zum Hauptinhalt

Sport: Bei Borussia Dortmund hat der Abstiegskampf begonnen, erste Kritik an Trainer Krauss wird laut

Abstiegskampf statt Titelrennen, Kassensturz statt Börsengang, nach nur neun Spielen unter dem neuen Trainer Bernd Krauss bereits Gerüchte um seine baldige Ablösung: Nach dem peinlichen 1:3 (1:2) gegen das bisherige Tabellenschlusslicht Arminia Bielefeld hält beim ehemaligen Weltpokalsieger Borussia Dortmund die Realität Einzug. "Mir fehlen die Worte.

Abstiegskampf statt Titelrennen, Kassensturz statt Börsengang, nach nur neun Spielen unter dem neuen Trainer Bernd Krauss bereits Gerüchte um seine baldige Ablösung: Nach dem peinlichen 1:3 (1:2) gegen das bisherige Tabellenschlusslicht Arminia Bielefeld hält beim ehemaligen Weltpokalsieger Borussia Dortmund die Realität Einzug. "Mir fehlen die Worte. Heute hat für uns der Abstiegskampf begonnen", stammelte BVB-Sportdirektor Michael Zorc nach dem Abpfiff, den ein Großteil der 64 500 Zuschauer schon gar nicht mehr miterlebt hatte.

Denn nach dem 1:3 durch den 100. Bundesligatreffer von Arminen-Torjäger Bruno Labbadia setzte im Westfalenstadion eine Massenflucht ein. Die noch verbliebenen BVB-Anhänger verabschiedeten ihre Versager, die seit sieben Bundesligaspielen ohne Sieg sind, mit einem gellenden Pfeifkonzert. Während die BVB-Profis überwiegend mit gesenktem Haupt die Stätte des Grauens verließen, stellte sich der glücklose Dortmunder Trainer Bernd Krauss, der im neunten Match unter seiner Regie ohne Sieg blieb, den unbequemen Fragen. "Ich gebe nicht auf, jetzt erst recht nicht. Es ist eine schwierige Situation, für den Verein, die Fans, die Spieler und den Trainer. Wir müssen jetzt sehr hart arbeiten, um die Probleme in den Griff zu bekommen", meinte der frühere Gladbacher, der sich in Galgenhumor flüchtete. "Jetzt kommen die leichten Spiele, denn in den nächsten Begegnungen haben wir nicht mehr die Favoritenbürde und können befreiter aufspielen", sagte Krauss angesichts der bevorstehenden Aufgaben bei Werder Bremen, gegen den Hamburger SV und bei Bayer Leverkusen.

Der 42-Jährige hat die Saisonziele korrigiert: "Ich spreche noch nicht von Abstiegskampf. Tatsache ist aber, dass sich das Thema Europacup erledigt hat. Nun müssen wir schauen, dass wir den Abstand zu den unter uns liegenden Klubs vergrößern oder zumindest halten." Krauss, der als Trainer noch nie eine solche Negativserie erlebt hat und Gefahr läuft, den Negativrekord von Horst Köppel in Dortmund (14 Spiele ohne Sieg/Saison 1990/91) einzustellen, hofft schon in Bremen auf Alternativen. "Fredi Bobic und Dede werden nach ihren Gelbsperren wieder dabei sein, eventuell stehen auch Christian Nerlinger, Heiko Herrlich und Stefan Reuter zur Verfügung. Dann sieht es etwas besser aus", meinte Krauss, der angesichts der mentalen Probleme seines Millionärs-Ensembles aber ratlos erscheint. "Das Fleisch ist willig, aber das alleine reicht nicht. Wenn ich den Spielern mal zwei Tage frei gebe, um den Kopf frei zu bekommen, dann fehlen mir zwei Trainingstage. Das ist ein zweischneidiges Schwert", beschreibt Krauss die missliche Lage seiner Mannschaft, die neun Spieltage vor Saisonende nur noch sieben Punkte von der Abstiegszone enfernt liegt.

Derweil wird Kritik an Krauss laut. "Seine disziplinarischen Maßnahmen haben nicht gegriffen. Also müssen wir uns fragen, ob sie richtig oder sinnvoll waren", bemerkte Manager Michael Meier, der auf die Suspendierungen von Victor Ikpeba und Sergej Barbarez anspielte. Wirtschaftlich werde Borussia eine Saison ohne Europacup verkraften, wiederholte Meier, dessen hochtrabende Börsenpläne zunächst aber ad acta gelegt werden dürften. Der ehemalige DDR-Auswahltrainer Bernd Stange, der rund um den Borsigplatz bereits als möglicher Krauss-Nachfolger für die kommende Saison gehandelt wird, gibt sich ahnungslos. "Mit mir hat niemand gesprochen. Das sind reine Spekulationen. Aber Dortmund ist einer der besten Klubs in der Welt", erklärte Stange in Australien, wo er noch bis Mai bei Perth Glory unter Vertrag steht.

Andreas Möller, der große Hoffnungsträger bei der Borussia, der bei seinem Comeback nach dreimonatiger Verletzungspause nach einer Viertelstunde mit einem verwandelten Handelfmeter zum 1:0 für die planmäßige Dortmunder Führung gesorgt hatte, sprach sich für Krauss aus: "Der Trainer hat keine leichte Aufgabe, aber er wird es hinkriegen. Er kann schließlich nichts aus dem Hut zaubern." Der 85-malige Nationalspieler forderte seine Mitspieler auf: "Wir müssen in den nächsten Wochen viel enger zusammenrücken und Punkte sammeln wie die Eichhörnchen."

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false