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Sport: Besser als das Dream Team?

Berlin. Wenn man schlecht ist, muss man einen Anlass finden, um trotzdem zu feiern.

Berlin. Wenn man schlecht ist, muss man einen Anlass finden, um trotzdem zu feiern. Die Memphis Grizzleys, das drittschwächste Team der nordamerikanischen Basketball-Profiliga NBA, druckte im Januar eine Hochglanzbroschüre, die seither bei jedem Spiel an Journalisten verteilt wurde. „Wählt Pau Gasol zum Rookie of the Year“, stand in jenem Heft. Wenigstens ein Spieler der Grizzleys sollte in dieser Saison einen Titel erringen. Die Mühen lohnten sich, am Ende wurde der Spanier tatsächlich zum besten Neuling der Saison gekürt. Vier andere Europäer sind auf einen ganz anderen Titel aus: die NBA-Meisterschaft.

Wenn heute (ab 0.30 Uhr live auf Premiere) die Sacramento Kings die Dallas Mavericks im Halbfinale der Western Conference empfangen, treffen auch die besten europäischen Spieler in der NBA aufeinander: der Deutsche Dirk Nowitzki und der Jugoslawe Predrag Stojakovic. Bei Sacramento, dem besten Team der regulären Runde, stehen in Hidayet Türkoglu aus der Türkei und Vlade Divac aus Jugoslawien zwei weitere Basketballer des alten Kontinents in der Mannschaft. Bei Nowitzki aber geraten die Experten ins Schwärmen. „Könnt ihr euch vorstellen, wie unser Spiel ohne Nowitzki aussehen würde“, hatte Mavericks-Coach Don Nelson nach dem dritten Play-off-Spiel gesagt. Der 23-Jährige hatte in drei Spielen gegen die Minnesota Timberwolves insgesamt 100 Punkte erzielt und 47 Rebounds gesammelt. In Dallas riefen die Zuschauer: „MVP, MVP“. Sie wollten, dass Nowitzki den Titel als bester Spieler der Liga erhält.

Eine inoffizielle Auszeichnung hat sich der gebürtige Würzburger bereits gesichert. Mit durchschnittlich 23,4 Punkten in 82 Saisonspielen ist er der beste Europäer, der je in der NBA spielte. Er übertraf damit erstmals die Marke von 22,3 Punkten, die Drazen Petrovic aufgestellt hatte. Auch Stojakovic hatte diese Marke im Visier, am Ende aber kam er auf durchschnittlich 21,2 Punkte.

Die Europäer in der NBA werden immer mehr - und immer stärker. Neben Pau Gasol schaffte es der Russe Andrei Kirilenko bei den Utah Jazz zeitweise in die Startformation. Der Franzose Tony Parker entwickelte sich bei den San Antonio Spurs zum Stammspieler, Pau Gasol überzeugte in Memphis. In den Play-offs stehen 26 NBA-Spieler, die nicht im Mutterland des Basketballs geboren wurden. So viele wie nie zuvor. „Die Europäer haben in den letzten Jahren stark aufgeholt“, sagt Kirilenko, „bei der Weltmeisterschaft kann es zum ersten Mal passieren, dass das Dream Team ein Spiel gegen Jugoslawien oder Deutschland verliert.“

Zu Saisonbeginn hatten die Zuschauer in Memphis gerufen: „Gebt Pau ein L, dann hat er wenigstens einen anständigen n.“ Jetzt bejubelten sie den Spanier mit dem seltsamen Vornamen als denjenigen Spieler, der in dieser Saison den einzigen Titel nach Memphis holte. Benedikt Voigt

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