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Sport: Besser wenig als nichts (I)

Union bekommt Geld für den getürmten Chifon

Von Karsten Doneck

Berlin. Heiner Bertram kündigte kürzlich an, er wolle mit aller Härte verhandeln. „Wir haben schließlich nichts zu verschenken“, meinte der Präsident. Der Fußball-Zweitligist 1. FC Union ist nun mal chronisch knapp bei Kasse. Und so sollte Ferdinand Chifon, der Stürmer, der vor dreieinhalb Wochen aus dem Trainingslager in Schneverdingen getürmt war, wenigstens die Summe wieder reinbringen, die Union mal für ihn ausgegeben hat, mithin 75 000 US-Dollar. Das Vorhaben hat nicht ganz geklappt, was die Höhe der Ablösesumme angeht, aber Union hat es immerhin geschafft, sich das Problem Chifon vom Hals zu schaffen. Der Stürmer aus Kamerun wurde jetzt offiziell zum polnischen Erstligisten Pogon Settin transferiert.

Chifon hatte kurz vor Beginn der Saisonvorbereitung bei Union einen Einjahresvertrag bis Juni 2003 unterschrieben. Er war zuvor nur ausgeliehen. Nachdem er dann Hals über Kopf aus dem Trainingslager verschwunden war, tauchte der Stürmer in Polen wieder auf. Von dort aus ließ er wissen, er wolle in Zukunft wieder für seinen vorherigen Klub Pogon Stettin Tore schießen. „Ohne Ablösesumme geht da gar nichts“, erklärte Bertram und schaltete den Deutschen Fußball-Bund ein.

Am vergangenen Mittwoch kreuzte Piotr Werner, Pogons Präsident, erstmals zu Verhandlungen beim 1. FC Union auf. Es kam zu keiner Annäherung der Standpunkte. Werner beharrte darauf, dass Chifon einen gültigen Vertrag bei den Stettinern habe, der Vertrag, den der Spieler mit Union abgeschlossen habe, demnach hinfällig sei. Die Fronten schienen verhärtet, doch schon zwei Tage später meldete sich Pogon wieder bei Union, diesmal kompromissbereiter. Der Rest ging dann ziemlich schnell über die Bühne. Pogon zahlt die Ablösesumme, die bei 50 000 Euro liegen dürfte, in zwei Raten. „Die erste Rate wurde bar bezahlt“, sagt Bertram. Auch um den Rest muss sich Union keine Sorgen machen. „Die zweite Rate ist durch eine Bürgschaft des polnischen Verbandes abgesichert“, sagt Bertram.

Ganz ausgestanden ist die Sache mit Chifon aber noch nicht. Es sind noch ein paar Kleinigkeiten zu regeln, zum Beispiel die Wohnungsübergabe. Chifon soll sein Domizil in Berlin ziemlich fluchtartig verlassen haben, dementsprechend sah die Behausung alles andere als besenrein aus. Obendrein musste Union die Wohnung aufbrechen lassen und folglich das Schloss auswechseln. Für alle in diesem Zusammenhang entstandenen Kosten soll Chifon nun geradestehen.

Bleibt die Frage, warum Chifon partout nicht mehr beim 1. FC Union bleiben wollte. Sein Verhältnis zu Trainer Georgi Wassilew soll schwer gestört gewesen sein. Was wiederum nicht nur an Chifon liegt. Wassilew ist bekannt dafür, dass er kaum mit seinen Profis redet, dass er – bei all seinem fußballerischen Know-how – in der Menschenführung mitunter Probleme hat. Und so ist das Problem Chifon mitunter nur einseitig dargestellt. Es ist vielleicht auch, zum kleineren Teil, ein Problem Wassilew.

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