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Sport: Bayern ist kein Ausland

Miroslav Klose wechselt nicht innerhalb der Bundesliga – sagt Klaus Allofs

Nur kurz hob Miroslav Klose den Kopf, als in der 82. Minute das Zeichen zur Auswechslung kam. Er klatschte zweimal, dann sank der 28-Jährige erschöpft auf die Ersatzbank. Auch das Publikum im Bremer Weserstadion rührte die Hände nur kurz zum Applaus. Wie ein Nebendarsteller durch den Hinterausgang verschwand der WM-Torschützenkönig am Mittwochabend von der Bühne Champions League. Vorzeitig vom Dienst befreit bei Werders Sieg gegen Sofia. Wieder war es nichts mit einem Treffer geworden, wieder hatte Klose viel versucht, wieder war ihm für seine Verhältnisse nur wenig geglückt. Und doch verübelt ihm das derzeit niemand; erst recht will keiner etwas von einer Krise wissen.

„Miro reißt Räume auf, er legt für die Mitspieler vor, er macht und tut: Er wird zwangsläufig wieder treffen“, sagt sein Trainer Thomas Schaaf, der sich um seinen Torjäger „überhaupt keine Sorgen“ mache, solange er gut spiele. Die Trefferquote des WM-Helden (erst zwei Bundesligatore, keines in der Champions League) ist allerdings verbesserungswürdig. „Er macht nicht das 7:0 gegen Bochum, sondern das 1:0 gegen Bayern – und dann ist alles wieder gut“, sagt Mitspieler Torsten Frings voraus. „Wenn wir immer gewinnen, braucht Miro bis zum Ende der Saison nicht mehr zu treffen“, sagt Sportdirektor Klaus Allofs und schmunzelt.

Doch so einfach ist die Angelegenheit nicht: Klose ist zu ehrgeizig, als dass ihn diese Phase nicht grämen würde. Im Training wirkt er beinahe verbissen – und als er auf seine Torflaute angesprochen und gefragt wird, wann er denn wieder treffe, antwortet er flapsig: „Diese Woche, nächste Woche – schauen wir mal.“ Alle Interviews vor dem heutigen Spitzenspiel gegen den FC Bayern hat Klose abgesagt. Zu lästig ist es ihm, mit den Münchnern in Verbindung gebracht zu werden, nachdem sowohl Bayerns Manager Uli Hoeneß als auch Trainer Felix Magath unverhohlen ihr Interesse geäußert haben.

„Das ist doch eine aufgewärmte Geschichte. Wir sind mit Miro im ständigen Austausch“, sagt Klaus Allofs. Klose hat in Bremen einen Vertrag bis 2008. Allofs dementiert zwar, dass Klose bereits ein konkretes Angebot zur Vertragsverlängerung vorliegt, gleichwohl wird Werders Geschäftsführung seinem bekanntesten und beliebtesten Profi nach der Hinrunde das beste Angebot der Vereinsgeschichte machen. Annähernd fünf Millionen Euro Jahresgehalt will Werder bieten, weit weniger erfolgsabhängig als das bisherige Salär Kloses, das je nach Abschneiden zwischen 2,5 und 3,2 Millionen Euro schwankt. Die Gemengelage ist vertrackt. Kloses Berater Alexander Schütt favorisiert einen Wechsel – auch weil für ihn dann das meiste Geld abfällt. Klose selbst ist unschlüssig. Als er jüngst im Fernsehstudio über die Möglichkeit eines Wechsels zu den Bayern befragt wurde, gab er nur ein karges „Alles ist möglich“ von sich.

Im Grunde kommen nur die großen internationalen Klubs in Mailand und Madrid, London oder Barcelona für ihn infrage. Ein Wechsel innerhalb der Bundesliga scheint ausgeschlossen – auch nach München, zumindest laut Klaus Allofs: „Ich glaube, die Bayern sind kein Thema. Wenn bei Miro ein Wechsel ansteht, wird es das Ausland sein“, sagt der Sportdirektor. „Er weiß, dass wir ein großes Interesse haben, über die Verlängerung seines Vertrages zu reden. Wir sind uns aber auch einig, dass wir sofort aufeinander zugehen, falls etwa der Spieler den Wunsch äußert, er hat dies oder das Angebot und möchte den Klub verlassen.“

Torsten Frings, Kloses einflussreicher Freund, hat dem Nationalmannschaftskollegen geraten, auch die Variante eines Verbleibs in Bremen zu prüfen. Der Wohlfühlfaktor ist bei Klose nicht zu unterschätzen; und er wäre nicht der erste Bremer, der bei einem Wechsel an Leistung und Image einbüßt – Valerien Ismael und Fabian Ernst sind zwei Beispiele. Sie sind allerdings nicht ins Ausland gewechselt.

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