischen und japanischen Autos reich wurde, garantiert seit 1992 finanzielle und sportliche Stabilität.

Gut 36 Millionen Euro hat Shahar, 68, seit 1992 investiert, dabei aber immer weitsichtig gewirtschaftet. Shahar nahm sich ein Beispiel an europäischen Strukturen und schickte Geschäftsführer Itamar Chizek als Hospitant zu Spitzenklubs wie Olympique Lyon. Das Trainingszentrum sucht in Israel ebenso seinesgleichen wie die Jugendakademie, in der fast alle israelischen Stars der vergangenen Jahre ausgebildet wurden. Nur das städtische Stadion entspricht nicht internationalen Standards. Die Uefa-Richtlinien verlangen für die Champions League den Umzug ins Nationalstadion nach Tel Aviv, wo am Dienstag 40 000 Besucher erwartet werden.

In der Industriestadt Haifa leben Juden und Araber verhältnismäßig friedlich zusammen. Maccabi, das sich seit Jahrzehnten im sogenannten arabischen Sektor engagiert und eine Reihe von Muslimen zu israelischen Nationalspielern gemacht hat, transzendiert so als einziger Klub die religiösen und politischen Spannungen. Die Bayern werden auf eine technisch starke, offensiv ausgerichtete Mannschaft treffen. „Die„grünen Affen“, Maccabis Ultras, tolerieren kein Abwarten. Von Trainer Elischa Levy ist zudem das Bonmot überliefert, dass man selbst dann weiter angreifen müsse, „wenn man 0:0 führt“.

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