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Berlins Mannschaft des Jahres hat mit dem Sieg im Pokal über den HSV ein weiteres dickes Ausrufezeichen gesetzt.

© dpa

Füchse siegen weiter: Außenseiter, Spitzenreiter

Die Füchse eilen auch im Pokal von Erfolg zu Erfolg - und schlagen jetzt sogar den großen HSV. Trotzdem pflegen die Berliner aber weiter ihre Rolle als Handball-David.

Berlin - Den Kopf ein wenig eingezogen und mit einem Blumenstrauß in der Hand, so nahm Bob Hanning die Glückwünsche entgegen. Er genoss diese Minuten nach dem 31:27 der Füchse im Achtelfinale des DHB-Pokals gegen den Titelverteidiger HSV Hamburg. Angetan von der Kampfkraft, Moral und letztlich dem Erfolg sei er natürlich, sagte der Geschäftsführer des Berliner Handball-Bundesligisten. Noch dazu, da er ja einige Zeit beim Gegner die Aufbauarbeit als Trainer mitgestaltet habe. Aber er habe „auch zwiespältige Gefühle“. Dann erklärte der Taktikfuchs, ihm mache der Höhenflug des Teams von Trainer Dagur Sigurdsson auch Angst. Während zu ihm die Gesänge der Fans aus der Schmeling-Halle durchdrangen, die Spieler in der Kabine das hochemotionale Spiel feuchtfröhlich nachbereiteten, erklärte Hanning: „Ich stelle mir jetzt vor, dass wir uns in der Bundesliga sogar für die Champions League qualifizieren. Ich wüsste gar nicht, wie das dann weitergehen soll.“

So langsam aber muss sich Hanning mit diesem Szenario beschäftigen. Denn den Füchsen, dem Ligazweiten hinter dem HSV, ist dieser Coup zuzutrauen. Doch Hanning bremst. „Unser Umfeld ist nach den Erfolgen bereits dabei, uns als Denkmal auf einen Sockel zu stellen“, erklärt er, „um uns dann nach den garantiert kommenden nicht so tollen Leistungen wieder herunterzustoßen.“ Deshalb genieße er zwar den Augenblick, aber appelliert zugleich, die Realität nicht aus den Augen zu verlieren.

Er meinte damit vor allem das wirtschaftlich Machbare. „Wir müssen kontinuierlich wachsen, auch in diesem Bereich“, sagt er. Bis 2013, wenn sein Vertrag ausläuft, möchte Bob Hanning die Füchse so weit entwickelt haben, dass sie „von einer Person nicht mehr abhängig sind“. Ob er damit seinen Abschied meint, das habe er noch nicht entschieden. Zumindest „vom Herzen her“ würde er gern bleiben.

Bis dahin stehen noch einige Spiele an. Nur jetzt nicht dem Größenwahn verfallen, so lautet die Botschaft, die hinter Hannings mahnenden Worten in der Stunde des großen Erfolges steht. Denn neben den Siegen in dieser Saison gegen die Branchengrößen Kiel, Hamburg und Flensburg sowie dem Unentschieden gegen die Rhein-Neckar Löwen, gab es auch äußerst mühsam erkämpfte Erfolge gegen vermeintlich leichte Gegner wie Balingen und Hamm. Deshalb betrachten die Füchse die kommenden Bundesligaspiele in Wetzlar am Samstag und dann bis zum Jahreswechsel gegen Magdeburg und Hannover sowie in Lübbecke als den wahren Gradmesser auf dem Weg nach Europa. Gegen diese Teams können die Füchse nicht mehr mit der Außenseiterrolle kokettieren, wie sie es noch vor dem Pokalspiel gegen Hamburg taten. Erst wenn die Saisonaufsteiger aus Berlin auch Spiele aus der Favoritenrolle souverän beherrschen, sind sie tatsächlich ein Spitzenteam.

Dass ihr Selbstvertrauen enorm gewachsen ist, geben alle bei den Füchsen zu. Trainer Dagur Sigurdsson sprach nach dem Sieg über den HSV vom „bisherigen Höhepunkt meiner Arbeit in Berlin“. Dabei hat er auch die wichtige Erkenntnis gewonnen, dass er nicht nur auf die gegen den HSV überragenden Silvio Heinevetter im Tor, Sven-Sören Christophersen (8 Tore), Alexander Petersson (7) und den Abwehr-Strategen Denis Spoljaric sowie Torsten Laen bauen kann. Hanning lobte explizit auch Konrad Wilczynski (3 Tore), Mark Bult (3) und Michal Kubisztal (2), die als Wechselspieler maßgeblich zum Erfolg beigetragen haben. In der noch bevorstehenden kräfteraubenden Saison sieht er sie sogar als für den Erfolg möglicherweise ausschlaggebende Spieler an.

Am kommenden Dienstag in der Halbzeitpause des Füchse-Spiels gegen Magdeburg wird der Viertelfinalgegner im Pokal ausgelost. Gespielt wird die nächste Runde am 2. März. Mit einem Sieg würden die Füchse erstmals das Final Four in Hamburg erreichen und zugleich die Vereinskasse um 150 000 Euro entlasten. „Das wäre zu schön, um wahr zu sein“, sagt Bob Hanning, kommt aber gleich wieder auf sein Ausgangsthema zurück: „Noch haben wir nichts, nur zwei große Chancen – eine in der Bundesliga und eine im Pokal.“ Die Wahrscheinlichkeit einer Teilnahme an einem großen internationalen Wettbewerb ist also recht hoch. Wenn die Füchse und ihr Geschäftsführer die Angst davor in den Griff kriegen.

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