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Sport: Bayern ist so gut wie Meister

Nach dem 3:1 gegen den VfB Stuttgart können die Münchner schon am Wochenende den Titel holen

Einen unglücklichen Eindruck machte Felix Magath nicht, als er um kurz vor acht Uhr im feinen Zwirn auf der Bank des FC Bayern München Platz nahm. Dabei hatte der Trainer sich am Spieltag in einem Interview mit der „Abendzeitung“ erstmals über die Situation in München beklagt: „Mir fehlt hier die Anerkennung“, hatte Magath gesagt und festgestellt, dass „Leistung nicht anerkannt wird – man ist selten zufrieden“. Und auch nach dem 3:1-Erfolg gestern Abend gegen den VfB Stuttgart wird Magath die gewünschten Lobpreisungen für seine Mannschaft vermissen. „Man hat gesehen, dass wir ansehnlichen Fußball spielen können“, sagte Bayerns Manager Uli Hoeneß. „Jetzt ist uns die Meisterschaft nicht mehr zu nehmen. Wir brauchen noch einen Punkt. Wenn wir den nicht holen, sind wir selber schuld.“

Auch wenn Hoeneß das anders sah, war die spielerische Leistung des Fast-Meisters gestern erneut dürftig. Dabei hatte Felix Magath sein Team gegenüber dem Sieg im Pokalfinale am vergangenen Samstag auf mehreren Positionen verändert und dabei die mutigste Variante gewählt: Der gelernte Stürmer Roque Santa Cruz ersetzte den gelbgesperrten Michael Ballack im offensiven Mittelfeld.

Zunächst gerieten die neben Santa Cruz mit Bastian Schweinsteiger und Zé Roberto offensiv ausgerichteten Münchner aber in Rückstand. Bereits nach sechs Minuten köpfte Danijel Ljuboja eine Ecke von Christian Tiffert zur Führung der Stuttgarter ein. Doch die Bayern reagierten prompt. Zwar wurde Lucio bei seinem Vorstoß an der Strafraumgrenze abgeblockt, doch Santa Cruz nahm den Ball auf und schoss zum 1:1 ein. Es war der erste Einsatz des Paraguayers von Beginn an, nach dem er wegen eines Kreuzbandrisses fast ein halbes Jahr pausiert hatte.

„Ich freue mich riesig, dass ich zurück bin“, sagte Santa Cruz. „Die Position hinter den Spitzen kenne ich aus der Nationalmannschaft. Es würde mich freuen, wenn das nächste Saison klappt.“ Santa Cruz war bis zu seiner Auswechslung in der 75. Minute emsig und bemüht, trotzdem erscheint es unwahrscheinlich, dass ihn die Bayern in der nächsten Saison als Ballacks Erben inthronisieren werden. Gestern bewiesen die Münchener erneut, dass Ballack alles andere als unersetzlich ist: Zehn Pflichtspiele hat der Kapitän der Nationalmannschaft in dieser Saison verpasst, die Bayern gewannen alle. Und dass die Münchener diese Serie auch in der elften Begegnung fortsetzten, lag an ihrer viel gescholtenen Effizienz – und glänzendem Timing. Denn eine Minute vor Schluss einer eher schwachen ersten Hälfte setzte sich Owen Hargreaves auf der rechten Seite durch und flankte scharf nach innen, wo Claudio Pizarro aus kürzester Distanz zum 2:1 abschloss. Und nach dem Wiederanpfiff brauchten die Bayern nur fünf Ballkontakte, bis der Ball vor Schweinsteiger lag, der mit einem Linksschuss aus knapp 20 Metern traf.

Zwar bemühte sich der VfB und hatte auch noch Einschussmöglichkeiten durch Ljuboja und Jon Dahl Tomasson, doch die Bayern gewannen verdient. Am Samstag beim 1. FC Kaiserslautern können sie ihre 20. deutsche Meisterschaft perfekt machen. Der Ort ist gekannt: Bereits im letzten Jahr besiegelten sie die Meisterschaft auf dem Betzenberg.

Moritz Küpper[München]

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