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Sport: Bewährungsprobe

Szewczyk darf heute im Pokal für Alba spielen – Best gesperrt

Berlin. In Braunschweig, bei seinem alten Verein, fiel Szymon Szewczyk durch seine wechselnden Haarfarben auf: mal waren sie blond gefärbt, mal hatte er sich noch rote Strähnchen hineinmachen lassen. Derzeit sind die Haare des Polen in schlichtem Braun gehalten, damit hebt er sich nicht ab von den Spielern des Deutschen Meisters.

Wenn man gehässig wäre, könnte man sagen, dass Szewczyk in Berlin zuletzt vor allem durch Unvernunft auf sich aufmerksam gemacht hat: Im Bundesligaspiel gegen Köln kam er genau 51 Sekunden zum Einsatz – in dieser Zeit leistete er sich drei Fouls, und Trainer Emir Mutapcic holte ihn schnell wieder vom Feld. Bei der Niederlage in Trier wurde der 21-jährige Center disqualifiziert, weil er als Ersatzmann aufs Spielfeld gerannt war, um seinen Kollegen bei einer Rangelei beizustehen. Die Regeln besagen, dass in so einem Fall eine Disqualifikation für den Rest des Spiels ausgesprochen werden muss.

„Ich wollte einem Freund helfen, aber ich habe einen Fehler gemacht“, sagt Szewczyk. Er habe sich vorher über eigene Unzulänglichkeiten in der Verteidigung geärgert und vielleicht deshalb so emotional reagiert. Weitere Konsequenzen wird sein Verhalten nicht haben, die Spielleitung der Basketball-Bundesliga entschied gestern, dass er heute im Pokal-Viertelfinale gegen die Skyliners Frankfurt (19.30 Uhr, Max-Schmeling-Halle) wieder spielberechtigt ist. John Best hingegen fehlt den Berlinern. Er wurde wie auch Triers James Havrilla, der die Rangelei begonnen hatte, wegen Unsportlichkeit für ein Spiel gesperrt und muss 1000 Euro Strafe zahlen. Alba erwägt, Einspruch einzulegen, „wenn wir Recht bekämen, müsste das Pokalspiel wiederholt werden“, sagt Manager Carsten Kerner.

In diesem Spiel wird es für Szewczyk darum gehen, zu beweisen, dass er nicht nur durch schrille Haarfarben und Disziplinlosigkeit aufzufallen in der Lage ist. Denn der Basketballer ist wahrlich nicht auf diese beiden Dinge zu reduzieren. Szewczyk wurde 2003 vom NBA-Klub Milwaukee Bucks gedraftet. In Berlin nun soll er Erfahrung sammeln für die NBA. Mutapcic spricht von Unkonzentriertheit, die Szewczyk bisweilen im Weg stehe, Kotrainer Burkhardt Prigge von Unerfahrenheit. „Er hat viel Talent, da meint man, er müsste spielen wie ein 30-Jähriger“, sagt Prigge, aber „seine Entwicklung ist positiv, auch wenn er zum Teil Lehrgeld zahlen muss.“ Positive und negative Phasen wechseln sich ab. Auch in Trier hatte Szewczyk gut begonnen und in elf Minuten Spielzeit acht Punkte erzielt.

Vor zwei Jahren spielte Szewczyk noch in der zweiten polnischen Liga, anschließend in Braunschweig, nun machte er mit Alba in der Europaliga erste internationale Erfahrungen. „Er geht von einem Level zum nächsten“, sagt Mutapcic. In Berlin bekommt der Center deutlich weniger Einsatzzeit als bei den Niedersachsen, macht im Schnitt gut fünf statt 12,7 Punkte. Dafür „ist das Niveau hier viel höher, in jedem Training muss ich versuchen, Jovo Stanojevic und John Best zu stoppen“ – Kerle, die älter und ausgebuffter sind als das bisweilen ungestüme Talent.

„Manchmal ist man zur falschen Zeit am falschen Ort“, sagt Szewcyzk. Manchmal könnte es auch helfen, einfach nichts zu tun – und auf der Ersatzbank sitzen zu bleiben.

Helen Ruwald

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