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Gemeinsam sind wir stark. Der Berliner Julius Jenkins (l.) erzielte nur zwei Punkte, Alba gewann trotzdem souverän.

© dapd

Basketball-Europacup: Alba siegt vereint gegen die Millionäre

Den Triumph im Basketball-Eurocup gegen Samara deutet Alba Berlin als Beleg für echten Teamspirit. Die Philosophie namens "Mannschaft schlägt Einzelkönner" zahlt sich auch in Europa aus, wo viele Teams finanziell und personell besser ausgestattet sind.

Berlin - Die Sensation war perfekt, von Euphorie war aber nichts zu spüren. Gerade hatte Alba das Starensemble von Krasnye Krylia Samara 88:64 abgefertigt und den zweiten Sieg im zweiten Eurocup-Spiel eingefahren, da schlichen die Spieler recht gleichgültig durch die Arena am Ostbahnhof. „Wir haben noch vier schwere Gruppenspiele“, murmelte Hollis Price. Und Derrick Allen, mit 19 Punkten Topscorer der Partie, sagte: „Wir haben morgen wieder Training und am Sonntag ein Topspiel gegen Frankfurt, da bleibt keine Zeit zum Feiern.“ So sieht der Basketball-Alltag aus, bei zehn Spielen in fünf Wochen bis Jahresende.

Nur einer strahlte nach dem Heimsieg. „Es ist schön zu sehen, dass wir mit Alba- Teambasketball eine Millionentruppe wie Samara schlagen können“, sagte Team-Manager Mithat Demirel. In der Tat können die Berliner und Trainer Luka Pavicevic den beeindruckenden Sieg als Beleg dafür nehmen, dass sich ihre Philosophie namens „Mannschaft schlägt Einzelkönner“ auch in Europa auszahlt, wo viele Teams finanziell und personell besser ausgestattet sind. Auch Samara. Der erst 2009 gegründete Klub verfüge über den „vierfachen Etat von Alba“, schätzt Geschäftsführer Marco Baldi, „locker im zweistelligen Millionenbereich“, glaubt Demirel.

So verpflichtete Samara etwa kurzfristig vor dem Spiel Qyntel Woods. Der US-Amerikaner war vergangene Saison Topscorer der Europaliga, nachdem die NBA den Forward wegen illegaler Hundekämpfe in seinem Haus geschasst hatte. Doch in Berlin irrte der 29-Jährige in elf punktlosen Minuten genauso umher wie seine gut bezahlten Mitspieler im runderneuerten Team. „Man hat heute gesehen, dass starke Individualisten nicht reichen, wenn das Zusammenspiel nicht funktioniert“, stellte Trainer Pavicevic fest. „Wir sind heute auf ein starkes Team mit starken Schwierigkeiten getroffen, die wir ausgenutzt haben.“

Und so war es am Ende kaum zu sagen, ob Alba nun so souverän gewonnen hatte, weil die Berliner so stark oder die Gäste so schwach waren. „Man muss uns auch einmal ein bisschen Verdienst zuschreiben“, sagte Spielmacher Price. „Wenn wir verlieren, war es unsere Schuld, wenn wir gewinnen, war der Gegner schwach – wir haben heute einfach gut gespielt, so war es.“ Und das, obwohl in Julius Jenkins, der nur zwei Punkte erzielte, ein wichtiger Offensivfaktor weggebrochen war. „Das zeichnet uns aus: Wenn Julius einen schlechten Tag hat, dann bieten sich andere an“, stellte Demirel fest. Und die Teamleistung stimmte, jeder der zwölf eingesetzten Spieler traf. In der Tat lebt Albas System von der Ausgeglichenheit: In zehn Liga- und Eurocup-Partien hatten die Berliner bereits sechs verschiedene Topscorer. Nach endlosen Passpassagen und gestellten Blöcken kommt nur der zum Wurf, der die beste Position hat. „Das mag manchmal schwerfällig anzuschauen sein und ist gerade für junge Spieler wie Lucca Staiger am Anfang schwer zu erlernen – aber es funktioniert“, sagt Demirel. Auch in der Defensive: „Samaras Könner kann man gar nicht eins gegen eins verteidigen, aber bei uns kam sofort ein Mitspieler zur Hilfe.“

Die Alba-Automatismen greifen trotz acht neu verpflichteter Spieler schon bemerkenswert gut. Und so sieht es aus, als hätte der Eurocup-Finalist der Vorsaison wieder gute Chancen, in diesem Wettbewerb einige Runden weiter zu kommen. Wie gut die Aussichten sind, wird sich in den nächsten beiden Spielen gegen die Italiener von Caserta herausstellen, die ebenfalls mit zwei Siegen in die Eurocup-Gruppe H gestartet sind.

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