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Torwart Marc-Andre ter Stegen, Torwart Kevin Trapp, Torwart Bernd Leno (v. l.) rangeln sich um die Position hinter Manuel Neuer

© dpa

Bernd Leno, Marc-André ter Stegen: Sind sie in der Nationalmannschaft überfordert?

Marc-André ter Stegen und Bernd Leno sind auf Vereinsebene Ausnahmetorhüter. In der Nationalelf aber unterlaufen ihnen kuriose Aussetzer.

Als Rudi Völler noch Teamchef war und die deutsche Nationalelf mal wieder einen weiteren Tiefpunkt einer an Tiefpunkten reichen Zeit erreicht hatte, sagte er mal einen Satz, der den Zustand des deutschen Fußballs damals treffend charakterisierte und für Jahre Bestand haben sollte. Alles dürfe bei Turnieren passieren, nur eben Michael Ballack nicht ausfallen.

Diese Zeiten sind vorbei, und doch wird sich der eine oder andere deutsche Fußballfan nach dem Spiel gegen Australien beim Confed-Cup am Montagabend gefragt haben, was eigentlich passiert, wenn Manuel Neuer bei der WM in einem Jahr ausfallen sollte? Sein Vertreter-Kandidat Bernd Leno griff bei seinem Turnier-Debüt zweimal mächtig daneben und ließ damit einen klar zu beherrschenden Gegner aussichtsreich im Spiel. Muss der Völler-Satz von einst umgedichtet werden, wonach alles passieren darf im Land des Weltmeisters, nur Neuer nicht ausfallen?

Eigentlich hatte sich die Torhüternation Nummer eins auf ewig eingerichtet mit Manuel Neuer, dem besten Torwart der Welt und den vielen talentierten Torhütern dahinter. Bernd Leno zum Beispiel, der 25-Jährige Leverkusener, oder Marc-André ter Stegen, ebenfalls 25, der sich beim FC Barcelona durchgesetzt hat. Und erst Kevin Trapp, 26, der das Tor vom Spitzenklub Paris Saint-Germain erfolgreich hütet.

Und dann das. Bernd Leno bot sich die Chance, sich beim Aufwärmturnier für die WM im kommenden Jahr an gleicher Stätte in eine gute Position im Kampf um Platz zwei hinter dem sakrosankten Neuer zu bringen. Doch das ging gewaltig daneben. Zwar versuchte Joachim Löw ihn hinterher in Schutz zu nehmen, wonach Leno „trotz allem“ ein sehr guter Torwart sei, der im Training einen sehr guten Eindruck macht. „Er hat vielleicht mal einen Fehler gemacht, aber das ist für mich kein Problem“, sagte der Bundestrainer. Doch so einfach lassen sich Patzer nicht von der Festplatte löschen.

Sind sie im Trikot der Nationalmannschaft überfordert?

Bernd Leno und Marc-André ter Stegen sind seit Jahren als Kronprinzen ausgeguckt. Doch schon das Debüt ter Stegens in der Nationalelf im Mai 2012 direkt vor der EM ging daneben. Die deutsche Elf unterlag der Schweiz 3:5, ter Stegen machte oft eine unglückliche Figur. Ganz arg für ihn wurde es im Juni 2013, als er bei dem 3:4 im Testspiel gegen die USA einen Rückpass seines Verteidigers Benedikt Höwedes ins Tor kullern ließ. Auf Youtube war diese Szene ein Renner. Nach nur drei Länderspieleinsätzen hatte ter Stegen zwölf (!) Gegentore kassiert. Und nun Leno. Drängt sich die Frage auf, warum ter Stegen und Leno Länderspiele nicht können? Sind sie im Trikot der Nationalmannschaft überfordert?

Was waren das für selige Zeiten, als Deutschland in Oliver Kahn und Jens Lehmann zwei nummer-eins-taugliche Torhüter hatte, als die beiden sich ein heftiges wie emotional aufgeladenes Duell lieferten. Es waren Torhüter auf höchstem Niveau, weshalb für sie in der Nationalelf die Kategorisierung 1a und 1b eingeführt wurde. Für den Boulevard war es ein Torwartkrieg, der erst endete, als Kahn, der von Bundestrainer Jürgen Klinsmann zurückgestuft wurde, seinem Kontrahenten bei der Heim-WM 2006 kurz vor dem Elfmeterschießen im Viertelfinale gegen Argentinien die Hand reichte und Glück wünschte. Das Bild ging damals um die Welt, und Lehmann hielt Deutschland ins WM-Halbfinale.

Bei Leno und ter Stegen hätte es auch so kommen sollen. Beide sind Jahrgang 1992, beide stehen seit der U 17 in direkter Konkurrenz zu einander. Und doch scheint irgendwie der Wurm drin, wenn sie für die Nationalelf spielen. Dabei sind beide Torhüter ausgewiesen begabt, sie haben in ihren Klubs mehrfach ihre Qualitäten unter Beweis gestellt, auch wenn ihnen dort gelegentlich auch Patzer unterliefen. Aber werden sie die große Torhütertradition der Deutschen fortsetzen können, oder fällt das Los auf Kevin Trapp, der lange außen vor war? Ob Leno beim Confed-Cup eine zweite Chance bekommt, ist fraglich. Ter Stegens Patzer sind verjährt, er hätte sie verdient. Am Ende gibt es ja noch Neuer. Der hat sich jetzt seine Auszeit genommen. Wirklich wichtig wird es im nächsten Sommer.

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