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Sport: Beifall für die Verlierer

Der HSV bangt nach dem 0:2 gegen Bayer um den Lohn für eine starke Saison – und erhält Trost

Von Karsten Doneck, dpa

David Jarolim wechselte zur Pause das Hemd. Triefnass und verdreckt hatte das ehedem weiße Trikot seinen Oberkörper umhüllt, die Nummer 14 auf dem Rücken war selbst aus nächster Nähe nur noch zu erahnen. Das schmutzige Kleidungsstück des 26-Jährigen war auch ein Symbol: Der Hamburger SV hatte gegen Bayer Leverkusen auf dem regennassen Rasen der AOL-Arena Einsatz und Eifer gezeigt und eine Fülle an Torchancen herausgeholt – und am Ende 0:2 (0:1) verloren. Es war die dritte Niederlage des HSV in den letzten vier Heimspielen. Zuvor war die Mannschaft gegen den VfB Stuttgart (0:2) und Borussia Dortmund (2:4) punktlos geblieben, hatte nur gegen Mönchengladbach (2:0) drei Zähler geholt. Ausgerechnet zu Hause verspielten die Hamburger also in diesem Jahr womöglich ihre Meisterschaftschance.

Doch die Niederlage gegen Leverkusen wurde dem HSV nicht einmal übel genommen. Schon gar nicht von den Fans auf der Nordtribüne. „Unfassbar, die haben uns trotz des 0:2 am Ende mit Beifall verabschiedet“, sagte Trainer Thomas Doll. Und auch Dietmar Beiersdorfer, der Sportchef, beklagte sich nicht. „Unsere Jungs haben alles gegeben, deshalb gibt es keinerlei Vorwürfe“, sagte er. Dass allein der Brasilianer Ailton in den ersten 23 Minuten drei nahezu geniale Vorlagen von Sergej Barbarez nicht zu Toren verwerten konnte – vergessen und vergeben. Zumal in Jörg Butt im Bayer-Tor ein ehemaliger Hamburger weit über seine Körpergröße von 1,91 Meter hinauswuchs. So konnten Simon Rolfes und Paul Freier mit ihren beiden Toren dem HSV den K.o. versetzen.

„Unser Weg geht weiter“, sagte Doll. Doch wohin? Platz zwei, der die direkte Qualifikation für die Champions League bedeutet, ist noch nicht gesichert (das Spiel der Verfolger Bremen gegen Schalke war bei Redaktionsschluss noch nicht beendet). „Wir haben kein leichtes Restprogramm, da müssen wir uns mächtig strecken“, sagte Bastian Reinhardt. Es folgen zwei Auswärtsspiele beim 1. FC Köln und bei Hertha BSC, zum letzten Saisonspiel gastiert der Konkurrent um Platz zwei, Werder Bremen, in der AOL-Arena.

Ausgerechnet in dieser Situation fehlen den Hamburgern wichtige Akteure; die beiden Führungsspieler Rafael van der Vaart und Daniel van Buyten sind verletzt. Auch Stefan Beinlich, Nigel de Jong und Raphael Wicky muss Thomas Doll zum Teil schon wochenlang ersetzen. Gegen Leverkusen hatte der HSV nur noch sechs statt der sonst üblichen sieben Spieler auf der Bank, und bei einem Namen wie Volker Schmidt kam selbst mancher HSV-Fan ins Grübeln: Volker wer?

Die Hamburger haben sich damit abgefunden, dass die Meisterschaft verspielt sein dürfte. „Wenn du Meister werden willst, musst du solche Torchancen, wie wir sie hatten, auch nutzen“, sagte Bastian Reinhardt. Dagegen stand die Meinung von Thomas Doll. „Wir hätten noch ein paar Stunden weiterspielen können und trotzdem kein Tor geschossen“, sagte der Trainer. Der HSV sucht seit längerem eine Sturmverstärkung. Für Ailton werden, sofern er über das Saisonende hinaus bleiben soll, 1,75 Millionen Euro Ablöse fällig. Die „Hamburger Morgenpost“ berichtete davon, dass der tschechische Nationalstürmer Milan Baros für etwa acht Millionen Euro von Aston Villa nach Hamburg wechseln wird. Ein Vorvertrag existiere bereits, es gebe allerdings einen Haken. Der Vertrag gelte nur, wenn sich der HSV direkt für die Champions League qualifiziert.

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