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Sport: Bayern München: Training in der Tiefkühltruhe

Ein vorbildlicher Fußballprofi bereitet sich intensiv auf jedes Spiel vor. Stefan Effenberg ist ein vorbildlicher Fußballprofi.

Ein vorbildlicher Fußballprofi bereitet sich intensiv auf jedes Spiel vor. Stefan Effenberg ist ein vorbildlicher Fußballprofi. Deshalb hat er sich so auf das Champions-League-Spiel bei Spartak Moskau (heute, 18 Uhr live auf RTL) vorbereitet: "Ich lege mich in die Gefriertruhe, damit ich mich an die Temperaturen gewöhne." Allerdings war diese Radikalkur vielleicht unnötig. Denn im Moskauer Luschniki-Stadion ist es nicht nur gefriertruhenkalt. Der Rasen dort sah gestern nicht so aus, als könne man dort Fußball spielen. "Ich glaube nicht, dass wir hier morgen Fußball spielen werden. Da brechen sich unsere Spieler alle Knochen", sagte Manager Uli Hoeneß, als er den Platz am Dienstagabend beim Abschlusstraining erstmals zu Gesicht bekam. "Das ist ein ganz schlechter Witz. Das habe ich noch nie erlebt", sagte Oliver Kahn .

Da mögen sich die Bayern-Spieler nach Monaco gesehnt haben. Vor allem der Brasilianer Giovane Elber, der hat sogar für eine Verlegung gebetet. Doch das war schnell vom Tisch, die Bayern müssen sich mit dem Luschniki-Stadion anfreunden, der Moskauer Version eines Hexenkessels: 80 000 heißblütige Zuschauer in eisiger Luft. "Beim Skilanglauf ist es oft noch kälter", sagt Vereinsarzt Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt. Und: "Wir sind alle harte Männer, das macht uns nicht viel aus." Der härteste Mann der Bayern ist natürlich Oliver Kahn. Der wird in kurzen Torwarthosen seinen Arbeitsplatz aufsuchen, allein schon aus psychologischen Gründen: "Ich will denen Angst einjagen." Das Gute an der Kälte hat Kollege Hasan Salihamidzic ausgemacht: "Auf jeden Fall müssen wir viel laufen." Trainer Ottmar Hitzfeld versuchte es inzwischen metaphorisch: "Moskau ist zu Hause eine Macht. Wir müssen uns also nicht nur draußen warm anziehen, sondern auch auf dem Platz." Nicht nur draußen, sondern auch auf dem Platz? Das klingt wie: Nachts ist es kälter als draußen.

Aber Hitzfeld hat andere Sorgen als die Kälte. Gleich sechs Spieler fehlen in Moskau, Vertragsamateur Stefan Kling darf auf einen ersten Einsatz bei den Profis hoffen. Die Sorgen fangen hinten an. Vor dem Torwart in Shorts darf sich wieder mal Patrik Andersson als Abwehrchef versuchen. Der Schwede war zuletzt in der bajuwarischen Liberoparade weit hinter Jens Jeremies und Ciriaco Sforza zurückgerutscht. Aber Jeremies ist gesperrt, Sforza verletzt, genauso wie Alexander Zickler, Roque Santa Cruz, Michael Wiesinger und Slawomir Wojciechowski.

Minus zehn Grad sollen heute Abend herrschen. Damit könnte das "vermutlich kälteste Spiel der Vereinsgeschichte" (Bayern-Pressemitteilung) stattfinden. Wenn es noch kälter wird, entscheidet der Schiedsrichter über eine Absage. Der heißt übrigens Juan Nieto und kommt aus Spanien. Dem Land der Sonne.

Detlef Dresslein

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