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Sport: Berliner HC: Eine bekloppte Saison

"So bekloppt wie dieses Jahr", sagt Friedel Stupp, "war eine Saison noch nie." Der Trainer der Hockeyspielerinnen vom Berliner HC und alle, die diese Sportart verfolgen, sind zwar Kummer gewohnt.

"So bekloppt wie dieses Jahr", sagt Friedel Stupp, "war eine Saison noch nie." Der Trainer der Hockeyspielerinnen vom Berliner HC und alle, die diese Sportart verfolgen, sind zwar Kummer gewohnt. Doch die Olympiasaison übertraf alles. Acht Spieltage absolvierte die Bundesliga zwischen dem 9. April und dem 14. Mai, vier zwischen dem 17. und 25. Juni und die beiden letzten am 7. und 8. Oktober. Dazwischen lagen Europacup, die Olympischen Spiele und viel Vorbereitung darauf. Der Erfolg war bekanntlich dürftig: Das deutsche Team belegte in Sydney nur Rang sieben.

Als seine Nationalspielerinnen Natascha Keller, Inga Möller und Katrin Kauschke aus Australien zurückkehrten, hat Stupp deshalb zu einer ungewöhnlichen Maßnahme gegriffen: Er setzte sie in den beiden letzten Rundenspielen nicht ein. "Sie sollten ihren Frust verdauen und nicht gleich wieder die Koffer packen", sagte er. Das war gut gemeint, hätte aber schlecht ausgehen können. Der BHC verlor prompt in Frankfurt und Rüsselsheim, rutschte von der Tabellenspitze der Bundesliga Süd auf Rang drei ab und verlor damit sein Heimrecht im Viertelfinale um die Deutsche Meisterschaft. Und das, wo die Endrunde an diesem Wochenende im Berliner Hockey-Olympiastadion stattfindet. Zum Glück für die Veranstalter aber nun doch mit Berliner Beteiligung, denn der BHC gewann im Viertelfinale das schwere Spiel beim Großflottbeker THGC in Hamburg mit 2:1. Die Torschützinnen: Keller und Kauschke.

Stupp durfte sich bestätigt fühlen. "Wir sind zum Glück immer in der Lage, uns gegen stärkere Mannschaften zu steigern." Übertriebenen Respekt müsse der siebenmalige Deutsche Meister und Titelverteidiger ohnehin vor niemandem haben, glaubt er: "Wenn wir dahin kommen, wo wir am Anfang der Saison waren, ist egal, gegen wen wir spielen." An der Favoritenrolle des BHC hat sich nichts geändert. Nach der Hinrunde der Bundesliga lag er ohne Gegentor an der Tabellenspitze. Ehe es "bekloppt" wurde. Auch der Heimvorteil spricht für den BHC. Mit einem Torverhältnis von 27:1 wurden alle sieben Heimpartien gewonnen, der Rüsselsheimer RK hielt sich beim 0:2 noch am besten. Die Hessinnen sind morgen (15.30 Uhr) Halbfinalgegner der Berlinerinnen im Olympiastadion; ab 13 Uhr kämpfen Klipper Hamburg und Rot-Weiß Köln um den anderen Endspielplatz.

Das BHC-Team tritt an diesem Wochenende zum letzten Mal in der gewohnten Besetzung an. Wibke Weisel wechselt zu Blau-Weiß Köln, Britta Schütz zu Schwarz-Weiß Köln. Katrin Kauschke (29), Inga Möller (27) und Irina Kuhnt (32) tragen sich mit dem Gedanken, ihre Karriere demnächst zu beenden. Auch der Vertrag des Trainers läuft im Dezember aus. Aber darüber, sagt Stupp, "mache ich mir jetzt vor der Endrunde doch keine Gedanken!" Wäre ja auch wohl bekloppt.

Dietmar Wenck

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