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Peking 2008 - BMX - Mînner Finale

© dpa

BMX: 36 Sekunden auf der Achterbahn

Es ist der erste Auftritt der Sportart bei Olympischen Spielen. Mit BMX sollen die Spiele jugendlicher werden. Die ersten Goldmedaillengewinner kommen aus Frankreich und Lettland.

Als die Entscheidungen heranrücken, greift sich der Stadionsprecher das Mikrofon und brüllt hinein: „this ist the finaaaaal", ein Amerikaner in den Vierzigern, mit Tattoo auf dem Unterarm, einem Pferdeschwanz und einem Bauch vom Umfang einer Fahrradfelge. Dann fällt oben auf der acht Meter hohen Rampe eine Klappe und acht Frauen stürzen sich auf ihren Fahrrädern herunter, ihre Schultern reiben ständig aneinander, ihre Räder berühren sich, eine stürzt gleich am Anfang und kurz vor dem Ende eine zweite. Nach knapp 36 Sekunden erreicht die Französin Anne-Caroline Chausson das Ziel, sie ist die erste Olympiasiegerin im BMX-Fahren.

Die Schnellste gewinnt, und vielleicht ist es sogar die Richtige. Denn Chausson hat eine lange Vergangenheit auf dem BMX-Rad hinter sich. Mit sechs Jahren fing sie an, weil ihre beiden Brüder auch fuhren, dann wechselte sie aufs Mountainbike, wurde die erfolgreichste Fahrerin überhaupt mit 13 Weltmeistertiteln. Eigentlich hatte die 30-Jährige ihre Karriere nach einer Verletzung schon beendet, aber für die Olympischen Spiele, die ersten für BMX, fing sie wieder an zu trainieren. „Es ist ein Glück, dass ich zurückgekommen bin, was hier bei den Olympischen Spielen passiert, ist großartig", sagt sie und widmet die Goldmedaille ihrem Vater, der im vergangenen Jahr gestorben war.

BMX soll Olympia verjüngen

Olympia soll noch viele andere in den Sattel bringen, so wünschen es sich die BMX-Fahrer. Vor allem aber soll BMX auch auf Olympia abfärben und es jugendlicher machen, ein bisschen mehr Abenteuerspielplatz. Die 400 Meter lange Bahn mit ihrer Startrampe, den vielen kleinen Hügeln und Plateaus für bis zu elf Meter weite Sprünge, den engen Kurven, liegt in Laoshan direkt neben einem Vergnügungspark mit Blick auf Riesenrad und Loopingbahn.

Bei den Männern gehören die Amerikaner zu den Favoriten, denn Amerika ist das Mutterland des BMX. In Kalifornien tauchten in den Sechzigerjahren die ersten Fahrer auf. Und das Finale von Peking findet nun dort zur besten Sendezeit statt. 60000 BMX-Fahrer gibt es in den USA, zehn von ihnen können von ihren Prämien und Sponsoreneinnahmen ein schönes Leben führen, wobei die Prämien auch eine Entschädigung sein können für regelmäßige Schlüsselbeinbrüche und ausgekugelte Schultern.

Am Ende gewinnt ein Lette

Am Ende gewinnt ein Lette, Maris Strombergs. „Bei uns im Land gibt es 120 Fahrer", sagt er. Und jetzt den ersten Olympiasieger dieser Sportart. Doch Strombergs ist schon seit seinem sechsten Lebensjahr BMX-Fahrer und Weltmeister ist er auch. Wenigstens landen auf den beiden Plätzen hinter ihm zwei Amerikaner, Mike Day und Donny Robinson.

Robinson ist 1,65 Meter groß, Day 1,91 Meter. Aber ihre Oberkörper sind beide ähnlich voluminös, mit solchen muskelbepackten Armen kann ihnen der Lenker nicht verrutschen. Mike Day hatte für seine Olympiavorbereitung extra die vergangenen acht Monate in Cula Vista verbracht. Dort, südlich von San Diego, haben die Amerikaner eine Bahn gebaut, die dem olympischen Kurs in Peking ähnelt. Donny Robinson ist auch regelmäßig nach Cula Vista gefahren, „aber ich wohne lieber zu Hause". Das Rennen in Peking sei das beste BMX-Event bisher gewesen, sagt Robinson. „Es ist wie eine Achterbahn, extrem, jede Menge Action. Und wenn wir hier keine gute Show geboten hätten, wären wir gleich wieder von den Olympischen Spiele rausgekickt worden."

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