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Silvio Heinevetter, 25, spielt seit Saisonbeginn für die Füchse.

© ddp

Handball: "Geburt echter Männer"

Silvio Heinevetter spricht im Interview mit dem Tagesspiegel über das Finale der Füchse-Handballer.

Herr Heinevetter, müssen wir uns Sorgen um Sie machen?
In Bezug worauf denn?

Auf Ihre Nerven. In Gummersbach geht es für die Füchse Berlin um die Qualifikation für den Europapokal. In solchen Situationen kommt es schon mal vor, dass Sie ausflippen.

Ich werde mit sehr viel Leidenschaft agieren, keine Frage, hinterher komplett fertig vom Parkett gehen. Aber letztlich ist es auch nur ein Handballspiel.

In dem es um viel geht ...

Ja, aber ich tue mich schwer damit, dass diese 60 Minuten über unsere Saison entscheiden sollen. Ich finde, wir haben uns richtig gut in der Bundesliga etabliert.

Was ist in Spielen wie dem in Gummersbach anders?

Da werden echte Männer geboren, dafür lebt ein Sportler. Im Europapokal findet das dann alles noch auf einer emotional viel höheren Stufe statt.

Was erwartet Ihr Team in der Eugen-Haas-Halle in Gummersbach?

Erst einmal eine Mannschaft mit einer Riesentradition, ein gerade gekürter Europacupsieger. Ansonsten eine eklige Halle, die sehr eng ist und in der dadurch ein besonderes Fluidum herrscht. Ich hätte lieber in der weitläufigen Arena in Köln gespielt.

Worin liegt die Chance der Füchse?

Im Teamgeist. Wir müssen uns alle richtig in das Spiel reinkämpfen und ich muss überragend halten. Hoffentlich fällt unser Regisseur Bartlomiej Jaszka nicht aus, der in der Woche krank war. Ohne ihn, der zuletzt in Superform war, wird es noch viel, viel schwerer.

Hoffen Sie auch auf einen hohen Sieg des wahrscheinlichen Meisters THW Kiel in Großwallstadt, so dass sie wegen des besseren Torverhältnisses gegenüber Großwallstadt in den Europapokal rutschen?

Wir müssen unsere eigene Leistung bringen, dürfen uns nicht auf andere verlassen.

Warum war Ihre eigene Leistung in der ersten Saisonhälfte noch nicht so stark, wie sie jetzt ist?

So schlecht fand ich mich gar nicht, anfangs lief es doch ganz gut. Aber insgesamt musste sich im neuen Team erst einmal eine Hierarchie entwickeln. Und dann ging es auch um das Thema Vertrauen.

Wieso um Vertrauen?

Es ist wichtig, dass sechs bis acht Spieler gesetzt sind, das bringt Selbstvertrauen und steigert die Leistung. Wenn du weißt, dass du bei ein, zwei Fehlern ausgewechselt wirst, bist du verunsichert.

Täuscht der Eindruck, dass Sie lange bei den Füchsen etwas isoliert waren?

Wir mussten uns doch erst einmal zusammenraufen.

Gab es auch Aversionen, nachdem Sie durch Ihre Beziehung zur Schauspielerin Simone Thomalla nahezu täglich in den Schlagzeilen des Boulevards standen?

Den Eindruck hatte ich nicht. Ich trenne das Private auch ganz strikt vom Sport.

Was haben Sie in dieser Zeit gelernt?

Ich habe mir ganz genau gemerkt, wer was über mich berichtet hat. Es gab schon Artikel, die mich sehr geärgert haben. Ich bin vorsichtiger geworden.

Und gereift?

Natürlich, das kommt mir im Tor zugute. Selbstbewusstsein heißt für mich, im Tor die Nummer eins sein zu wollen. Aber ich brauche auch Leute, denen ich vertrauen kann. Die habe ich bei den Füchsen, wie gesagt, wir haben jetzt eine Hierarchie.

Was werden Sie nach dem letzten Bundesligaspieltag machen?

Handball spielen. Erst kommt das All-Star-Game in Berlin, dann geht es mit der Nationalmannschaft in die WM-Qualifikation. Diesmal fahre ich erstmals zur Nationalmannschaft als Nummer eins.

Und als EHF-Cup-Teilnehmer?

Dafür werde ich alles geben – ohne dass sich jemand Sorgen machen muss.

Das Gespräch führte Hartmut Moheit.

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