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Sport: Beste Erinnerungen an Helsinki

HELSINKI .Er scheut dieser Tage die Medien.

HELSINKI .Er scheut dieser Tage die Medien.Immer wieder gefragt zu werden, wo er demnächst anheuere, das nervt.Wer hätte da nicht Verständnis für das Sich-Rar-Machen.Also blieb Häßler auch gestern der Pressekonferenz in Kalastajatorppa fern.Er werde, so Pressesprecher Wolfgang Niersbach, nach der Rückkehr aus Helsinki die Sache mit dem neuen Verein klären.Es sei denn, das hat bis dahin schon seine Frau getan, Angela, die gelernte Kosmetikerin.

An Helsinki hat Häßler gute Erinnerungen.Sehr gute sogar.Vor knapp zehn Jahren, am 31.August 1988, durfte er hier zum ersten Mal das Nationaltrikot überstreifen.Ebenso wie Karl-Heinz Riedle, der nun bei Hertha so im Gespräch sein soll wie es Häßler zuvor war.Es war damals, am 31.August 1988, ein spektakuläres Debüt des Thomas Häßler.Er dribbelte und trickste, gab präzise Vorlagen und schoß aufs Tor, als wäre er schon seit Jahren dabeigewesen.Lobte sein damaliger Teamchef Franz Beckenbauer: "Der spielte so, als ob er schon hundert Länderspiele auf dem Buckel hätte." Ein Lob, das dem 166 Zentimeter kleinen Mann guttat.Von seinen Ideen und seiner Vorarbeit profitierte vor allem Rudi Völler, der zwei Tore schoß.Auch Riedle, der seinen Einstand gleich mit einem Treffer feierte.Den Rest besorgte Lothar Matthäus.Deutschland gewann das WM-Qualifikationsspiel gegen die Finnen 4:0, für Thomas Häßler begannen grandiose Monate.Ein Jahr später schoß er das Tor zum 2:1 gegen Wales, sein erstes im Nationaltrikot, und öffnete damit den Weg zur Weltmeisterschaft in Italien, wo Häßler - inzwischen von Deutschlands Sportjournalisten zum "Fußballer des Jahres" gekürt - zwar eine Talsohle durchschritt, aber sich am Ende doch zu den Triumphatoren zählen durfte.

Aus "Icke", dem schüchternen Berliner Jungen, dessen Bruder Andreas schon früh an Leukämie starb, war ein gestandener Mann geworden.Für Wolfgang Overath war er später "der kompletteste Spieler der Bundesliga", für den Förderer Hannes Löhr "ein begnadeter Fußballer, dem du aber täglich in den Hintern treten mußt".Das muß man schon längst nicht mehr.An Häßler lag es am allerwenigsten, daß der Karlsruher SC in die Zweitklassigkeit stürzte.Hätten sich andere an ihm orientiert, wäre den Badenern das Schicksal wohl erspart geblieben.

Nun, zehn Jahre nach seinem Debüt in der Nationalmannschaft, also wieder Helsinki.Er könnte sich heute vorzeitig selbst beschenken: Am Sonnabend wird Thomas Häßler 32.Wenn es heute nicht klappen sollte, könnte das Häßler an seinem Ehrentag nachholen.An jenem Tag, an dem auch Jürgen Kohler Grund zum Feiern hat.Während Häßler heute zum 92.Male ins Nationaltrikot schlüpft, tut das Kohler am Sonnabend gegen Kolumbien zum 100.Male.Übrigens: Kohler war auch schon dabei, an jenem 31.August 1988.

KLAUS ROCCA

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