zum Hauptinhalt
Der Mann, den alle lieben. Robert Bartkos Popularität in Berlin ist ungebrochen. Wenn sein Name vom Hallensprecher aufgerufen wird, johlen die Fans besonders laut.

© dpa

Berliner Sixdays: Runden für den Rollentausch

Nach einem Gagenstreit startet Robert Bartko wieder beim Sechstagerennen in Berlin – der 37-Jährige will vor allem den Publikumsliebling von morgen anlernen.

Ruhepausen sehen für viele Menschen anders aus. Aber Radprofis sind hart im Nehmen, erst recht bei Sechstagerennen. „Mir macht das nichts aus“, sagt Robert Bartko, „ich kenne den Zirkus ja seit Jahren.“ Wenige Meter hinter seiner Strandkorb-Kabine knattern die Steher im Windschatten ihrer Motorräder vorbei, Benzingeruch liegt in der Luft. Robert Bartko hat an diesem Eröffnungsabend des Berliner Sechstagerennens gerade die ersten Wettkampf-Runden absolviert, jetzt studiert er unter Höllenlärm ein Blatt Papier: der Zwischenstand nach der großen Jagd im Zweier-Mannschaftsfahren. „Lief ganz gut“, sagt Robert Bartko knapp. Kurze Pause. „Es ist einfach ein tolles Gefühl, wieder hier zu fahren.“

Bartko und die Berliner Sixdays, das war im vergangenen Jahr ein Politikum. Weil die finanziellen Vorstellungen des 37-Jährigen nicht mit denen der Veranstalter übereinstimmten, hatte er gar nicht erst teilgenommen. Er, der zweifache Goldmedaillengewinner von Sydney, dreimalige Sieger von Berlin und Titelverteidiger von 2011 – ein gefundenes Fressen für den Boulevard. „Das war für beide Seiten nicht gut“, sagt Bartko heute. Dem gebürtigen Potsdamer fehlte sein alljährliches Heimspiel und dem Sechstagerennen sein Publikumsliebling. In diesem Jahr ist Bartko nun wieder am Start, weil sich ein privater Sponsor gefunden hat, der seine Gage zahlt. Über die Vermittlungsgespräche mit den Organisatoren sagt er: „Wir haben das wie Männer gemacht, uns ein paar Worte an den Kopf geworfen und den Streit dann abgehakt.“ Jetzt solle es „nur noch um Sport gehen“.

Bartkos Popularität hat unter dem Disput ganz offensichtlich nicht gelitten. Wenn sein Name vom Hallensprecher aufgerufen wird, johlt das Volk auf den Rängen noch einmal besonders laut und greift zur Trillerpfeife. Auf dem Parkett lächelt er im Minutentakt in irgendeine Kamera oder schreibt Autogramme. Zudem gibt es eine sportliche Mission zu erfüllen: „Ich will meine Erfahrung an Theo weitergeben“, sagt Bartko.

Theo, Nachname Reinhardt, ist sein aktueller Teamkollege. In Bremen ist Bartko in der vergangenen Woche noch mit dem Niederländer Peter Schep gefahren. „So ist das Geschäft“, sagt er zwar, „aber das mit Theo ist für längere Zeit geplant, zumindest beim Rennen hier“. Auch Reinhardt verfügt nämlich über Lokalkolorit, er ist in Berlin geboren und aufgewachsen, ein potenzieller Bartko von morgen. So weit will der 22-Jährige allerdings noch nicht gehen. „Vor zehn Jahren saß ich als kleiner Steppke im Publikum und habe meinem Vorbild Robert Bartko zugejubelt“, sagt Reinhardt und setzt sich neben ihn in die Teamkabine. „Deshalb ist es für mich in erster Linie eine große Ehre, jetzt mit ihm zu fahren und von ihm zu lernen.“ Und wie ist es nach wenigen gemeinsamen Trainingseinheiten um die Feinjustierung im Team bestellt? „Wir müssen noch an uns arbeiten“, sagt Reinhardt. „Aber der Anfang war gut“, ergänzt Bartko und klopft seinem 15 Jahre jüngeren Kollegen auf die Schulter. „Theo hat großes Potenzial.“ Trotzdem rechnet sich das Gespann keine ernsthaften Chancen auf den Gesamtsieg aus. Irgendwo zwischen Rang vier und sechs wollen sie einlaufen.

Bis zum finalen Lauf müssen Bartko und Reinhardt aber noch einige hundert Runden im Oval abreißen. Zeit, um die Abstimmung unter Wettkampfbedingungen zu verbessern. Und natürlich für einen persönlichen Auftrag. Bartko sagt: „Irgendwann will ich auf der Tribüne sitzen und zusehen, wie Theo beim Sechstagerennen in Berlin gewinnt.“

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false