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© promo

Wegen Babelsberg-Affäre: Planungschaos für Tennis Borussia

Oberligist Tennis Borussia stehen Relegationsspiele um den Klassenerhalt bevor - doch bislang gibt es keinen Gegner, kein Stadion und nicht mal die Sicherheit, dass ein Relegationssieg wirklich den Klassenerhalt bedeutet.

Eigentlich ist die Spielzeit seit dem Wochenende beendet, doch für den Berliner Oberligisten Tennis Borussia ist noch überhaupt nichts geklärt, nicht mal die unmittelbare Zukunft. Die Borussen sicherten sich am letzten Spieltag trotz einer 0:1-Niederlage bei Optik Rathenow den drittletzten Tabellenplatz (14.), der unter gewissen Bedingungen zu Relegationsspielen um den Klassenerhalt gegen den Drittletzten der NOFV-Oberliga Süd berechtigt. Naturgemäß zögert sich die Planungssicherheit durch die Relegation heraus, doch auch bezüglich der Relegationsspiele selbst gibt es noch einige Unklarheiten.

Laut der gültigen Auf- und Abstiegsregelung des Nord-Ostdeutschen Fußballverbands (NOFV) bestreiten die 14. der beiden Oberliga-Staffeln nur dann eine Relegation, wenn nicht mehr als ein NOFV-Verein aus der Regionalliga absteigt. Sind es zwei, fällt die Relegation in der Oberliga aus und beide steigen ab.

Türkiyemspor steht schon lange als Absteiger aus der Regionalliga fest, daher galten die bangen Blicke von Tennis Borussia bis vor kurzem dem 1.FC Magdeburg. Der rettete sich am vorletzten Spieltag mit einem Sieg bei Hannover 96 II. Zumindest die Relegation schien gesichert, vorausgesetzt, man würde den 14. Tabellenplatz am letzten Spieltag behaupten.

Jetzt richtet sich die Aufmerksamkeit plötzlich auf die chaotischen Geschehnisse bei Babelsberg 03. Der Zwangsabstieg des Drittligisten scheint sicher, entscheidend aber ist die Frage, in welcher Liga der von verschiedenen Affären und Schulden gebeutelte Klub den Neuanfang unternehmen wird. Geht es für Babelsberg tatsächlich in die Oberliga, könnte dies wiederum den direkten Abstieg für die 14. der beiden Staffeln bedeuten, ohne Relegation.

Laut NOFV-Geschäftsführer Holger Fuchs ist ein solches Szenario nicht ausgeschlossen. Trotzdem wird der NOFV die Termine für die Relegationsspiele am Mittwoch festlegen. Ob bis dahin klar ist, was mit Babelsberg geschieht, ist fraglich. Somit könnte es auch zu dem Extremfall kommen, dass die Relegationsspiele ausgetragen werden, sich aber hinterher feststellt, dass trotzdem beide absteigen. Der TeBe-Vorsitzende Andreas Voigt hofft deshalb, dass noch vor den Relegationsspielen eine Klärung herbeigeführt wird. "Das wäre natürlich bitter, wenn man die Relegation gewinnt und sich hinterher immer noch nicht freuen kann. Der Sieger soll auch die Sicherheit haben, dass er es endgültig geschafft hat."

Allerdings ist Voigt auch zuversichtlich, dass Babelsberg nicht bis in die Oberliga gehen wird. Selbst ein Verbleiben in der 3. Liga hält er für realistisch. Dazu freilich bräuchte Babelsberg neue Geldgeber. Und auch im Falle eines Absturzes in die Oberliga sieht Voigt noch Spielraum, den Abstieg seiner Tennis Borussia zu verhindern. "Die NOFV-Regularien sehen nur Fälle von Regionallisten vor, die in die Oberliga zwangsabsteigen. Für Drittligisten gibt es keine explizite Regelung". Es stünde also ein Präzedenzfall bevor, der Verband müsste eine Einigung herbeiführen. In diesem Fall würde Voigt an die Vernunft des Verbands appellieren, sich auf eine Notlösung mit einem zusätzlichen Startplatz im nächsten Jahr einzulassen. "Wir sind der Meinung, dass es nicht sein kann, dass Oberligisten für die Misswirtschaft in der 3. Liga bluten müssen."

Da für das Relegationsduell noch nicht einmal der Gegner von TeBe feststeht, muss zumindest eine Frage bis Mittwoch abschließend geklärt sein: das Schicksal des Traditionsklubs FC Sachsen Leipzig. Der Verein wurde in der NOFV-Oberliga Süd sportlich Zehnter, steht aber vor der Auflösung. Werden die Sachsen erwartungsgemäß als erster Absteiger ans Tabellenende gesetzt, rücken die darüber liegenden Teams um einen Platz auf. Gegner Tennis Borussias in der Relegation wäre dann nicht mehr der aktuelle 14. VfL Halle, sondern der SC Borea Dresden. Regionalligist RB Leipzig, der zwischenzeitlich versucht hatte, die Oberliga-Lizenz von Sachsen Leipzig für seine Zweite Mannschaft zu übernehmen, erklärte Ende letzter Woche seinen Rückzug von diesem Vorhaben.

Und noch ein Problem haben die Borussen aus Charlottenburg: Ihre Heimstätte, das Mommsenstadion im Eichkamp, ist gesperrt. Anlässlich der Frauen-WM hat das Sportamt per Vertrag mit der Fifa zugesichert, dass das Kanadische Team das Stadion als Trainingsstätte nutzen kann. Nach aktuellem Stand müsste TeBe sein Relegationsheimspiel also andernorts austragen. "Das wäre ein Riesennachteil für uns. Neulich schon sind wir auf den Rasenplatz am Kühler Weg ausgewichen, und die Jungs haben hinterher gesagt, dass sich das nicht wie ein Heimspiel angefühlt hat. Das sei schlimmer als ein Dorfplatz, keine Tribüne, nichts", berichtet Voigt. Deshalb steht er in ständigem Kontakt mit Herrn Schönfeld vom Sportamt Charlottenburg, der laut Voigt alles versucht, eine Ausnahmegenehmigung für Tennis Borussia zur Nutzung des Mommsenstadions zu erreichen.

Sich sportlich auf die anstehenden Spiele vorzubereiten ist für TeBe-Trainer Markus Schatte und seine Mannschaft sicherlich keine leichte Aufgabe. Dem Coach bereitet die Ungewissheit rund um Babelsberg die größten Sorgen. "Die Spieler haben ja auch davon mitbekommen und wissen, dass sie trotz eines Sieges am Ende mit leeren Händen dastehen könnten" Dadurch sei es problematisch, die Spieler ausreichend zu motivieren. Trotzdem versucht er, seine Jungs so gut es geht auf die Partien einzustellen. Zunächst allgemeiner, ab Mittwoch dann auch mit Fokus auf den dann feststehenden Gegner. Und spätestens bis zum Rückspiel sollte dann auch die Causa Babelsberg geklärt sein, hofft zumindest der Trainer.

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