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Sport: Begeisterung im Kollektiv

Der Jung-Reporter machte erst gar keinen Versuch, die notwendige Neutralität zu bewahren. "Ich habe eine Dauerkarte von Borussia Dortmund", sagte Alexander Sohn (12), der für die Schülerseite der "Westfälischen Nachrichten" in der Arena Auf Schalke unterwegs war, "aber heute halte ich ganz klar zu Werder.

Der Jung-Reporter machte erst gar keinen Versuch, die notwendige Neutralität zu bewahren. "Ich habe eine Dauerkarte von Borussia Dortmund", sagte Alexander Sohn (12), der für die Schülerseite der "Westfälischen Nachrichten" in der Arena Auf Schalke unterwegs war, "aber heute halte ich ganz klar zu Werder." Der Junge hatte einen vergnüglichen Nachmittag. 4:1 (2:0) gewann Werder Bremen bei den Schalkern und brachte dem Vizemeister der vergangenen Saison damit die erste Bundesliga-Heimniederlage seit dem Umzug in das neue Stadion bei.

Zum Thema Bundesliga aktuell: Ergebnisse und Tabellen Bundesliga-Tippspiel: Das interaktive Fußball-Toto von meinberlin.de Die überwiegende Mehrheit der 60 200 Zuschauer hatte bei weitem nicht so großen Spaß am Spiel wie der fehlgeleitete BVB-Fan. Wobei weniger das über weite Phasen lethargische Auftreten der Schalker auffiel als vielmehr die beeinruckende Vorstellung des Gastes. Werders Trainer Thomas Schaaf, eher zum Arbeiter als zum Rhetoriker geboren, sah sein Team "sehr konsequent, sehr selbstbewusst, und deshalb bin ich sehr zufrieden". Die Bremer haben sechs ihrer sieben letzten Partien gewonnen und auch wenn Schaaf beteuert, "wir wollen uns von Woche zu Woche beweisen und setzen uns keine konkreten Ziele", wird seine Mannschaft langsam, aber sicher zum ernsthaften Anwärter für das internationale Geschäft.

Immerhin hat Werder innerhalb einer Woche den Meister aus München und den Zweiten aus Schalke geschlagen. Einleuchtende Erklärungen für den Höhenflug zu finden fällt Mittelfeldspieler Krisztian Lisztes schwer: "Wir sind gut drauf, dazu kommt ein bisschen Glück, aber warum wir so erfolgreich sind, weiß ich auch nicht." Auf Schalke kam den Bremern der günstige Spielverlauf entgegen. Die ersten beiden Chancen nutzten sie zur 2:0-Führung durch Marco Bode und Ailton. Während die Gastgeber dadurch gezwungen waren, das Spiel zu machen, womit sie sich regelmäßig schwer tun, konnte Werder kontern. Das taten die Bremer dann auch mit großer Lust. Wer so viel in seine Laufarbeit investiert, kann auch ohne die ganz großen Namen gegen Spitzenteams bestehen. "So etwas funktioniert nur, wenn jeder bereit ist, für den anderen zu rennen", sagt Sportdirektor Klaus Allofs, der sich nun in der vielfach kritisierten Personalpolitik seines Klubs bestätigt sieht. "Wir haben die richtigen Spieler geholt und in das bestehende Team eingebaut. Jetzt zeigt die Mannschaft, was mit Disziplin, Begeisterung im Kollektiv möglich ist."

Ein Paradebeispiel des neuen Bremer Stils ist Lisztes. Der Ungar, der in Stuttgart nie aus dem Schatten Krassimir Balakows herauszutreten vermochte, wird im Werder-Ensemble immer mehr zum Leistungsträger. Auf Schalke markierte er zu Beginn der zweiten Hälfte das vorentscheidende 3:0. Die restlichen Tore durch Victor Skripnik und Ebbe Sand waren nur für die Statistik von Bedeutung. Schalke hatte nach dem 1:4 zwar noch eine Vielzahl guter Chancen, doch mehr als den Nachweis, dass Bremens Torwart Frank Rost in der kommenden Spielzeit eine echte Verstärkung für die Schalker sein wird, brachten die letzten 30 Minuten nicht. Die Bremer empfangen nun den ungeschlagenen Spitzenreiter aus Leverkusen mit dem Rückenwind eines begeisternden Auswärtserfolges: "Wir haben gute Chancen, auch dieses Spiel zu gewinnen", sagt Allofs: "Wenn man vier Tore auf Schalke schießt, ist das einfach klasse."

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