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Chancenreicher Außenseiter. Die Tasmania-Mannschaft um Salvatore Rigoli (r.) hat im Finale gute Karten, obwohl der Gegner Viktoria zwei Klassen höher spielt.

© Imago

Berliner Pokal-Finale: Tasmania Berlin: Schluss mit der Negativ-Leier

Tasmania Berlin steht für den Negativrekord in der Bundesliga. Am Mittwochabend will der Klub im Berliner Landespokalfinale gegen den FC Viktoria 89 mal wieder positiv auffallen.

Gut geschlafen? Hat Detlef Wilde seit einigen Nächten nicht mehr. Wenn er sich ins Bett legt, kommt die Anspannung. Wenn er aufsteht, ist sie bereits wach. Wilde wird sie einfach nicht los, diese verdammte Anspannung. Wie auch? Am Mittwochabend ist für ihn aus sportlicher Sicht der aufregendste Tag seit vielen Jahren.

Detlef Wilde ist Vorstandschef von Tasmania Berlin, jenem Klub, der ab 19 Uhr im Jahnsportpark gegen Viktoria 89 Berlin um den Berliner Pokalsieg spielt. Der Gewinner trifft in der ersten Runde des DFB-Pokals auf Eintracht Frankfurt und darf sich über rund 100.000 Euro freuen. „Eine Stange Geld“, sagt Wilde. Erst Recht für einen Verein, der in der sechsten Liga spielt. Feierabendfußball also.

So tief ist Tasmania abgerutscht, der ehemalige Bundesligist, der in der Saison 1965/66 einen Negativrekord für die Ewigkeit aufstellte: Nur zwei Siege gelangen Tasmania während dieser Spielzeit, 15 geschossenen Toren standen 108 Gegentore gegenüber. Schlechter war seitdem keine Mannschaft mehr.

„Die alte Leier“, Wilde kann sie nicht mehr hören. Viele Leute verbinden den Namen Tasmania bis heute automatisch mit Misserfolg. „Deshalb ist es ganz gut, dass wir im Pokalfinale stehen und mal wieder positiv auf uns aufmerksam machen können“, sagt Wilde. Es ist das erste Lebenszeichen seit langer Zeit. Vor 43 Jahren stand der Verein zum letzten Mal im Berliner Pokalfinale. Nach der Jahrtausendwende verschwand der Verein mit dem zwischenzeitlichen Namen Tasmania Gropiusstadt sogar bis in die Bezirksliga. „Das war zwar bitter, tat uns auf der anderen Seite aber auch gut, weil wir uns finanziell konsolidieren konnten“, sagt Wilde.

Der Trainer kommt das Gambia, das Geld aus Mitgliedsbeiträgen und von kleineren Sponsoren

Heute speist sich der Etat laut Wilde aus Mitgliedsbeiträgen und kleineren Sponsoren. Dass Tasmania für Sechstligaverhältnisse einen Kader von überdurchschnittlicher Qualität aufbieten kann, will der Vorstandschef nicht allein auf finanzielle Aspekte zurückführen. „Viele Spieler haben bereits in der Jugend bei uns gespielt und sind aus alter Verbundenheit zurückgekommen. Und der Trainer war sicher auch ein Grund“, sagt er.

Der Trainer, das ist Abou Njie, ehemaliger Nationalspieler aus Gambia, einst in Wattenscheid, Leverkusen und bei TeBe Berlin unter Vertrag. Jedoch dürfte Geld auch ein Grund gewesen sein, zu Tasmania zu wechseln, in Spielerkreisen gilt der Klub als liquide Adresse. Einige Spieler haben bereits in höheren Ligen gespielt und verfügen über reichlich Erfahrung, etwa Salvatore Rogoli, Safa Sentürk oder Walid Enani. Ihretwegen gilt Tasmania im Jahn-Sportpark als ernstzunehmender Gegner für den Regionalligisten Viktoria 89, obwohl beide Teams zwei Ligen trennen. „Wir sind auf keinen Fall chancenlos", sagt Wilde, dem es mit der sportlichen Leitung gelungen war, in der Winterpause einige hochkarätige Fußballer zu holen.

Wie gut die aktuelle Mannschaft ist, bekam im Halbfinale der Berliner AK zu spüren. Der Regionalligist und Pokalsieger von 2012 verlor 1:2. Auch in der Berlin-Liga verfügt Tasmania dank einer grandiosen Rückrunde mit vierzehn Siegen und zwei Unentschieden noch über Aufstiegschancen. Zwei Spieltage vor Schluss liegt der Klub einen Punkt hinter Hertha Zehlendorf. „Der Pokalsieg wäre mir aber lieber“, sagt Wilde. Dann hätte Tasmania unabhängig vom Ausgang der Liga etwas gewonnen. Und Detlef Wilde könnte wieder ruhig schlafen.

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